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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Bericht über den 36 . Deutschen Historikertag 257<br />

tigung mit Sozialräumen in mittelalterlichen Städten hin . Die Quellen erlaubten<br />

entweder nur qualitative Aussagen oder sie könnten nicht raumbezogen ausgewertet<br />

werden, da <strong>die</strong> Lokalisierung <strong>ihre</strong>r Angaben nicht möglich sei . Aufschlußreich<br />

seien <strong>die</strong> zeitgenössischen Vorstellungen über <strong>die</strong> ideale Verteilung der<br />

Wohnbevölkerung über <strong>die</strong> Stadt hinweg . Es habe im Spätmittelalter zentralperiphere<br />

Ordnungselemente gegeben, <strong>die</strong> aber durchwegs wirtschaftliche Gründe<br />

gehabt <strong>und</strong> nicht auf eine soziale Diskriminierung abgezielt hätten . Dies zeige<br />

vor allem <strong>die</strong> Vermögenstopographie . Der Vortragende wies schließlich nachdrücklich<br />

darauf hin, daß auch <strong>die</strong> einzelnen Behausungstypen noch genauer<br />

darauf untersucht werden müßten, ob sie auf soziale Segregation hin angelegt<br />

waren .<br />

H . Reif führte am Beispiel von Oberhausen vor, wie <strong>die</strong> bauliche Entwicklung<br />

des jungen Industrieortes <strong>die</strong> soziale Segregation förderte . Er stellte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zeit<br />

von den 80er Jahren des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts an eine deutliche Distanzierung<br />

der Gruppen <strong>und</strong> eine Verschärfung der sozialen Ungleichheit fest . Ein wesentlicher<br />

Gr<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> seien <strong>die</strong> kommunalpolitischen Entscheidungen gewesen, <strong>die</strong><br />

sich gegen einen großen Teil der Bevölkerung gerichtet hätten . Die frühen Raumordnungsvorstellungen<br />

hätten fast nur das Zentrum <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wohnviertel der<br />

Begüterten berücksichtigt <strong>und</strong> <strong>für</strong> das Arbeiterviertel Dierich nicht einmal <strong>die</strong><br />

einfachste moderne Infrastruktur geschaffen . Erst der genossenschaftliche Wohnungsbau<br />

habe <strong>die</strong> sozialen Spannungen etwas verringert, ohne <strong>die</strong> soziale Segregation<br />

wesentlich zu beeinflussen .<br />

A. v. Saldern stellte auf der Basis der Ergebnisse eines interdisziplinären, von<br />

der Stiftung Volkswagenwerk geförderten Forschungsprojekts über <strong>die</strong> Neubauviertel<br />

der 20er <strong>und</strong> 60er Jahre unseres Jahrh<strong>und</strong>erts Überlegungen an, ob <strong>die</strong><br />

Maßnahmen der 20er Jahre <strong>die</strong> raumbezogene soziale Ungleichheit aufgehoben<br />

hätten . Insgesamt gesehen verneinte <strong>die</strong> Referentin <strong>die</strong> Frage . Sie behandelte das<br />

Thema auf vier unterschiedlichen Ebenen : der normativen, der ideologischen, der<br />

architektonischen <strong>und</strong> der kulturellen . Als wesentliche Quellen nannte sie Siedlungszeitschriften<br />

<strong>und</strong> Befragungen von Einheimischen . In <strong>die</strong> neuen Siedlungen<br />

der 20er Jahre seien nicht <strong>die</strong>jenigen eingezogen, <strong>für</strong> welche <strong>die</strong>se an sich gebaut<br />

worden seien, <strong>die</strong> Arbeiter, sondern <strong>die</strong> untere Mittelschicht . Die sozialräumliche<br />

Distanz zu den klassischen Arbeitervierteln habe sich dadurch sogar noch vergrößert<br />

. Ein wichtiger Gr<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> sei der zu geringe Handlungsspielraum<br />

eines sozial orientierten Staates in Deutschland im Gegensatz zu demjenigen der<br />

Verwaltung im Land Wien gewesen, wo <strong>die</strong> rechtlichen <strong>und</strong> finanziellen Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> den Neubau von billigen Arbeiterwohnungen mit zahlreichen Gemeinschaftseinrichtungen<br />

bestanden hätten .<br />

Nach den einzelnen Vorträgen wurde relativ ausführlich diskutiert . Leider<br />

fand keine Generaldiskussion statt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> beiden zeitlich weit auseinanderliegenden<br />

Themenbereiche unter der übergeordneten Fragestellung wieder<br />

zusammengeführt hätte . Hier machte sich natürlich das Fehlen des Vortrags von<br />

E . Lichtenberger über das frühneuzeitliche Wien als des vorgesehenen zeitlichen<br />

Zwischenglieds negativ bemerkbar. Obwohl insgesamt gesehen aus <strong>die</strong>sem Thema<br />

sicher noch mehr herauszuholen gewesen wäre, gehörte vom Standpunkt der<br />

genetischen Siedlungsforschung her gesehen <strong>die</strong>se Sitzung sicher zu den einschlägigsten<br />

der Tagung .

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