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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Bericht über den 36 . Deutschen Historikertag 26 1<br />

Beispielen <strong>die</strong> Andersartigkeit orientalischer <strong>Kulturlandschaft</strong>en . Erstens liege<br />

das Altsiedelland häufig nicht in den fruchtbaren Becken, Tälern <strong>und</strong> Ebenen,<br />

sondern im kargen Gebirge, da <strong>die</strong> Sicherheit der Siedlungslage wichtiger als <strong>die</strong><br />

agrarische Gunst gewesen sei . Zweitens sei wegen des Fehlens eines kleinraumorientierten<br />

gr<strong>und</strong>herrlichen Feudaladels als innovatorischem Impulsgeber <strong>die</strong><br />

Siedlungsstruktur bis zum 19 . Jahrh<strong>und</strong>ert im Vergleich zu Europa rückständig<br />

<strong>und</strong> unsicher geblieben .<br />

D . Fliedner befaßte sich in seinem Vortrag mit der »Struktur raumverändernder<br />

Prozesse in der Geschichte« . Er wandte sich gegen <strong>die</strong> traditionelle<br />

Abgrenzung der Aufgabenbereiche der Geographie <strong>und</strong> der Geschichte . In der<br />

Geographie seien immer mehr Beziehungen <strong>und</strong> Vorgänge <strong>und</strong> schließlich Prozesse<br />

in den Blick gerückt . In allen Prozessen würden Raum <strong>und</strong> Zeit miteinander<br />

verknüpft . Fliedner definierte Prozesse als raumzeitliche Ganzheiten, <strong>die</strong><br />

durch eine Vielzahl von Einzelentscheidungen in zeitlichem Nacheinander jeweils<br />

eine »Region« umgreifen, sei es nun ein Dorf, ein Stadt-Umland-System, ein<br />

Staat, eine Kulturregion oder <strong>die</strong> ganze Erde . Im zweiten Teil seines Vortrags<br />

zerlegte der Redner den raumverändernden Prozeß in sieben Sta<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> nach<br />

seiner Meinung in einer festen Reihenfolge ablaufen : Perzeption - Determination<br />

- Regulation - Organisation - Dynamisierung - Kinetisierung - Stabilisierung<br />

. Fliedner schloß mit folgender Feststellung : »Wenn auch <strong>die</strong> zeitliche Dimension<br />

in der geographischen Erklärung, der räumliche Aspekt im Verständnis<br />

geschichtlicher Abläufe schon immer <strong>ihre</strong>n festen Platz hatten : Der Prozeß selbst<br />

wird zunehmend der gemeinsame Forschungsgegenstand von Geographie <strong>und</strong><br />

Geschichtswissenschaft werden, so daß sich beide Disziplinen aufeinanderzu bewegen«<br />

.<br />

Die Sektion 13 wurde abgeschlossen durch den Vortrag von D . Denecke über<br />

»Historisch-geographische Forschungsansätze der Betrachtung räumlicher Systeme,<br />

Beziehungsgefüge <strong>und</strong> Prozesse« . Er konstatierte eine immer stärker werdende<br />

Verschiebung bei den historisch-geographischen Untersuchungen von der<br />

vorhandenen gewordenen oder gestalteten Landschaft hin zu den raumgestaltenden<br />

Aktionen, den raumwirksamen Aktivitäten <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>n steuernden Faktoren<br />

. Die Historische Geographie untersucht nach Denecke auch stärker als früher<br />

unterschiedlichste räumliche Systeme <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>n Wandel . Als Beispiele nannte<br />

er zentralörtliche, wirtschaftsräumliche <strong>und</strong> sozialräumliche Systeme <strong>und</strong> Systeme<br />

räumlicher Mobilität . Eine noch größere <strong>Bedeutung</strong> maß Denecke der Entwicklung<br />

einer räumlichen Prozeßforschung zu . Dabei verstand er unter Prozessen<br />

im Raum ablaufende <strong>und</strong> auch wesentlich landschafts- <strong>und</strong> siedlungsprägende<br />

Vorgänge, deren Ablauf selbst in seinem Gefüge von Ursachen, Steuerungsfaktoren<br />

<strong>und</strong> kulturlandschaftlichen Auswirkungen historisch-geographisch<br />

zu untersuchen sei . Als Beispiele nannte er Prozesse formaler Entwicklung<br />

(Ortsformen, Flurformen u .a .), raumwirksame Gestaltungs- <strong>und</strong> Planungsprozesse<br />

(raumwirksame Staatstätigkeit), Prozesse räumlicher Entwicklung (Landnahmeprozesse,<br />

Siedlungswachstum, Regressionsprozesse), Innovations- <strong>und</strong><br />

Diffusionsprozesse, Industrialisierungs- <strong>und</strong> Urbanisierungsprozesse . Als eine<br />

Weiterführung der Prozeßforschung bezeichnete Denecke <strong>die</strong> Modellbildung wie<br />

auch <strong>die</strong> Simulation räumlich-historischer Vorgänge, <strong>die</strong> Hilfen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Rekon-

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