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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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136 U. Troitzsch<br />

genden Unterbaues . Und das wiederum bedeutete : Veränderung der Landschaft,<br />

zum Teil von unberührter Natur, zum größten Teil aber von <strong>Kulturlandschaft</strong> .<br />

Was zum Unterbau alles zählt, hat Ralf Roman Rossberg, Verfasser einer neueren<br />

Darstellung über das Eisenbahnwesen, sehr anschaulich zusammengefaßt :<br />

»Den Unterbau stellt <strong>die</strong> mit Dämmen, Anschnitten <strong>und</strong> Einschnitten dem Gelände<br />

angepaßte Trasse dar . Nur im Flachland <strong>und</strong> erst recht im Gebirge erfordert<br />

<strong>ihre</strong> Herstellung vielfach umfangreiche Erdbewegungen, Sprengungen im<br />

Fels <strong>und</strong> zahlreiche Kunstbauten : Durchlässe, Brücken, Viadukte, Tunnel, Lawinengalerien,<br />

Stützmauern unterhalb <strong>und</strong> Futtermauern oberhalb des Glei-<br />

17<br />

ses .«<br />

Die ideale Streckenführung, zumal wenn man zeitökonomisch denkt, ist <strong>die</strong><br />

Gerade : Und so war es von Anfang an das Prinzip der Eisenbahnbauer, möglichst<br />

kurvenfreie Trassen zu finden . Kulturflächen waren im Zeitalter der Staatsbahnen<br />

kein Problem ; denn <strong>die</strong> konnte man per Gesetz enteignen . Aber es gab<br />

ein technisches Problem, nämlich <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Adhäsion zwischen Rad <strong>und</strong><br />

Schiene begrenzte Steigfähigkeit der Lokomotive . Und da <strong>die</strong> frühen Lokomotiven<br />

zudem noch über eine nur geringe Zugkraft verfügten, war man im hügeligen<br />

<strong>und</strong> gebirgigen Gelände gezwungen, natürlichen Trassen wie zum Beispiel Tälern<br />

<strong>und</strong> Berglehnen zu folgen . Da auch das nicht immer möglich war, wie beispielsweise<br />

im Alpenraum, kam es seit der Mitte des 19 . Jahrh<strong>und</strong>erts zu einer technischen<br />

Sonderentwicklung, den Zahnradbahnen . Damit konnten nun auch extreme<br />

Steigungen mühelos überw<strong>und</strong>en werden .'<br />

Eine besondere Schwierigkeit stellten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Eisenbahnbauer Tal- <strong>und</strong> Flußüberquerungen<br />

dar . Anfangs hatte man noch nach alter Tradition Steinbrücken<br />

errichtet, <strong>die</strong> aber schon vom Materialaufwand her nur eine begrenzte Länge <strong>und</strong><br />

Höhe erreichen konnten . Das schon in der Frühphase des Eisenbahnbaus an sich<br />

in ausreichender Menge verfügbare Gußeisen war aus statischen Gründen nicht<br />

<strong>für</strong> Eisenbahnbrücken verwendbar . Erst <strong>die</strong> Entwicklung neuer Verfahren zur<br />

Massenstahlproduktion seit den 60er Jahren des 19 . Jahrh<strong>und</strong>erts (Bessemer<strong>und</strong><br />

Thomasverfahren, Siemens-Martin-Prozeß) brachten <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Bau von<br />

Brücken notwendigen zähen Stahlsorten hervor, <strong>die</strong> den durch <strong>die</strong> Zugüberquerungen<br />

hervorgerufenen Schwingungen gewachsen waren . Sie erst ermöglichten<br />

<strong>die</strong> Überspannung des Firth of Forth in Schottland (1890), der Wupper bei<br />

Müngsten (1897) <strong>und</strong> des Kaiser-Wilhelm-Kanals bei Rendsburg (1913), um nur<br />

einige Beispiele zu nennen .' 9 Und auch <strong>die</strong> Schienen wurden nun aus Flußstahl<br />

hergestellt, was wiederum eine Steigerung der Geschwindigkeiten auf den geraden<br />

Strecken ermöglichte . Um <strong>die</strong>se Vorteile auch in den gebirgigen Gegenden<br />

" Ralf Roman Rossberg, Geschichte der Eisenbahn, Künzelsau 1977, S . 424 .<br />

`~ Vgl . Wolfgang Messe!-schmidt, Zahnradbahnen gestern - heute - in aller Welt . Die Geschichte der<br />

Zahnradbahnen, Stuttgart 1972 .<br />

'9 Zahlreiche zeitgenössische Abbildungen zum Eisenbahnhochbau im 19 . Jahrh<strong>und</strong>ert bei Wulf<br />

Schadendorf, . . . von Europas Eisenbahnen, München 1963, bes . S . 114-156 . Ferner seien genannt :<br />

E . Fuchtmann, Stahlbrückenbau . Bogenbrücke - Balkenbrücke - Fachwerkbrücke - Hängebrükke<br />

( = Beitragsreihe zur Technikgeschichte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung der betrieblichen Ausbilder),<br />

Deutsches Museum München 1983 ; Ernst Werner- , Die Eisenbahnbrücke über <strong>die</strong> Wupper<br />

bei Müngsten 1893-1897 (= Landeskonservator Rheinland, Arbeitsheft 5, Technische Denkmäler),<br />

Köln 1975 .

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