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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Pilgerwege <strong>und</strong> Siedlungsentwicklung 85<br />

Stadt Bordeaux . Diejenigen Wege, <strong>die</strong> über Ste-Foy, St-Leonard <strong>und</strong> St-Martin<br />

führen, vereinigen sich in Ostabat, <strong>und</strong> nach dem Überschreiten des Cisapasses<br />

treffen sie in Puente la Reina auf den Weg, der den Sompartpaß überquert ; von<br />

dort gibt es nur einen Weg bis Santiago .« Vom Somportpaß bis Puente la Reina<br />

zählte der Autor des Liber drei kleine Etappen mit den Stationen Borce, einem<br />

Dorf auf der gascognischen Seite des Passes, Jaca <strong>und</strong> Monreal . Zwischen dem<br />

Cisapaß bzw . St . Michel auf der gascognischen Seite bis nach Santiago verbleiben<br />

13 Etappen : Viscarret (kurz), Stadt Pamplona (kurz), Estella, Näjera (zu Pferd),<br />

Stadt Burgos (zu Pferd), Frömista, Sahagün, Stadt Leon, Rabanal, Villafranca<br />

(über den Monte Irago), Triacastela (über den Cebreropaß), Palas del Rey,<br />

Santiago (kurz) .<br />

Dieser Weg, der camino frances, folgt einer Römerstraße . Er wurde erst seit<br />

dem 11 . Jahrh<strong>und</strong>ert verstärkt benutzt ; <strong>die</strong> ältere, z.T . erheblich beschwerlichere<br />

Route, <strong>die</strong> aber mehr Sicherheit gegen moslemische Angriffe bot, verlief weiter<br />

nördlich, meist der Küste entlang . Es besteht kein Zweifel, daß der camino seit<br />

dem 10 . Jahrh<strong>und</strong>ert zunächst mehr als Heerstraße im Zuge der Reconquista<br />

fungierte denn als Pilgerweg, nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> des Überfalls von Al Mansur<br />

997 auf Santiago . Reconquista, Kreuzzugsidee <strong>und</strong> Wallfahrt zu Santiago Matamoros,<br />

dem Maurentöter, ließen sich in idealer Weise verbinden . Erst im späten<br />

11 . Jahrh<strong>und</strong>ert traten <strong>die</strong> Pilgerwegfunktionen vor <strong>die</strong> militärischen <strong>und</strong> natürlich<br />

auch <strong>die</strong> wirtschaftlichen . So scheint es fraglich, ob man Toponyme wie<br />

Villafranca, Villafranca del Bierzo oder <strong>die</strong> Entstehung von `Frankenvierteln' in<br />

Pamplona, Puente la Reina, Logrono, Näjera, Santo Domingo de la Calzada<br />

oder Burgos nur auf <strong>die</strong> Verbindung von Handel <strong>und</strong> Pilgerfahrt (K . Kolb 1978,<br />

90) zurückführen muß <strong>und</strong> nicht auch oder sogar eher auf Militärsiedlung .<br />

Puente la Reina (Pops Reginae) z .B ., früher Gave, wurde von Franken (Franzosen)<br />

neu besiedelt, offensichtlich zum Schutz der namengebenden Brücke, <strong>die</strong><br />

Dona Mayor, Gemahlin König Sanchos III . von Navarra (1004-1035), <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Santiagopilger über den Rio Arga erbauen ließ (A . Bonet Correa 1981, 38) .<br />

Der Autor des Pilgerführers veranschlagte mit dem Hinweis auf lediglich 13<br />

Etappen zwischen dem Cisapaß <strong>und</strong> Santiago (600 km) <strong>die</strong> Tagesleistung auf fast<br />

50 km ; das erscheint sehr hoch, auch wenn man mehr als zwei Etappen zu Pferd<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> alle Gebirgsstrecken Maultiertransport annimmt . »Propagandistische<br />

Absichten« (Kl . Herbers 1986, 44) mögen eine Rolle gespielt haben, eher aber <strong>die</strong><br />

Tatsache, daß unter den Santiagopilgern des Hochmittelalters Angehörige des<br />

Adels, Rittertums <strong>und</strong> der höheren Geistlichkeit das Hauptkontingent stellten (L .<br />

Schmugge 1979, 26 ; 1983, 49 ff.) <strong>und</strong> der Pilgerführer, auch was <strong>die</strong> Hinweise<br />

auf Übernachtungs- <strong>und</strong> Versorgungseinrichtungen betrifft, <strong>die</strong>se Bevölkerungsgruppe<br />

in erster Linie ansprach . Nach P.A . Sigal (1974, 141) lag der Anteil der<br />

armen Pilger im 11 . <strong>und</strong> 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert bei höchstens 10% .<br />

An Hospizen oder Hospitälern nennt der Pilgerführer (Kap . III <strong>und</strong> IV, Kl .<br />

Herbers 1986, 88-90) an erster Stelle das Hospital Santa Cristina auf dem Somportpaß,<br />

das er mit dem Hospiz zu Jerusalem <strong>und</strong> dem auf dem Großen St .<br />

Bernhard vergleicht - es ist 1078 erstmals belegt (A . Ubierto Arteta 1966) -, das<br />

Rolandshospiz bei Roncevaux auf der Höhe des Cisapasses, sicher belegt um<br />

1132, das der bedeutenden Anlage auf dem Somportpaß in der Folgezeit den

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