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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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204 H.-J . Nitz<br />

westdeutschland <strong>und</strong> im Elsaß beruhte, eine im wesentlichen gleiche Auffassung<br />

formulierte . Da auch A . Hömberg in den späten dreißiger Jahren als junger<br />

Historiker in Münster wirkte, müssen sich <strong>die</strong>se drei Forscher im edlen wissenschaftlichen<br />

Wettstreit um <strong>die</strong> klarste, überzeugendste Formulierung <strong>die</strong>ser historisch-genetischen<br />

Siedlungstheorie gegenübergestanden haben . Wenn von <strong>die</strong>sen<br />

Dreien Müller-Wille <strong>die</strong> letztlich eindrucksvollste <strong>und</strong> deshalb meist zitierte<br />

Formulierung der Lehre von der westgermanischen Urform der landnahmezeitlichen<br />

Siedlung als Ausgangsform des späteren mittelalterlichen Gewanndorfes<br />

gelang, so mag <strong>die</strong>s in seiner bemerkenswerten darstellungsdidaktischen Begabung<br />

<strong>und</strong> Schulung gelegen haben (er hatte vor seinem Universitätsstudium nach<br />

einer Seminarausbildung mehrere Jahre als Volksschullehrer gewirkt ; vgl . H .<br />

Uhlig 1976, S . 3) . Die Wirkung seiner Lehre wurde noch dadurch verstärkt, daß<br />

er sie während seiner Göttinger Dozentenzeit durch eigene Forschung in der<br />

Göttinger Leinetalung <strong>und</strong> durch eine ganze Reihe sehr guter Doktorarbeiten<br />

von Münster aus (seit 1946) in unterschiedlichen Landschaften von der Geest<br />

über <strong>die</strong> Börde bis ins Waldgebirge untermauern lassen konnte . In seinem Westfalenbuch<br />

(1952) <strong>und</strong> seinen »Agrarbäuerlichen Landschaftstypen« (1953) baute<br />

er <strong>die</strong>se landschaftsökologisch bestimmten Varianten der aus frühgeschichtlichen<br />

Drubbeln mit Langstreifenfluren hervorgegangenen Siedlungen in sein Lehrgebäude<br />

ein .<br />

Wenn auch Müller-Wille, von Bonn nach Münster gewechselt, mit der Eschsiedlungsthematik<br />

durch G . Niemeier, H . Riepenhausen <strong>und</strong> K.A . Hömberg in<br />

engere Berührung kam, so rührt seine eigene Beschäftigung damit sicherlich nicht<br />

aus einem »Sich-Anhängen« an eine damals aktuelle Forschungsthematik, sondern<br />

aus seiner großräumig-vergleichenden Arbeit über das Rheinische Schiefergebirge,<br />

<strong>für</strong> welches das Gebiet der nordwestdeutschen Langstreifenflur-Siedlungen<br />

zunächst im wörtlichen Sinne ein randliches Phänomen war . Diese Arbeiten<br />

beginnen mit einem Aufsatz über den Westerwald (1937), dem 1942 <strong>die</strong> großartige<br />

Darstellung »Das Rheinische Schiefergebirge - Seine kulturgeographische<br />

Struktur <strong>und</strong> Stellung« folgte . Bei dessen Charakterisierung bezog Müller-Wille<br />

<strong>die</strong> benachbarten Großräume als Herkunftsräume von Siedlungs- <strong>und</strong> Kultureinflüssen,<br />

z.T. in kontinentalen Dimensionen, in seine Betrachtung ein . Trotz der<br />

im Titel hervorgehobenen umfassenden kulturgeographischen Zielsetzung stellt<br />

er <strong>die</strong> »Siedellandschaften« in den Vordergr<strong>und</strong> . »Ihr Formenschatz soll nach<br />

Alter, Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung untersucht werden«, denn »unter den kulturlandschaftlichen<br />

Formenkreisen ist am bedeutendsten <strong>die</strong> bäuerliche Siedlung mit<br />

<strong>ihre</strong>n Ortsformen <strong>und</strong> Hofanlagen, mit <strong>ihre</strong>n Wirtschaftsflächen <strong>und</strong> Nutzungssystemen<br />

.« (1942, II, S . 26) . Diesem Konzept entsprechend stellt Müller-Wille<br />

zunächst <strong>die</strong> Besiedlung der Altsiedellandschaften <strong>und</strong> der Rodelandschaften vor<br />

- hierin R . Gradmann <strong>und</strong> O . Schlüter folgend -, dann <strong>die</strong> Anbausysteme . Bei<br />

der Identifizierung der Altsiedelstandorte nun setzt er bereits <strong>die</strong> Bef<strong>und</strong>e der<br />

nordwestdeutschen Siedlungsforschung ein, <strong>die</strong> erkannt hatte, »daß <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anlage<br />

der Siedlung <strong>die</strong> Ackerfläche, der sogenannte Esch, ausschlaggebend war .<br />

Mit anderen Worten, 'eschgünstige', d .h . ackerbaugünstige Landschaften sind <strong>die</strong><br />

ersten Siedellandschaften« (ebenda, S . 37) .

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