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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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66 S . Gissel<br />

kam es zu einer interdisziplinären Diskussion . So sehr man <strong>die</strong> konsequente<br />

historische Methode der schwedischen Kollegen hervorheben muß - es fehlte an<br />

der Breite der Forschung . Was den Zusammenhang zwischen Verkehr <strong>und</strong> Siedlung<br />

betrifft, begnügte man sich mit Einzelergebnissen, nämlich dem Wüstwerden<br />

von Dörfern in Stadtnähe wie in Norwegen <strong>und</strong> übrigens auch in Dänemark .<br />

Eine zureichende Erklärung <strong>die</strong>ses Phänomens findet man nicht . Eine kleine<br />

Einzelwüstung auf dem Heerweg durch Gärds Harde, Schonen, wird als kriegsbedingt<br />

gedeutet . Die historisch aufschlußreichen Münzforschungen von Brita<br />

Malmer haben keinen Eingang in das schwedische Wüstungsprojekt gef<strong>und</strong>en .<br />

Dennoch muß man unterstreichen, daß <strong>die</strong> besten lokalen Untersuchungen in<br />

Schweden auch wertvolle verkehrsgeschichtliche Details erbracht haben, wie<br />

etwa <strong>die</strong> von Jan Brunius über den Eisenzins in Närke oder <strong>die</strong> von Sten Skansjö<br />

bezüglich der anscheinend fehlenden positiven Auswirkungen des Schonenmarktes<br />

auf <strong>die</strong> Siedlungsentwicklung in der Skytts Harde .<br />

Im dänischen Projekt konnten <strong>die</strong> älteren Ansätze durch interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

weiter entwickelt werden . Obwohl <strong>die</strong> Quellenlage nicht ganz befriedigend<br />

ist, läßt sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> beiden Untersuchungsgebiete auf den dänischen<br />

Inseln, Horns Harde <strong>und</strong> <strong>die</strong> Insel Falster, doch mit Sicherheit feststellen, daß<br />

eine Siedlungsbewegung zur Küste hin erfolgte, auf Falster besonders zur waldreichen<br />

Nord- <strong>und</strong> Nordostküste, wo <strong>die</strong> fischreichsten Gewässer <strong>und</strong> <strong>die</strong> besten<br />

Seeverbindungen lagen .<br />

Noch bedeutungsvoller als <strong>die</strong> Veränderungen auf Falster, nämlich ein wahres<br />

Wirtschaftsw<strong>und</strong>er, war <strong>die</strong> Entwicklung auf der kleinen Insel Mon mit der Stadt<br />

Stege, im Norden von Falster . Sie wurde bereits im 14 . Jahrh<strong>und</strong>ert zu einem<br />

verhältnismäßig hohen Wert in Mark Silber geschätzt ; im 16 . Jahrh<strong>und</strong>ert übertraf<br />

sie in der Zehntleistung <strong>und</strong> der Bevölkerungszahl alle anderen Kirchspiele<br />

<strong>die</strong>ses Raumes . Es ist bemerkenswert, daß bei zwei Verpfändungen der Insel Mon<br />

1322 <strong>und</strong> 1344 <strong>die</strong>selbe Rentenhöhe wie in Lübeck benutzt worden ist . Bezüglich<br />

Falster darf erwähnt werden, daß nach der Ansicht des dänischen Archäologen<br />

Jens-Aage Pedersen, der <strong>für</strong> das Wüstungsprojekt arbeitet, der Ort Kippinge im<br />

Nordwesten der Insel in einem ähnlichen Verhältnis zur Stadt Stubbekobing<br />

stand wie - nach der Auffassung des schwedischen Forschers Erik Cinthio - <strong>die</strong><br />

Vorgängersiedlungen (Kaupangar) in Schonen zu den späteren Städten L<strong>und</strong>,<br />

Hälsingborg, Vä <strong>und</strong> Tommarp ; solche Handelsplätze fielen wüst .<br />

Der dänische Historiker Michael Gelting beurteilte 1985 <strong>die</strong> im Wüstungsprojekt<br />

erbrachten Indikatoren <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einwirkung des Handels auf <strong>die</strong> Siedlungsentwicklung<br />

in sehr allgemein gehaltener Form ; eine derart zurückhaltende<br />

Sicht mag wohl richtig sein, da es in der nordischen Geschichtsforschung generell<br />

sehr schwierig ist, <strong>für</strong> <strong>die</strong> ältere Zeit demographische <strong>und</strong> wirtschaftliche Entwicklungsfaktoren<br />

präzise aus den Quellen zu erarbeiten . Meiner Meinung nach<br />

läßt sich aber <strong>die</strong> Wirkung der drei Wirtschaftsbereiche, der Fischerei, des Seeverkehrs<br />

<strong>und</strong> des Seehandels, als Faktorenbündel durch <strong>die</strong> Siedlungsbewegungen<br />

relativ gut nachweisen . Viel schwerer sind allerdings <strong>die</strong> Kausalverhältnisse<br />

bezüglich des Landverkehrs <strong>und</strong> Landhandels zu fassen .

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