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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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146 F.N . Nagel<br />

war schließlich Karl Scharlau (1933), der <strong>die</strong> Betrachtungsebene der Wüstungsforschung<br />

endgültig erweiterte .<br />

1 .1 Das Wüstungsschema<br />

Scharlau faßte <strong>die</strong> Wüstungselemente <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Betrachtungsaspekte in einem<br />

kleinen methodischen Konzept zusammen, das er »Wüstungsschema« nannte . Er<br />

wollte damit erreichen, daß alle Wüstungsforscher <strong>ihre</strong> Erhebungen unter demselben<br />

Blickwinkel vornehmen, was bis dahin durchaus nicht der Fall gewesen<br />

war . Sein Konzept fand allgemeine Anerkennung . Die Flur wurde neben dem Ort<br />

unabdingbar zum zweiten Element der Wüstungsforschung . Betrachtet wurden<br />

<strong>die</strong>se Landschaftselemente zunächst nach dem Aspekt des Ausmaßes eines Wüstungsvorganges<br />

(partiell/total) .<br />

Im Laufe der Zeit wurden zunächst <strong>die</strong> Betrachtungsaspekte, anschließend<br />

auch <strong>die</strong> <strong>Kulturlandschaft</strong>selemente über Ort <strong>und</strong> Flur hinausgehend erweitert .<br />

Dies geschah schrittweise in einer großen Anzahl historisch-genetischer Arbeiten<br />

in den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren des 20 . Jahrh<strong>und</strong>erts, in denen neben den Siedlungen<br />

u .a . den Wäldern <strong>und</strong> Forsten (Jäger, Oberbeck), dem Wege- <strong>und</strong> Straßennetz<br />

(Rippel, Denecke) sowie den Zechen <strong>und</strong> Gewerbestätten (Düsterloh) das Forschungsinteresse<br />

galt .<br />

Mit der Überarbeitung des ursprünglichen Wüstungskonzeptes beschäftigten<br />

sich vor allem Born <strong>und</strong> Fehn . Es kam insbesondere zu einer intensiven Diskussion<br />

darum, ob <strong>die</strong> »Gewerbestätte« im Sinne Düsterlohs - von Fehn in »Arbeitsstättenwüstung«<br />

umbenannt <strong>und</strong> fest in das Wüstungsschema eingebaut - nicht<br />

besser aus dem Schema herausgelassen werden sollte . Born wies mehrfach darauf<br />

hin, daß der Wüstungsbegriff nur auf Objekte anzuwenden sei, <strong>die</strong> sich bstimmend<br />

im Parzellengefüge einer Gemarkung abzeichnen, <strong>und</strong> daß z .B . bei Bergwerksüberresten<br />

nur dort von Wüstung gesprochen werden dürfe, wo gewirtschaftet<br />

<strong>und</strong> gewohnt worden sei .<br />

Als ich anläßlich meiner Eisenbahn-Arbeit (1981) <strong>die</strong> Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

des Wüstungsschemas aufarbeitete, schien klar zu werden, daß <strong>die</strong><br />

Schwierigkeiten im Gr<strong>und</strong>e im folgenden lagen : Man diskutierte stets »Arbeitsstätten-«<br />

bzw . »Bergwerkswüstung« in <strong>ihre</strong>r Gesamtheit, obwohl sie stattdessen<br />

in <strong>ihre</strong> einzelnen Elemente wie Grube, Abraumhalde <strong>und</strong> Gebäudekomplexe hätten<br />

zerlegt werden müssen ; denn es wird bei einer wüsten Siedlung auch in Ort<br />

<strong>und</strong> Flur, also bebaute <strong>und</strong> unbebaute Landschaftsteile unterschieden . Andererseits<br />

waren alle Elemente stets mit den gleichen Aspekt-Begriffen belegt worden .<br />

Ein »total wüster Ort« z.B . hat jedoch in seiner wirtschaftlichen Funktion eine<br />

ganz andere <strong>Bedeutung</strong> als eine »total wüste Flur« . Während der Ort völlig<br />

verschw<strong>und</strong>en oder zumindest funktionslos sein kann, ist <strong>die</strong>ses bei einer wüsten<br />

Flur im Gr<strong>und</strong>e unmöglich . Von daher erschien es an der Zeit, den Aspekt der<br />

gegenwärtigen oder zukünftig möglichen Nutzung eines jeden <strong>Kulturlandschaft</strong>selementes<br />

in das Schema einzubringen um - weg von der wertfreien rein<br />

deskriptiv-historischen Betrachtung - den gegenwärtigen Stellenwert <strong>und</strong> ggf. <strong>die</strong><br />

Erhaltenswürdigkeit des einzelnen Elementes besser aufzeigen zu können ; eine<br />

Vorstellung, <strong>die</strong> wohl schon als akzeptiert gelten kann (Fehn 1983) .

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