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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Archäologische Forschungsergebnisse zur Stadt des Mittelalters 23 1<br />

<strong>die</strong> eine nicht nur als Vorstufe zur zweiten Phase, <strong>und</strong> <strong>die</strong>se sollte nicht (H .<br />

Stoob) als erste wirkliche Stadt - wegen des Stadtrechts, das überliefert ist - an<br />

der Ostsee angesprochen werden .<br />

Novgorod (V. Yanin S . 647 ff .) war keine Monarchie, sondern eine Republik,<br />

aber <strong>die</strong> Stadt wurde regiert von einer Oligarchie aus Kaufleuten <strong>und</strong> Bojaren,<br />

<strong>die</strong> große Gr<strong>und</strong>herren waren . Sie verfügten außerhalb des Ortes über Gr<strong>und</strong>besitz<br />

<strong>und</strong> innerhalb der Stadt über mehrere Großhöfe . Manch ein Gr<strong>und</strong>herr<br />

hatte an verschiedenen Plätzen von Novgorod derartigen Besitz, der z.T . gleichmäßig<br />

parzelliert <strong>und</strong> bebaut war, vermietet oder verkauft wurde an Kaufleute<br />

oder Handwerker, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>sem Wege in Abhängigkeit gerieten.` Die Bojarenhöfe<br />

machten vom 10 . bis zum 15 . Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>die</strong> entscheidende Struktur der<br />

Stadt aus, bildeten »cluster«, <strong>und</strong> jedes »cluster« war wirtschaftlich autonom<br />

(Yanin S . 658), hatten Handel <strong>und</strong> Handwerk in eigener Regie .<br />

Der Handelsplatz Dorestad kann <strong>für</strong> das 8 ./9 . Jahrh<strong>und</strong>ert ähnlich interpretiert<br />

werden, da über Nordwesteuropa verstreute Gr<strong>und</strong>herren hier große<br />

Höfe hatten ; auch das frühmittelalterliche Köln bis zum 13 . Jahrh<strong>und</strong>ert wird in<br />

wesentlichen Zügen von Gr<strong>und</strong>herren-Höfen bestimmt .' 9 Doch kaum anders ist<br />

<strong>die</strong> innere Struktur eines keltischen Oppidum des 1 . vorchristlichen Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

gewesen, sei es Manching oder der Stare Hradisko in Mähren .` Waren <strong>die</strong> Oppida<br />

zugleich zentrale Verwaltungsorte, Vororte eines Stammes, so wird <strong>die</strong>s in<br />

gleicher Weise <strong>für</strong> <strong>die</strong> frühmittelalterlichen slawischen Plätze städtischen Charakters<br />

angenommen (L . Leciejewicz, S . 341) . Von Gniezno/Gnesen bis Starigard-Oldenburg<br />

werden sie als »towns of the nobles« angesprochen (A . Gjeysztor)<br />

. Alle <strong>die</strong>se Adligen verfügen auch über Gr<strong>und</strong>besitz außerhalb der Stadt ;<br />

verwandt damit ist <strong>die</strong> Forderung <strong>für</strong> Bürger irischer geplanter Städte der Anglo-Normannen<br />

im späten 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert (J . Bradley, S . 414), neben der exakt<br />

vermessenen städtischen Parzelle auch über Landbesitz außerhalb der Stadt zu<br />

verfügen . Nicht anders ist das in Wales (L . Butler, S . 488) . Es sei daran erinnert,<br />

daß auch <strong>die</strong> griechische Polis sich entwickelte, weil sie ständiger Wohnsitz von<br />

Aristokraten war, <strong>und</strong> daß ein Kennzeichen darin bestand, daß jeder »Bürger«<br />

z.B . Athens Land in der städtischen Siedlung »asty« besaß, weiteres Land an der<br />

Küste <strong>und</strong> im Hinterland des Polls-Territoriums .<br />

Die Stadt ändert sich, wenn <strong>die</strong> Bedingungen sich ändern, seien sie naturräumlicher<br />

Art oder im Bereich von Wirtschaft <strong>und</strong> Politik zu suchen . Schleswig<br />

wird zu Beginn des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts völlig umstrukturiert, weil <strong>die</strong>s notwendig<br />

wurde ; aber Schleswig war neben Haithabu entstanden, weil neben das Element<br />

der Fernkaufleute <strong>die</strong> zentralörtliche <strong>Bedeutung</strong> des Königtums trat . Haithabu-<br />

Schleswig war somit eine Stadt mit zwei unterschiedlich strukturierten Bereichen ;<br />

der ältere wurde schließlich wüst, weil seine Aufgabe nicht mehr existierte . Auch<br />

andernorts geschah <strong>die</strong>s, z.T . weil von Anfang an nicht erkannt wurde, daß<br />

Stadtgründung nicht sinnvoll war (zu den Stadtwüstungen vgl . Janssen, S . 218) .<br />

'~ V .A . Burov, Where the »Knyazhaya Sotnya« was located in Old Novgorod . In : Sovetskaja Archeologija<br />

1987, H .1, 91-102 .<br />

'9<br />

H . Steuer, Historisch-archäologische Stadtforschung im römischen <strong>und</strong> mittelalterlichen Köln .<br />

20<br />

In : H . ,Jäger (Hrsg .), Stadtkernforschung (wie Anm . 2) (im Druck) .<br />

J . Collls, Oppida . Earliest towns north of the Alps (Sheffield 1984) .

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