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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Verkehrsweg-Wüstungen in der <strong>Kulturlandschaft</strong> 163<br />

sondere von dänischer Seite, <strong>für</strong> eine Kanaldurchquerung, <strong>die</strong> letztlich nicht nur<br />

wirtschaftlichen, sondern auch politisch-militärischen Zwecken <strong>die</strong>nen sollte . So<br />

hatte der schließlich zur Ausführung gelangte Eiderkanal durchaus auch <strong>die</strong><br />

Funktion, eine wirksame Staatsgrenze zwischen Dänemark <strong>und</strong> Deutschland zu<br />

bilden . Auch nachdem Holstein 1773 in den dänischen Staat integriert worden<br />

war, hatten <strong>die</strong> Kanalpläne eine Art Absicherung der südlichen Flanke des Reiches<br />

zum Inhalt . Die Truppenbeweglichkeit von Ost nach West sollte dadurch<br />

gestärkt werden <strong>und</strong> ein Hindernis <strong>für</strong> Landheere aus dem Heiligen Römischen<br />

Reich Deutscher Nation geschaffen werden .<br />

Die endgültige Trassenführung des Eiderkanals ist auf einen Plan des Grafen<br />

Heinrich Karl Schimmelmann, des Schatzmeisters Dänemarks, zurückzuführen,<br />

im Zusammenwirken mit Planungen des Generalmajors Theodor von Wegener<br />

aus den Jahren 1774-1776 . Auch <strong>die</strong>ses Kanalprojekt sollte ursprünglich <strong>die</strong><br />

Ostsee bei Kiel mit der Elbe bei Hamburg verbinden . Daß schließlich nur ein<br />

Kanalabschnitt zwischen Kiel <strong>und</strong> Rendsburg unter Ausnutzung des oberen Eiderlaufs<br />

zur Ausführung gelangte <strong>und</strong> ab Rendsburg der alte Eiderfluß bis Tönning<br />

genutzt wurde, hatte zunächst nur provisorischen Charakter . Man hoffte,<br />

später auch noch den Abschnitt bis zur Elbe bauen zu können . Dieses unterblieb<br />

jedoch aus finanziellen <strong>und</strong> politischen Gründen . Zur Ausführung gelangte<br />

schließlich ein Kanalbett mit 10 Fuß Tiefe, also ca . 3,5 m, das <strong>für</strong> Schiffe bis zu<br />

300 t geeignet war . Das waren <strong>für</strong> <strong>die</strong> damalige Zeit erstaunliche Ausmaße, <strong>die</strong><br />

<strong>für</strong> große Teile des europäischen Wasserstraßennetzes, insbesondere <strong>für</strong> das französische,<br />

noch heute Gültigkeit haben . Die Spiegelbreite des Eiderkanals wurde<br />

auf 31 m, <strong>die</strong> Sohlenbreite auf 17 m festgelegt . Die 34 km lange Kanalstrecke<br />

zwischen Kiel <strong>und</strong> Rendsburg hatte einen Höhenunterschied von insgesamt<br />

knapp 10 m zu überwinden . Dieses geschah mit Hilfe von jeweils drei Kammerschleusen<br />

<strong>für</strong> den Auf- <strong>und</strong> drei <strong>für</strong> den Abstieg . Die Schleusen hatten Ausmaße<br />

von 35 x 7,8 m . Der Kanal wurde im Scheitelgebiet von dem Flemhuder See<br />

gespeist, der vom Obereiderlauf durchflosen wurde . Wassermangel herrschte hier<br />

nicht. Der Eiderkanal wurde 1784 eröffnet <strong>und</strong> 1785 <strong>für</strong> den internationalen<br />

Verkehr freigegeben . Auf dem Kanal wurde getreidelt ; nördlich befand sich ein<br />

Treidelpfad <strong>für</strong> Pferde (ca . 5 m breit), südlich des Kanals ein etwas schmälerer<br />

Pfad <strong>für</strong> Menschenkraft . Auf dem unteren Eiderlauf konnte bei günstigem Wind<br />

gesegelt werden, so daß <strong>die</strong> Kanaldurchquerung etwa drei Tage dauerte . Auf<br />

<strong>die</strong>se Weise ergab sich im Nord-Ostseeverkehr, z .B . von London oder Antwerpen,<br />

auf dem Kanalwege eine Zeitersparnis von einem guten Tag : während man<br />

auf der Strecke um Skagen ungefähr 11,5 Tage brauchte, ergab sich auf dem Weg<br />

durch den Eiderkanal nur eine Gesamtfahrzeit von 10 1/4 Tag . Wesentlich günstiger<br />

war der Zeitgewinn bei einer Fahrt von Hamburg nach Lübeck : benötigte<br />

man auf dem Weg um Skagen 610 Meilen oder fast 10 Tage, so brauchte man auf<br />

dem Kanalwege nur 454 Seemeilen, das waren rd . 6 Tage . Die Zeitersparnis<br />

betrug also 4 Tage . Mit zunehmenden Schiffsgrößen, schließlich auch aufkommender<br />

Dampfschiffahrt im 19 . Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> letztlich auch mit der Aufhebung<br />

des S<strong>und</strong>-Zolls im Jahre 1857 sank <strong>die</strong> <strong>Bedeutung</strong> des Eiderkanals (Rust<br />

1982) .

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