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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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208 H.-J. Nitz<br />

dephase erhalten blieb . Erst <strong>die</strong>se Feldbesitzgemeinschaft auf dem schließlich von<br />

der Vöhde zum Daueracker-Esch gewordenen Langstreifenland schließt <strong>die</strong> Einödgruppe<br />

zum Drubbel zusammen . Müller-Wille blieb aber bis zum Schluß davon<br />

überzeugt, daß <strong>für</strong> <strong>die</strong> Formung der Langstreifenflur der Streichbrettpflug<br />

entscheidend war, so daß dessen Übernahme durch <strong>die</strong> Altsachsen - von den<br />

Friesen? - <strong>für</strong> ihn ein entscheidendes Datum blieb, um den Übergang von der<br />

älteren Blockflur zur Streifenflur zu begründen (1979, S . 207) . In seinen späteren<br />

Arbeiten verzichtete Müller-Wille folglich auf seine ursprüngliche These vom<br />

Drubbel mit Langstreifenflur als der allgemeinen westgermanischen Gr<strong>und</strong>form ;<br />

daß sie aber eine niederdeutsch-altsächsische Entwicklungsform sei, blieb seine<br />

Überzeugung .<br />

Siedlungsforschungen im Umland von Münster hatten durch G . Niemeier<br />

schon 1949 den bis dahin unbeachteten Typ einer frühen Breitstreifenflur herausgestellt,<br />

verb<strong>und</strong>en mit einer lockeren Riege (Reihe) von Höfen mit direktem<br />

Anschluß an <strong>die</strong> Breitstreifen, <strong>die</strong> z.T . in mehreren »Schüben« verlängert worden<br />

waren, wobei <strong>die</strong>se Verlängerungen sich durch wechselnde Breite der Anschlußstücke<br />

klar zu erkennen geben . Nachdem der Historiker J . Prinz (1960) <strong>die</strong><br />

besitzgeschichtlichen Umstände geklärt hatte <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gründung <strong>die</strong>ser frühen<br />

»tiWaldhufensiedlungen« auf <strong>die</strong> Bischofskirche Münster zurückführen konnte,<br />

griff Müller-Wille <strong>die</strong>se Bef<strong>und</strong>e auf <strong>und</strong> legte 1979 <strong>die</strong> schrittweise Genese <strong>die</strong>ser<br />

frühen gr<strong>und</strong>herrlichen Plansiedlungen des 9./10 . Jahrh<strong>und</strong>erts dar . Mit der<br />

Waldhufensiedlungs-Thematik hatte er sich bereits 1944 in einer umfangreichen<br />

Rezension von R . Blohms Arbeit über <strong>die</strong> Hagenhufendörfer in Schaumburg-<br />

Lippe (I, S . 239-243) auseinandergesetzt <strong>und</strong> dabei eine Theorie der Ausbreitung<br />

der Hufensiedlung von einem frühen Kerngebiet am Niederrhein entwickelt, wobei<br />

er noch ganz in den Gedankengängen der Kulturströmungslehre argumentierte<br />

: einen Wanderweg <strong>die</strong>ses Siedlungsmodells sah er nach Osten gerichtet,<br />

auf dem auch <strong>die</strong> Hagenhufensiedlungsgebiete entstanden ; auf einem zweiten<br />

Weg verband er den Niederrhein mit dem nachweislich frühen Waldhufengebiet<br />

im Odenwald, von wo aus sich das Modell in Süddeutschland <strong>und</strong> über den<br />

»mitteldeutschen Weg« der Kulturraumforschung nach Osten über <strong>die</strong> Südrhön<br />

nach Thüringen <strong>und</strong> in <strong>die</strong> Sudetenländer verbreitet hätte . Für <strong>die</strong>se letzte Übertragung<br />

konnte der Vf . inzwischen historisch f<strong>und</strong>ierte Argumente beibringen<br />

(Nitz 1983, S . 122f .), während sich eine Verbindung zwischen Odenwald <strong>und</strong><br />

Niederrhein nicht nachweisen läßt . Müller-Wille hat in seiner späteren Beschäftigung<br />

mit den frühen Waldhufensiedlungen um Münster <strong>die</strong>sen Gedanken von<br />

den Ausbreitungswegen nicht mehr verfolgt .<br />

Auf <strong>die</strong> Plansiedlungsthematrk wurde er darüber hinaus durch <strong>die</strong> Hinweise<br />

von J . Prinz auf einige Drubbel um Münster aufmerksam, <strong>die</strong> sich urk<strong>und</strong>lich im<br />

9 . Jahrh<strong>und</strong>ert als 4-Höfe-Gruppen zu erkennen geben, <strong>und</strong> deren später<br />

schmalstreifige Fluren sich bei Rückführung auf ursprünglich nur zwei Höfe (<strong>die</strong><br />

im 9 . Jahrh<strong>und</strong>ert geteilt wurden im Gefolge der Besitztrennung von Bischof <strong>und</strong><br />

Domkapitel) als ursprüngliche Breitstreifengemengeflur darstellen würden . Da<br />

auch hier hofnahe Altblöcke beträchtlichen Umfangs (durchschnittlich 3 ha pro<br />

Hof) nachweisbar sind, interpretierte Müller-Wille <strong>die</strong>se Breitstreifenflur als »Außenfeld«<br />

im Sinne der Vöhde-Theorie (I, S . 249) .

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