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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Technikgeschichtliche Entwicklung der Verkehrsmittel 135<br />

100 Stück in Betrieb . Aber das Interesse ließ bald nach, da <strong>die</strong>se Gefährte kaum<br />

schneller als <strong>die</strong> üblichen Pferdeomnibusse waren . Ein <strong>für</strong> <strong>die</strong> damaligen Straßen<br />

zu hohes Gewicht <strong>und</strong> <strong>die</strong> Langsamkeit waren maßgebend da<strong>für</strong>, daß Lokomobilen<br />

fortan nur im Straßenbau <strong>und</strong> in der Landwirtschaft, wo es nicht auf Geschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Überwindung großer Entfernungen ankam, Verwendung<br />

fanden . Das spätere Massenverkehrsmittel Automobil verdankt <strong>die</strong>sen Vorläufern<br />

auf der Straße keinerlei Impulse .<br />

Die Erkenntnis, daß <strong>die</strong> relativ schwere Dampfmaschine sich nur dann sinnvoll<br />

als Antrieb <strong>für</strong> Landfahrzeuge einsetzen ließ, wenn <strong>die</strong> Fahrbahn widerstandsfähig<br />

genug war, führte fast zwangsläufig zur Schiene, zur »Eisenbahn« . Dies<br />

um so mehr, als schon seit den 70er Jahren in englischen Kohlengruben gußeiserne<br />

Schienen verlegt worden waren, auf denen Kohlenwagen von Pferden gezogen<br />

wurden . Mit Freuden hatte man dabei registriert, daß infolge geringerer<br />

Reibung <strong>die</strong> Zugtiere ein Vielfaches der auf Landstraßen möglichen Last bewegen<br />

konnten . Der englische Ingenieur Richard Trevithick war 1803 der erste, der den<br />

faktischen Beweis lieferte, daß eine auf Räder gesetzte <strong>und</strong> <strong>die</strong>se antreibende<br />

Dampfmaschine in der Lage war, mehrere Kohlenwagen fortzubewegen, ohne<br />

daß <strong>die</strong> Räder, wie man vorher allgemein angenommen hatte, »durchdrehten« .<br />

Nachdem verschiedene technische <strong>und</strong> außertechnische Rahmenbedingungen,<br />

<strong>die</strong> hier nicht weiter erörtert werden müssen, erfüllt worden waren, kam es nach<br />

1821 zur Errichtung der ersten öffentlichen Eisenbahn zwischen Stockton <strong>und</strong><br />

Darlington (Mittelengland), <strong>die</strong> 1825 eröffnet wurde . Ihr Erbauer, der auch <strong>die</strong><br />

Lokomotiven konstruiert <strong>und</strong> produziert hatte, war George Stephenson<br />

(1781-1848), der große Eisenbahnpionier . Der Zug erreichte auf der ersten Fahrt<br />

eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca . 15 englischen Meilen in der St<strong>und</strong>e,<br />

<strong>und</strong> bei der 1830 eröffneten wichtigen Verbindung zwischen Liverpool <strong>und</strong> Manchester<br />

schafften Stephensons Lokomotiven fast 20 Meilen . Damit war <strong>die</strong> Überlegenheit<br />

des neuen Transportmittels gegenüber dem Pferdegespann endgültig<br />

bewiesen . Der amerikanische Eisenbahnbauer Horatio Allen, der bis 1833 <strong>die</strong> bis<br />

dahin mit 200 Kilometern längste Eisenbahnstrecke zwischen Hamburg <strong>und</strong><br />

Charleston in South-Carolina errichtet hatte, sprach damals <strong>die</strong> Worte : »Es ist<br />

kein Gr<strong>und</strong> vorhanden, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft eine Höherentwicklung der Zugpferde<br />

zu erwarten, aber der Mensch muß erst geboren werden, der voraussehen kann,<br />

welche Entwicklung <strong>die</strong> Lokomotiven noch vor sich haben .«" Wahrhaft prophetische<br />

Worte! Heute haben Güterzüge eine Länge von mehreren h<strong>und</strong>ert Metern,<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Hochgeschwindigkeitszüge erreichen 300-400 Kilometer in der<br />

St<strong>und</strong>e . Die weitere Entwicklung ist, wenn man an <strong>die</strong> Magnetschwebebahn<br />

denkt, noch gar nicht abzusehen .<br />

Der mit der Industrialisierung eng verknüpfte Gedanke der Zeitökonomie -<br />

erinnert sei hier an das Wort von Benjamin Franklin : time is money - materialisierte<br />

sich im Eisenbahnwesen <strong>und</strong> wurde zum Leitgedanken der technischen<br />

Weiterentwicklung auf <strong>die</strong>sem Sektor . Doch um <strong>die</strong> in der Lokomotivkonstruktion<br />

liegenden Möglichkeiten immer besser nutzen zu können, bedurfte es der<br />

gleichzeitigen Weiterentwicklung der Gleisbettung <strong>und</strong> vor allem des darunterlie-<br />

' Zitiert nach : J .B . Snell, Frühe Eisenbahnen, Frankfurt a.M ./Stuttgart o .J ., S . 50 .

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