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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Pilgerwege <strong>und</strong> Siedlungsentwicklung 9 1<br />

der 1172 der Bischof von Rodez eine (Augustiner-Chorherren-)Regel gab (G .<br />

Jugnot 1978) . Der daraus entstehende Hospitalorden entfaltete ähnlich wie der<br />

fast gleichzeitig entstandene von Roncevaux eine enorme Wirksamkeit. Zu Beginn<br />

des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts erneuerte der Ordenskommandeur Etienne 11 . von<br />

Aubrac <strong>die</strong> Regel : Der Orden sollte nicht nur den Pilgern auf dem Weg nach<br />

Notre-Dame de Rocamadour, Santiago de Compostela, Saint-Sauveur in Oviedo,<br />

Saint-Dominique in Estremadura, ins Heilige Land <strong>und</strong> zu anderen Heiligen<br />

<strong>die</strong>nen, sondern auch »reconforter les pauvres, les infirmes, les aveugles, les faibles,<br />

les boiteux, les sourds-muets, les fameliques« (R . Oursel 1978, 76, 87 ff .) .<br />

Trotzdem dürfte <strong>die</strong> Pilger<strong>für</strong>sorge schon aufgr<strong>und</strong> der Lage Aubracs <strong>und</strong> seiner<br />

Tochtergründungen im Raum immer im Vordergr<strong>und</strong> gestanden haben ; Santiago<br />

erscheint allerdings nur als eines von zahlreichen großen Pilgerzielen . Als direkten<br />

Effekt der Santiago-Wallfahrt darf man <strong>die</strong> Gründung der »Milice de 1'Ordre<br />

de Saint-Jacques pour la defense de la foi et de la paix« im Jahre 1226 durch<br />

Amanien de Gresignac, Erzbischof von Auch, nach dem Vorbild des Hospitalordens<br />

des hl . Jakob vom Roten Schwert (Ordre hospitalier de Saint-Jacques<br />

de 1'Epee Rouge) in Spanien ; der Ritterorden entfaltete einige Wirksamkeit<br />

in der Gascogne (R . Oursel 1978, 96) .<br />

Einen vorläufigen Überblick (Erfassungsstand 1970) über Hospitäler <strong>und</strong> andere<br />

Versorgungseinrichtungen an den Santiago-Pilgerwegen durch Frankreich<br />

bis 1610 bietet eine 1972 veröffentlichte Karte von R . de La Coste-Messeliere<br />

(Abdruck J . Chelini u . H . Branthomme 1982, 196/197) . Er unterscheidet in den<br />

Signaturen zwischen Jakobshospitälern, Jakobsalmoseneien, Jakobsbruderschaften,<br />

Pilgerhospitälern <strong>und</strong> anderen Versorgungseinrichtungen <strong>für</strong> Pilger, Almoseneien<br />

<strong>und</strong> Gotteshäusern . Die auffallende Verdichtung um <strong>die</strong> Hauptrouten<br />

<strong>und</strong> dann vor allem im Süden <strong>und</strong> Westen Frankreichs, wo sich der Fächer der<br />

Pilgerwege schließt, ist unverkennbar ; aber auch <strong>die</strong> starken regionalen Massierungen<br />

um <strong>die</strong> überregionalen Wallfahrtsziele in Frankreich selbst (Mont St .<br />

Michel, Rocamadour, Le Puy usw .) treten deutlich hervor . Um differenziertere<br />

Aussagen zur Siedlungswirksamkeit von Hospitalgründungen machen zu können,<br />

müßte das Kartenbild chronologisch <strong>und</strong> nach Siedlungstypen weiter aufgeschlüsselt<br />

werden können . Daß solche Einrichtungen wesentliche Impulse zur<br />

Weiterentwicklung von Siedlungen gegeben haben, steht außer Frage .<br />

Ähnlich wie am camino ist auch in Frankreich, vor allem im Süden <strong>und</strong> Westen,<br />

ein enger Zusammenhang zwischen Hospital- <strong>und</strong> Brückenbau festzustellen<br />

; <strong>die</strong> eindrucksvollsten Beispiele bieten das Ensemble von Pilger- bzw . Jakobshospital<br />

<strong>und</strong> Brücke in Lyon, Avignon <strong>und</strong> Toulouse (L . Schmugge 1983, 47) .<br />

Die in Spanien besonders von Eremiten ausgefüllte Rolle des Brückenbauers<br />

übernahmen etwa ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert später in Südfrankreich, Brückenbruderschaften<br />

(M.N . Boyer 1964) . »Le ponts etablis sur les grands Tours d'eau<br />

drainaient les flots de pelerins«, schreibt R . Oursel (1978, 63) unter Hinweis auf<br />

<strong>die</strong> Loire-Brücke in Tours (1031), <strong>die</strong> Garonne-Brücke von Agen <strong>und</strong> <strong>die</strong> von<br />

1265-1307 gebaute Rhöne-Brücke von Avignon, deren Idee <strong>die</strong> Legende mit dem<br />

provenzalischen Hirten Benezet verbindet. Die Brücken von Bonpas, Lourmarin,<br />

Mallemort <strong>und</strong> Mirabeau im Rhönegebiet werden einer Brückenbruderschaft<br />

zugeschrieben (D . Le Blevec 1978) . Aber auch kleinere Brücken hatten Steue-

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