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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Wilhelm Miiller-Wille (1906-1983) 20 1<br />

fende Organisationen wie der fränkische Staat <strong>und</strong> ein altsächsischer stammesmäßiger<br />

Wehrverband, <strong>die</strong> »Heerschaft Westfalen« .<br />

Ehe wir uns den inhaltlichen Aussagen <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r zu würdigenden <strong>Bedeutung</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Siedlungsforschung im einzelnen zuwenden, scheint es mir zum Verständnis<br />

des wissenschaftlichen Weges von Müller-Wille wichtig zu sein, noch<br />

einmal <strong>und</strong> nun weniger biographisch, sondern inhaltlich-themenbezogen nach<br />

den Einflüssen <strong>und</strong> Anregungen zu fragen, <strong>die</strong> Müller-Wille aufgriff <strong>und</strong> <strong>die</strong> in<br />

seinen Arbeiten erkennbar werden . Einige hat Müller-Wille selbst wiederholt herausgestellt,<br />

andere müssen wir versuchen zu erschließen, was nicht immer ganz<br />

gelingen mag . Daß <strong>die</strong> ländlich-bäuerliche Orts- <strong>und</strong> Flurstrukturen in erster<br />

Linie aus der jeweiligen agrarökologischen (landschaftsökologischen) Situation<br />

<strong>und</strong> der auf <strong>die</strong>ser basierenden Betriebsorganisation, insbesondere den Bodennutzungssystemen,<br />

abgeleitet werden müssen, wobei sich <strong>die</strong>se unter der Wirkung<br />

interner <strong>und</strong> externer Faktoren <strong>und</strong> Einflüsse allmählich wandeln (vgl . das Zitat<br />

oben), <strong>die</strong>se Auffassung hatte er in seiner agrargeographischen Doktorarbeit<br />

»Die Ackerfluren im Landesteil Birkenfeld« (1936) gewonnen ; auf <strong>die</strong>se nimmt er<br />

in seinen späteren stärker siedlungsgeographisch orientierten Arbeiten immer<br />

wieder Bezug . Durch seinen Doktorvater L . Waibel, der in seiner frühen wissenschaftlichen<br />

Entwicklung stark biogeographisch-landschaftsökologisch orientiert<br />

war, dann aber an der Universität Bonn, wo Müller-Wille sein Doktorand<br />

wurde, vor allem im engen Kontakt mit dem Agrarwissenschaftler Th . Brinkmann<br />

<strong>und</strong> dem Wirtschaftshistoriker B . Kuske <strong>die</strong> wirtschaftlichen, insbesondere<br />

<strong>die</strong> agrarbetriebswirtschaftlichen Zusammenhänge mit in den Mittelpunkt seiner<br />

agrargeographischen Arbeiten rückte, wurden auch seine Schüler in <strong>die</strong> agrarökologische<br />

<strong>und</strong> agrargeographisch-betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise<br />

eingeführt . Müller-Wille wählte Landwirtschaftliche Betriebslehre bei Brinkmann<br />

als Promotions-Nebenfach . Den »physiologischen Wirtschaftsplan« einer Gemarkung<br />

zu analysieren <strong>und</strong> ihn auch in seinem landschaftsökologischen Beziehungssystem<br />

zu deuten (so Müller-Wille in seiner Würdigung L . Waibels 1952, I,<br />

S . 6f .), <strong>die</strong>s war eine der Hauptlehren Waibels . Müller-Wille leitet aus <strong>die</strong>ser<br />

Methodik seine eigene topographisch-genetische Flurformenanalyse ab <strong>und</strong> setzt<br />

beide in Beziehung zueinander : »Zwar sind besitzrechtliche <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Ordnung einer Flur als zwei Schichten säuberlich zu trennen . Beide hängen jedoch<br />

vielfach zusammen <strong>und</strong> erst <strong>ihre</strong> sinnvolle Verknüpfung ergibt <strong>die</strong> ganze<br />

Fülle der Agrarlandschaft .« (ebenda S . 7) .<br />

Der zweite wichtige Einfluß auf Müller-Wille war <strong>die</strong> Kulturraumforschung<br />

mit <strong>ihre</strong>n Konzepten der »Kulturströmungen« <strong>und</strong> »Kulturprovinzen«, <strong>die</strong> das<br />

Augenmerk auf <strong>die</strong> Einflüsse überregional sich ausbreitender Neuerungen der<br />

materiellen <strong>und</strong> geistig-politischen Kultur richtete - heute würde man von »Innovationen«<br />

<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r »Diffusion« sprechen . Diese von dem Historiker H . Aubin<br />

<strong>und</strong> dem Sprachwissenschaftler Th . Frings in Bonn entwickelte Betrachtungsweise<br />

bzw . Schule (z.B . H . Aubin, Th . Frings <strong>und</strong> J . Müller 1926) wurde in den<br />

20er <strong>und</strong> 30er Jahren von dem Landeshistoriker F . Steinbach (1926) <strong>und</strong> dessen<br />

Schüler B.Huppertz (1939) <strong>für</strong> <strong>die</strong> historische Siedlungsforschung aufgegriffen<br />

<strong>und</strong> weiter ausgebaut . Waibel stand in enger Zusammenarbeit mit Steinbach, <strong>und</strong><br />

wenn Müller-Wille geradezu von einer »Synthese Waibel/ Steinbach« (1952, I,

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