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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Wilhelm Miiller-Wille (1906-1983) 207<br />

Wandlungen <strong>die</strong>ser Gr<strong>und</strong>konzeption vollzogen sich unter dem Eindruck<br />

neuer Bef<strong>und</strong>e . So übernahm Müller-Wille während seiner Göttinger Dozentenzeit<br />

von seinem dortigen Kollegen H . Mortensen dessen Interpretation der Entstehung<br />

von Drubbel <strong>und</strong> Langstreifenflur durch Zerfall einer Großfamilie in<br />

eine Gruppe von Kleinfamilien, <strong>die</strong> dann aus dem Großfamiliengehöft den Drubbel<br />

als weiterhin sippenmäßig verb<strong>und</strong>ene Mehrhöfesiedlung entstehen ließen <strong>und</strong><br />

aus dem »Sippen-Großblock« den in Streifen-Anteile aufgeteilten Langstreifenkomplex<br />

. Mortensen (1946) hatte derartige Entwicklungen bei den Siedlungen<br />

litauischer Zuwanderer bei <strong>ihre</strong>r im 16 ./17 . Jahrh<strong>und</strong>ert erfolgten Landnahme<br />

in Ostpreußen kartenmäßig belegen können <strong>und</strong> hielt nun eine konvergente<br />

Entstehung der germanischen Drubbel mit Langstreifenflur <strong>für</strong> wahrscheinlich<br />

. Diese Hypothese änderte aber nicht gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>die</strong> Lehre Müller-Willes<br />

<strong>und</strong> auch nicht dessen Auffassung, daß neben der Sozialverfassung vor<br />

allem <strong>die</strong> Form des schweren schollenwendenden Pfluges mit feststehendem<br />

Streichbrett aus arbeitstechnischen Gründen den langen Pfluggang zweckmäßig<br />

macht <strong>und</strong> damit auch den langen Wölbackerstreifen als <strong>die</strong> optimale Parzellenform,<br />

wie sie als Betriebsparzelle auch schon auf dem hypothetischen Sippengroßblock<br />

vorhanden gewesen sein mußte .<br />

Gr<strong>und</strong>legender war eine flurgeographische Entdeckung des Müller-Wille-<br />

Schülers R . Althaus, der in seiner Dissertation »Siedlungs- <strong>und</strong> Kulturgeographie<br />

des Ems-Werse-Winkels« (1957, leider ungedruckt geblieben, weil sich der Autor<br />

nicht zu einer Kurzfassung entschließen konnte) eine ältere landnahmezeitliche<br />

Flurschicht in den Drubbel-Siedlungen feststellte, nämlich eingehegte relativ große<br />

hofnahe Blockparzellen, <strong>die</strong> sich durch einen besonders mächtigen Plaggen-<br />

Kulturboden <strong>und</strong> durch Flurnamen wie »Worth«, »Kamp«, »Brede« <strong>und</strong> »Ole<br />

Gorden« (alter Garten) als zweifelsfrei alte Ackerländereien zu erkennen gaben .<br />

Sie gehörten zu ursprünglich locker benachbarten Einzelhöfen . Einen Bezug zu<br />

einer Sippenverfassung lehnt Althaus ab, da eine solche historisch nicht nachgewiesen<br />

sei . Da ein gleichzeitiges Nebeneinander von Alt-Langstreifen <strong>und</strong> Alt-<br />

Blöcken keinen Sinn ergab, weder pflugtechnisch noch besitzrechtlich, deutete<br />

Althaus das langstreifige Eschland als erste Flurerweiterung . Der Müller-<br />

Wille-Schüler <strong>und</strong> spätere Kollege H . Hambloch entwickelte dann am Beispiel<br />

der Siedlung Druchhorn 1960 eine Erklärung des Übergangs von der Blockparzelle<br />

zur Streifenparzelle, <strong>die</strong> auch Müller-Wille übernahm, zumal sie von dem<br />

Münsteraner Historiker J . Prinz durch dessen Untersuchung des Landnutzungswandels<br />

des Willinger Eschs bei Münster gestützt wurde . Man könnte <strong>die</strong>se Erklärung<br />

<strong>die</strong> »Vöhde-Theorie« nennen . Müller-Wille stellte sie 1961 auf dem Siedlungsgenetischen<br />

Symposium in Göttingen vor (1967, II, S . 251 f .) . Sie besagt,<br />

daß ursprüngliche Einzelhof-Gruppen - Hambloch spricht von »Einödgruppe«,<br />

um den Charakter der geschlossen um den Hof gruppierten »Worth-Blöcke« zu<br />

betonen - sich in einem zweiten Entwicklungsstadium zu einer Feldgemeinschaft<br />

zusammenfanden, um eine geeignete Fläche - den späteren Esch - zunächst in<br />

einem Feld-Weide-Wechselsystem als »Vöhde« gemeinsam zu nutzen, wobei der<br />

regelmäßige langfristige Wechsel zwischen gemeinsamer Weidenutzung <strong>und</strong> einzelbetrieblicher<br />

Ackernutzung <strong>die</strong> Portionierung in parallele Schmalstreifen<br />

nahelegte, deren morphologische Struktur als Wölbackerbeete auch in der Wei-

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