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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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1 4 K.-H . Willroth<br />

F<strong>und</strong>stellendichte aufweisen . Dieser partielle Wechsel ging mit der Möglichkeit<br />

einher, durch eine gewandelte Agrartechnik auch lehmige Böden zu bebauen<br />

(Jankuhn 1976a, 96 f ., 238 ff .) . Bemerkenswert ist weiter, daß eine Reihung der<br />

F<strong>und</strong>stellen (Siedlung <strong>und</strong> Gräber) plötzlich nicht mehr festzustellen ist .<br />

Aus <strong>die</strong>sem Vergleich ergibt sich, daß <strong>für</strong> den prähistorischen Menschen bei<br />

der Wahl des Siedlungsplatzes ökonomische Fragen bestimmend waren : dem<br />

Mesolithiker als Jäger <strong>und</strong> Fänger bot das Wasser ein breites Nahrungsspektrum,<br />

<strong>die</strong> agrarisch orientierte bronzezeitliche <strong>und</strong> eisenzeitliche Bevölkerung richtete<br />

sich bei der Wahl der Siedlungsplätze vorwiegend nach bestimmten Bodenarten<br />

mit deren spezifischer Vegetation <strong>und</strong> spezifischen Anbaumöglichkeiten .<br />

Lassen sich aber nun trotzdem Argumente <strong>für</strong> Grabhügelwege <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Kontinuität<br />

nennen? Als Parallelen zu den Hügelwegen werden immer wieder <strong>die</strong> Via<br />

Appia <strong>und</strong> andere antike Straßen genannt, an denen <strong>die</strong> Grabmonumente der<br />

Vornehmen <strong>und</strong> Reichen errichtet wurden, um den Vorbeikommenden Zeugnis<br />

von den Erbauern zu geben . Ähnliche Hintergründe werden auch bei der Anlage<br />

der Grabhügel erwogen (u .a . Struve 1971, 31 f .) . Die bewußte Platzwahl zeigt<br />

sich auch darin, daß neben bestimmten Böden vor allem besondere topographische<br />

Situationen bevorzugt wurden : Kuppen, Geländerücken (ebd . ; Müller 1897,<br />

332f .) . Weiter ist hervorzuheben, daß <strong>die</strong> auffälligen Grabhügel eine vortreffliche<br />

Markierung von Wegstrecken bilden konnten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Orientierung erleichterten .<br />

Für einen engen räumlichen Zusammenhang von älterbronzezeitlichen Grabstätten<br />

<strong>und</strong> gleichzeitigen Wegen sind allerdings <strong>die</strong> unter einem Grabhügel von<br />

Arnitl<strong>und</strong> in Nordschleswig entdeckten Wegespuren nur schwache positive Indizien,<br />

zumal sie in <strong>ihre</strong>r Deutung nicht unproblematisch sind <strong>und</strong> es sich möglicherweise<br />

doch um Pflugspuren handelt (Neumann 1985, 24 ff . ; dazu Andersen<br />

1983, 62 Anm . 10) .<br />

Bei der Wahl von Wegstrecken waren aber offensichtlich <strong>die</strong> naturräumlichen<br />

Gegebenheiten, vor allem der Hydrologie <strong>und</strong> der Geomorphologie, von entscheidender<br />

<strong>Bedeutung</strong> . Dieses gilt im besonderen Maße <strong>für</strong> <strong>die</strong> unbefestigten, auf<br />

natürlichem Untergr<strong>und</strong> verlaufenden Fahrbahnen der Naturwege, um <strong>die</strong> es<br />

sich fast ausschließlich gehandelt haben dürfte (zum Begriff der Naturwege Denecke<br />

1969, 69, 111f.) . Nach den Ergebnissen der historisch-geographischen<br />

Wegeforschung scheint <strong>die</strong> Anlage von Naturwegen nach dem Prinzip des geringsten<br />

Aufwandes erfolgt zu sein ; man wählte <strong>die</strong> leichteste, schnellste <strong>und</strong><br />

effizienteste Verbindung (ebd . 100f .) . Dieses ist jedoch nicht <strong>die</strong> Gerade, sondern<br />

meist eine gekrümmte Linie, indem Höhen <strong>und</strong> Eintiefungen umgangen <strong>und</strong><br />

Feuchtgebiete gemieden wurden .<br />

Die starke Einschränkung des verkehrsfre<strong>und</strong>lichen Gebietes zeigt eine Karte<br />

Nordwestdeutschlands <strong>und</strong> Schleswig-Holsteins (Abb . 3, 4 ; Bakker 1976<br />

Abb . 6) <strong>und</strong> auch Südjütlands (Neumann 1982 Abb . 17) . Die Marschenregion<br />

fällt weitgehend aus, <strong>und</strong> auch das Altmoränen- <strong>und</strong> Sandergebiet ist häufig von<br />

tiefen Niederungen durchzogen, womit mögliche Wegführungen, vor allem von<br />

Hauptwegen, gewissen Beschränkungen unterliegen . Deutlich wird <strong>die</strong>ses z.B . an<br />

der Schleswiger Landenge (Abb . 4) . Dort stoßen <strong>die</strong> ausgedehnten Niederungsgebiete<br />

von Treene <strong>und</strong> Rheider Au tief in den Mittelrücken vor, so daß im Osten<br />

zur kuppigen, auch nicht sonderlich verkehrsfre<strong>und</strong>lichen Jungmoräne nur ein

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