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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Technikgeschichtliche Entwicklung der Verkehrsmittel 13 1<br />

.<br />

Anforderungen an <strong>die</strong> Zugtiere stellte . Der Drehschemel, das heißt <strong>die</strong> nur durch<br />

einen senkrechten Zapfen mit dem Wagenkasten verb<strong>und</strong>ene Vorderachse, war<br />

nach neueren Erkenntnissen zwar schon den Römern bekannt, ob er aber bereits<br />

breitere Anwendung gef<strong>und</strong>en hat, ist auf Gr<strong>und</strong> fehlender archäologischer<br />

Zeugnisse nicht erkennbar .' Gleiches gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aufhängung des Wagenkastens<br />

mit Hilfe von Riemen bei Reisewagen, um <strong>die</strong> Stöße bei Straßenunebenheiten<br />

abzufangen .<br />

Inder nachrömischen Zeit_sind auf dem Gebi e t der__Wagentechnik keine_erwähnenswerten<br />

technischen _Neuerungen zu rverzeichnen-,,, sieht man davon ab,<br />

d_aß <strong>die</strong> Einführung des Hufeisens sowie vor allem de,s,.Kumtes seit ,dem .,9, Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

<strong>die</strong> Leistungskraft <strong>und</strong>, damit <strong>die</strong> Ausnutzun der roßeren Schnelligkeit<br />

cfes Pferdes wge&enuber dein Ochsen als<br />

_ .____.._..-...- ..<br />

Zu,gtiyerw,.erhehlich steigerten _.,. Ein neuer<br />

Innovationsschub setzte im Fahrzeugbau erst wieder -ab dem 1 5 . Jahrh<strong>und</strong>ert ein,<br />

im wesentlichen wohl stimuliert durch <strong>die</strong> Entdeckungsfahrten, <strong>die</strong> eine Verlagerung<br />

der Handelszentren nach Oberdeutschland <strong>und</strong> Westeuropa nach sich<br />

zogen . Bei den schweren Planwagen <strong>für</strong> den Gütertransport setzte sich zwar<br />

lediglich <strong>die</strong> Drehschemellenkung durch, aber im Reiseverkehr tauchte nun ein<br />

völlig neuer Wagentyp auf, nämlich <strong>die</strong> Kutsche, <strong>die</strong> dann im Laufe der folgenden<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte ständig weitere Verbesserungen erfahren sollte . 9 Bei der Kutsche<br />

»hing ein gedeckter Wagenkasten im Lederriemen, <strong>die</strong> als Federung gedacht, aber<br />

wohl nur <strong>die</strong> gröbsten Fahrbahnstöße mildern konnten . Im 17 . Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

tauchten erstmals Federn aus Stahlblättern auf, <strong>die</strong> unten am Fahrgestell eingespannt<br />

<strong>und</strong> oben mit einer Aufnahme <strong>für</strong> <strong>die</strong> den Wagenkasten tragenden Lederriemen<br />

versehen waren . Die Durchmesser der Hinterräder nahmen zu, weil größere<br />

Räder auf unebener Straßenoberfläche stoßfreier laufen . Der Wagenkasten<br />

kam dadurch höher zu hängen, was das Spiel von Federn <strong>und</strong> Riemen begünstigte<br />

. Um <strong>die</strong> Wendigkeit des Gespanns zu verbessern, wurden <strong>die</strong> Vorderräder<br />

so klein ausgelegt, daß sie den Wagenkasten oder dessen Vorbau (Durchlauf)<br />

unterlaufen konnten.«` Auf <strong>die</strong> Aufzählung weiterer technischer Verbesserungen<br />

im Fahrzeugbau kann hier verzichtet werden . Bemerkenswert .t, ..,~~Jer n,gs e<br />

Tatsache, daß_,der Kutschenbau konstruktionstechnisch geseher~xw~, emen , Q-<br />

hepunl 4erst .an . .der Xlendg vom 19, zum, .2O, . ahrh<strong>und</strong>e, t...e.rrei hte, also zu einer<br />

Zeit, als <strong>die</strong> neuen Fern- <strong>und</strong> ~Nahverkehrsmittel Eisenbahn, Straßenbahn <strong>und</strong><br />

Automobil <strong>die</strong> Kutsche schon endgültig zu verdrängen begannen . Die Erscheinung,<br />

daß etablierte Techniken erst unter dem Druck neuer, konkurrierender<br />

Entwicklungen in <strong>ihre</strong>n konstruktiven Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden,<br />

läßt sich in der Geschichte der Technik häufiger beobachten . Erinnert sei hier<br />

' Vgl . John Gray Landels, Die Technik in der antiken Welt, München 1979, S . 217 f.<br />

' Vgl . Lynn White jun., Die mittelalterliche Technik <strong>und</strong> der Wandel der Gesellschaft, München<br />

1968, S . 54-62 .<br />

9 Allgemein wird heute angenommen, daß <strong>die</strong> Bezeichnung Kutsche von <strong>ihre</strong>m Ursprungsort Kocz<br />

(ehemals Ungarn, heute Tschechoslowakei) herrührt . Jacques Damas, Kutschen, Frankfurt<br />

a.M ./Stuttgart o .J ., S . 18 dagegen behauptet, daß das Wort coche (Kutsche) wahrscheinlich keltischen<br />

Ursprungs <strong>und</strong> somit <strong>die</strong> Kutsche in Frankreich aufgekommen sei .<br />

~° Erik Eckei-mann, Vom Dampfwagen zum Auto . Motorisierung des Verkehrs, Reinbek bei Hamburg<br />

1981, S . 21 f .

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