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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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64 S . Gissel<br />

in größerem Umfang durch animalische Erzeugnisse ergänzt, z .B . durch Butter,<br />

weil <strong>die</strong>se Ware, gemessen an <strong>ihre</strong>m Wert, leichter zu tragen war als Getreide . Die<br />

dänischen Wege <strong>und</strong> Straßen waren schlecht <strong>und</strong> Ausweichmöglichkeiten wie <strong>die</strong><br />

im Winter zugefrorenen Flüsse in Schweden gab es in Dänemark nicht . Ein Hinweis<br />

auf den Vorteil der Küstenregionen bezüglich Fischerei <strong>und</strong> Seeverkehr ergab<br />

sich aus der von anderen <strong>und</strong> mir gemachten Beobachtung, daß an der<br />

Südostküste von Seeland <strong>und</strong> auf der Insel Mron im Spätmittelalter eine deutliche<br />

Bevölkerungszunahme erfolgte, eine ziemlich überraschende Ausnahme von der<br />

allgemeinen Entwicklung in <strong>die</strong>ser Wüstungsperiode . Dieser dynamische Impuls<br />

im Küstengebiet steht in scharfem Gegensatz zum Stillstand oder gar zur rückläufigen<br />

Entwicklung in Zentrum Seelands ; hier blieben <strong>die</strong> Kirchspiele <strong>und</strong><br />

Dörfer im 16 . Jahrh<strong>und</strong>ert ganz klein .<br />

In den beiden Jahrzehnten der Forschung am Wüstungsprojekt (Det nordiske<br />

Odegärdsprojekt ; vgl . dazu Gissel 1982) nach 1968 konnte ich, nicht zuletzt<br />

durch <strong>die</strong> intensive Diskussion mit dänischen <strong>und</strong> skandinavischen Kollegen,<br />

meine Erfahrungen mit Verkehrsaspekten erweitern . Dabei ergaben sich naturgemäß<br />

mehrere Gesichtspunkte : In Norwegen stand man dem Gedanken der<br />

Einwirkung des Handels auf <strong>die</strong> Siedlungsentwicklung fremd gegenüber . Andreas<br />

Holmsen, der Altmeister der norwegischen Agrar- <strong>und</strong> Siedlungsgeschichte,<br />

charakterisierte <strong>die</strong> Periode der Wüstungen als <strong>die</strong> Zeit, »bevor der Bauer<br />

Geschäftsmann wurde« (1982) . Norwegische Forscher wie Holmsen oder Jorn<br />

Sandness unterstrichen <strong>die</strong> negativen Auswirkungen der großen Seuchen des<br />

Spätmittelalters auf das Wirtschaftsleben ; sie verwiesen auf <strong>die</strong> interessante Beobachtung,<br />

daß vor allem Siedlungen in der unmittelbaren Umgebung der Städte<br />

vom Wüstfallen bedroht <strong>und</strong> <strong>die</strong> Städte selbst spürbaren Kontraktionsvorgängen<br />

ausgesetzt waren . Als einzige Ausnahme in der negativen Einschätzung der allgemeinen<br />

Entwicklung kann <strong>die</strong> Übereinstimmung darüber gelten, daß sich <strong>die</strong><br />

große Meeresfischerei bei den Lofoten <strong>und</strong> in den nordnorwegischen Gewässern<br />

auf <strong>die</strong> Siedlungs- <strong>und</strong> <strong>die</strong> gesamte Wirtschaftsentwicklung <strong>die</strong>ser Region sehr<br />

anregend <strong>und</strong> belebend auswirkte . Ansonsten aber seien <strong>die</strong> Städte Norwegens<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r geringen Zahl <strong>und</strong> Größe ebensowenig wie <strong>die</strong> allzu bedeutungslosen<br />

Handelswege dazu geeignet gewesen, um positiv auf <strong>die</strong> Siedlungsentwicklung<br />

einwirken zu können . Daß norwegische Numismatiker das Verkehrsleben<br />

wesentlich höher einschätzen, hat bei den Siedlungsforschern bisher keine anderen<br />

Schlußfolgerungen hervorgerufen . Für einen dänischen Historiker erscheint<br />

es schwer verständlich, daß sich <strong>die</strong> hansischen Handelskriege <strong>für</strong> <strong>die</strong>se<br />

»Wirtschaft der Selbstversorgung« so katastrophal auswirken konnten .<br />

Schweden erwies sich im Wüstungsprojekt als das Gelobte Land der fachlichen<br />

<strong>und</strong> lokalen Sonderinteressen, wie <strong>die</strong>s auch aus der Rezension Ulf Sporrongs<br />

von 1984 hervorgeht . Die scharfe Grenze zwischen Historikern, <strong>die</strong> Schriftquellen<br />

auswerteten, <strong>und</strong> Feldforschern wie Archäologen, Geographen <strong>und</strong><br />

Quartärgeologen, <strong>die</strong> Sporrong feststellt, mußte sich in der schwedischen Forschung<br />

natürlich auch auf <strong>die</strong> Bewertung der siedlungsmäßigen Folgen von Handel<br />

<strong>und</strong> Verkehr auswirken : Wirtschaftsgeographische <strong>und</strong> wirtschaftsarchäologische<br />

Beobachtungen konnten neben rein historischen Erkenntnissen einfach<br />

nicht zur Geltung kommen ; ähnliches gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Namenk<strong>und</strong>e . Nur vereinzelt

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