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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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13 0 U . Troitzsch<br />

zonen sowie vor allem <strong>die</strong> Alpen buchstäblich im Wege standen, wurden sie umgangen<br />

. Flüsse überwand man mit Stein- <strong>und</strong> Holzbrücken, sumpfige Gelände<br />

mit Bohlenwegen . Die Errichtung eines solchen riesigen Straßenverkehrssystems<br />

war - <strong>und</strong> das sei besonders im Zusammenhang mit unserer Fragestellung hervorgehoben<br />

- damals weniger ein technisches als ein mehr arbeitsorganisatorisches<br />

Problem <strong>und</strong> resultierte in erster Linie aus der Tatsache, daß den Römern<br />

zahllose Arbeitssklaven zur Verfügung standen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Steine <strong>für</strong> <strong>die</strong> Straßenpflasterung<br />

brachen, <strong>die</strong> ungeheuren Erdbewegungen durchführten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Straßen<br />

später in Stand hielten .<br />

Und hierin liegt wohl auch <strong>die</strong> Hauptursache begründet, daß nach dem Zusammenbruch<br />

des Römischen Reiches insbesondere im Europa nördlich der Alpen<br />

<strong>die</strong> Römerstraßen allmählich verfielen <strong>und</strong> keine neuen mehr gebaut wurden .<br />

Zudem bestand auch kein dringender Bedarf . Die dichte Bewaldung in <strong>die</strong>ser<br />

Region, <strong>die</strong> erst allmählich durch Brandrodung <strong>und</strong> <strong>die</strong> anschließende Umwandlung<br />

in Acker- <strong>und</strong> Weideflächen aufgelockert wurde, stellte ein weiteres Hindernis<br />

dar . Bis zum Beginn der Industrialisierung waren <strong>die</strong> mitteleu ropäischen<br />

Verkehrsstraßen m d-er Segel nur gebahnte Wege, unters k~ie.d.lic het' ,u., reite,~ <strong>die</strong><br />

sich ungünstigen Witterungsverhältnissen in wahre Schlammwüsten verwandelten<br />

. Die Reiseliteratur des 16 . .- 19 . Jahrh<strong>und</strong>erts bietet hier 'a eine Fülle<br />

von anschaulichen Beschreibungen .' Ein wirklicher Wandel setzte hier erst im<br />

späten 18 . Jahrh<strong>und</strong>ert ein . In Frankreich wurde, noch im Ancien regime, 1752<br />

<strong>die</strong> Ecole des pontes et chaussees gegründet, <strong>die</strong> den staatlichen Straßenbau vorantrieb,<br />

<strong>und</strong> in England entstanden <strong>die</strong> mit privatem Kapital errichteten, mautpflichtigen<br />

»turn-pike roads« .'<br />

Wie verlief <strong>die</strong> Entwicklung bei den Straßenfahrzeugen? In der römischen Periode<br />

waren eine Reihe von zwei- <strong>und</strong> vierrädrigen Gefährten <strong>für</strong> <strong>die</strong> unterschiedlichsten<br />

Zwecke vorhanden, wobei <strong>die</strong> schweren Lastkarren von Ochsen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> leichteren Reisewagen von Pferden gezogen wurden . Die Achsen der<br />

Wagen waren fest mit dem Radkasten verb<strong>und</strong>en, was bei Kurvenfahrten hohe<br />

5<br />

.<br />

Eine besonders eindrucksvolle Schilderung einer Postkutschenreise in Preußen in den 20er Jahren<br />

des 19 . Jahrh<strong>und</strong>erts sei hier wiedergegeben : »Wer nicht eine Brust von Erz, Kaldaunen von<br />

Kupfer <strong>und</strong> einen Allerwertesten von Platin besitzt, dem raten wir wohlmeinend, dort keine Reise<br />

mit der sogenannten ordinären Postkutsche zu unternehmen, denn <strong>die</strong>se ist in der Tat gar zu<br />

ordinär . Der alte Kasten ruht unmittelbar auf der Achse, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sitze erinnern an <strong>die</strong> Härte des<br />

englischen Stahls ; Kunststraßen findet man nur in der Umgebung der Hauptstadt, <strong>und</strong> befährt<br />

man mit der ordinären Postkutsche <strong>die</strong> übrigen erbärmlichen Wege des Landes, so riskiert man<br />

geradezu, etliche Rippen zu brechen . Wer keinen eigenen Reisewagen hat, kommt mit der Extrapost<br />

nicht viel besser fort ; denn <strong>die</strong> Fahrzeuge, auf welche man zuweilen geladen wird, gleichen<br />

auf ein Haar dem Armesünderkarren . Die ordinäre Postkutsche bewegt sich mit unbeschreiblicher<br />

Langsamkeit vorwärts, st<strong>und</strong>enlang muß man auf jeder Station harren, <strong>und</strong> mir selbst ist es begegnet,<br />

daß ich mit solcher Gelegenheit in vier<strong>und</strong>zwanzig St<strong>und</strong>en kaum acht Meilen zurücklegte .«<br />

Zitiert nach Elfriede Rehbein, a .a .O ., S . 189 .<br />

Als Pioniere des modernen Chausseebaus (Packlager aus nach oben hin kleiner werdenden Schottersteinen,<br />

gute Drainage) gelten der Franzose Pierre Tresaguet (1716-1780), der Schotte John Mc<br />

Adam (1756-1836) <strong>und</strong> der Engländer Thomas Telford (1757-1834) . Vgl . Charles Singer u .a .<br />

(Hrsg .), A History of Technology, Bd . IV, Oxford 1958, S . 527-535 ; Maurice Daumas (Hrsg .), A<br />

History of Technology & Invention Progress Through the Ages, Bd . III, New York 1979, S .<br />

235-239 .<br />

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