30.10.2013 Aufrufe

Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

13 8 U . Troitzsch<br />

Großstädte, <strong>die</strong> schon frühzeitig Ausgangs- bzw . Endpunkt von Bahnstrecken<br />

geworden waren . Reste alter Festungsanlagen aus dem Mittelalter oder der frühen<br />

Neuzeit zwangen zum Bau sogenannter Kopfbahnhöfe, <strong>die</strong> im Laufe weniger<br />

Jahrzehnte von den rapide wachsenden Städten förmlich verschlungen wurden .<br />

Heute stellen sie ein nur schwer zu beseitigendes Hindernis dar . Da <strong>die</strong>se Anlagen<br />

wegen der sie umgebenden bebauten Zonen nicht mehr ausdehnungsfähig<br />

sind, verursachen sie hohe Kosten <strong>und</strong> fordern zu Alternativlösungen außerhalb<br />

der städtischen Ballungsgebiete heraus, was zu einem erneuten Eingriff in <strong>die</strong><br />

<strong>Kulturlandschaft</strong> zwingt . So entstand beispielsweise in den Jahren 1970 <strong>und</strong> 1977<br />

in Maschen bei Hamburg Europas größter <strong>und</strong> technisch modernster Rangierbahnhof<br />

mit einer Fläche von 280 Hektar, einem Gleisnetz von 375 Kilometer<br />

Länge, über 1000 Weichen, 21 Brücken <strong>und</strong> 29 Hochbauten . 2 `' Daß <strong>die</strong>se Anlage<br />

gegenwärtig erst bis zur Hälfte seiner Kapazität ausgelastet ist, kann man, je<br />

nach Standpunkt, als kluge Vorausschau künftiger Entwicklungen oder aber<br />

auch als Fehlplanung bewerten . Die Verlagerung des Rangierbetriebes macht <strong>die</strong><br />

alten Güterbahnhöfe im Hamburger Zentrum in naher Zukunft überflüssig, <strong>die</strong><br />

somit zunächst zu Verkehrswüstungen werden, falls man sie nicht, nach dem<br />

Abriß aller technischen Anlagen, einer neuen Nutzung zuführt .<br />

Und ein letzter Aspekt des technischen Systems Eisenbahn ist noch kurz zu<br />

erörtern . Als dem Straßenverkehr des 19 . Jahrh<strong>und</strong>erts weit überlegenes Transportmittel<br />

<strong>für</strong> schwere Massengüter wirkten <strong>die</strong> Schienenanlagen, insbesondere in<br />

der Nähe von Bahnhofsanlagen als Kristallisationskern <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ansiedlung von<br />

Fabriken <strong>und</strong> Gewerbebetrieben . Wer sich heute mit der Bahn größeren Städten<br />

nähert, dem wird <strong>die</strong> große Zahl älterer Fabrikanlagen auffallen, <strong>die</strong> in der Mehrzahl<br />

vor oder kurz nach der Jahrh<strong>und</strong>ertwende angelegt wurden . Erst mit dem<br />

neuen Massentransportmittel Automobil wurde es möglich, andere Faktoren <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Standortwahl in den Vordergr<strong>und</strong> zu rücken .<br />

Und damit verlassen wir das Verkehrsmittel Eisenbahn <strong>und</strong> wenden uns erneut<br />

dem Straßenverkehr zu . Dabei sollte aber nicht vergessen werden, daß gerade <strong>die</strong><br />

Eisenbahn seit der Mitte des 19 . Jahrh<strong>und</strong>erts dem Chausseebau entscheidende<br />

Impulse gegeben hatte, sah man doch eine Zeitlang <strong>die</strong> Hauptaufgabe der Straße<br />

darin, den raschen Transport von Gütern <strong>und</strong> Fahrgästen zur Bahn als dem<br />

eigentlichen Fernverkehrsmittel zu ermöglichen . Aber <strong>die</strong> besten Chausseen<br />

konnten nichts daran ändern, daß Landtransporte weiterhin um ein Vielfaches<br />

langsamer <strong>und</strong> auch wesentlich teurer waren als der Güter- <strong>und</strong> Personenverkehr<br />

auf der Eisenbahn ; denn als Zugkraft <strong>die</strong>nte immer noch das Pferd . Hierzu ein<br />

eindrucksvolles Beispiel : »Ein Dampfkesseltransport von Aachen nach Warschau<br />

(wegen des hohen niederländischen Rheinzolles offensichtlich nicht auf dem<br />

Wasserwege verfrachtet) brauchte <strong>für</strong> <strong>die</strong> mehr als 1000 km lange Wasserstrecke<br />

bei 24 Pferden Vorspann Anfang der 50er Jahre noch mehr als zwei Monate . Auf<br />

«23<br />

der Bahn wurden später weniger als 30 St<strong>und</strong>en benötigt .<br />

Was also immer noch fehlte, war eine geeignete neue Antriebskraft <strong>für</strong> Straßenfahrzeuge<br />

. Die Lösung <strong>die</strong>ses Problems erfolgte bemerkenswerter Weise ähn-<br />

-'-' Vgl . Offizieller Jubiläumsband der Deutschen B<strong>und</strong>esbahn, a .a .O ., S . 125 .<br />

2 ,<br />

-' Friedrich-Wilhelm Henning, a.a .O ., S . 163 .

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!