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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Wie in der Einleitung schon erwähnt, erstreckte sich der alte Heerweg nach<br />

Matthiessens Auffassung zunächst mitten durch Jütland, während er sich im<br />

Spätmittelalter <strong>und</strong> den folgenden Jahrh<strong>und</strong>erten als Ochsenweg den Küsten zuwandte<br />

. Bei aller Bew<strong>und</strong>erung <strong>für</strong> den Altmeister erscheint seine Deutung heute<br />

als zu einfach, wenngleich <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>annahmen seines Buches weiter bestehen :<br />

Gr<strong>und</strong>legend <strong>für</strong> den Verlauf des Heerwegs war <strong>die</strong> zu allen Zeiten gegebene<br />

<strong>Bedeutung</strong> des zentraljütischen Hügelzuges, der eine durchgehende Wasserscheide<br />

darstellt . Die wichtigsten Verkehrshindernisse in <strong>die</strong>ser Region boten <strong>die</strong><br />

Auen nach Osten <strong>und</strong> nach Westen zu, <strong>die</strong> man entweder umgehen oder durch<br />

Furten bzw . Brücken <strong>und</strong> Dämme passierbar machen mußte, wenn man sie kreuzen<br />

wollte . Die Hauptziele <strong>und</strong> Hauptfunktionen des Weges bestimmten in Abhängigkeit<br />

von den wechselnden Möglichkeiten, natürliche Hindernisse zu überwinden,<br />

in jeder Phase den tatsächlichen Verlauf.<br />

Diese generelle Aussage kann durch eine relativ neue Beobachtung der Ochsenhandelshistoriker<br />

ergänzt werden, nämlich, daß den Ochsentreibern mehrere<br />

Verbindungen durch Jütland zur Verfügung standen, von denen der Heerweg<br />

nur eine war . Nach Ausweis der Zollrechnungen, der wichtigsten Quelle <strong>für</strong> <strong>die</strong>se<br />

Erkenntnis, ist laut Heinz Wiese (1966) mit drei, laut Poul Enemark (1983) mit<br />

vier oder fünf Hauptstrecken durch Zentraljütland zu rechnen . Natürlich kreuzten<br />

sich <strong>die</strong>se Wege, besonders im Übergangsbereich von der Mitte zum Süden<br />

der Halbinsel . Es wird somit viel schwieriger, Verkehrsnetz ä n d e r u n g e n exakt<br />

festzustellen ; immerhin gibt es, was Matthiessen schon festgestellt hat, Fälle von<br />

Wegewüstungen ; mitunter haben bestimmte Wege an <strong>Bedeutung</strong> verloren . Eine<br />

besondere Wegstrecke z.B ., schon von Matthiessen kartiert, stellt um 9802 <strong>die</strong><br />

Verbindung von dem Königssitz Jelling nach Süden über Vejle Au dar, <strong>die</strong> - mit<br />

kleinen Verlagerungen - auch heute noch existiert. In der Wikingerzeit besaß<br />

<strong>die</strong>se Strecke, <strong>die</strong> bei Ravning über eine ca . 700 m lange eichene Brücke, etwa<br />

5 m breit, über Au <strong>und</strong> Wiese führte, wegen des Königssitzes ziemlich große<br />

<strong>Bedeutung</strong> . Südlich des Wasserlaufes liegt das Kirchspiel Odsted, dessen erster<br />

Namensbestandteil oth - so deutet es der dänische Namenforscher J . Kousgärd<br />

Sorensen - eine Bezeichnung <strong>für</strong> »Furt« darstellt . Somit ist der Ort wohl älter als<br />

<strong>die</strong> Brücke, was auch nach der Datierung des zweiten Bestandteils -sted anzunehmen<br />

ist . Die Gegend um Jelling war noch 1135 Sitz eines Zweiges der königlichen<br />

Familie, aber <strong>die</strong> Glanzzeit <strong>die</strong>ser Gegend <strong>und</strong> der Wegstrecke war damals<br />

bereits vorbei . Im 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert verlief der Hauptweg etwas weiter westlich,<br />

nämlich über Randbol, wo kein Wasserlauf zu kreuzen war, über Skodborg <strong>und</strong><br />

an Vojens vorbei . Es zeigt sich, daß der Heerweg jetzt <strong>die</strong> Grenze des Bistums<br />

Schleswig gegen das Bistum Ribe bildete oder dazu wurde, wobei der Weg selbst<br />

noch auf Schleswiger Gr<strong>und</strong> lag . Die geographischen Grenzen der beiden Bistümer<br />

verliefen also völlig unabhängig von der weltlichen Einteilung des Landes<br />

in Gaue <strong>und</strong> Harden, was, wie es Matthiessen ausgedrückt hat, sowohl <strong>die</strong> Existenz<br />

als auch <strong>die</strong> <strong>Bedeutung</strong> der Straße widerspiegelt . Diese Beobachtung könnte<br />

auch in Deutschland auf methodisches Interesse stoßen . Die Datierung der<br />

Z Nach der dendrochronologischen Datierung 979 ± 1 Jahr . Die Auskünfte über <strong>die</strong> Brücke bei<br />

Ravning gab mir fre<strong>und</strong>licherweise Mogens Schou Jorgensen .

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