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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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200 H.-J . Nitz<br />

ob sich in ihnen gewisse Entwicklungsstränge oder Schwelpunkte erkennen lassen,<br />

so scheinen mir zwei Phasen deutlich zu werden . Die erste setzt mit den<br />

kulturlandschaftlich thematisierten Arbeiten über den Westerwald (1937) <strong>und</strong> das<br />

Rheinische Schiefergebirge (1942) ein <strong>und</strong> reicht bis zum genannten Vortrag<br />

über <strong>die</strong> agrarbäuerlichen Landschaftstypen (1953) . Man könnte <strong>die</strong>se Phase unter<br />

<strong>die</strong> Stichworte stellen : Siedlungsgestaltung unter igi-arökologsch-landschaftsökolog'scher<br />

Prägung, im Rahmen individualer oder gruppenmäßiggenossenschaftlicher<br />

Verfassung, im historisch-genetischen Wandel agrarischer<br />

Wrtschafts- <strong>und</strong> Kulturstufen, <strong>die</strong> sich autochthon entwickeln, aber auch aus der<br />

Einwirkung überregionaler Kulturströmungen resultieren . Die hier aufgeführten<br />

Aspekte <strong>und</strong> Faktoren bilden <strong>für</strong> Müller-Wille eine untrennbare Einheit . Folgendes<br />

Zitat aus der Arbeit über das Rheinische Schiefergebirge (1942) mag <strong>die</strong>s<br />

belegen : »Vielmehr müssen wir, da <strong>für</strong> uns <strong>die</strong> Landschaft als Gesamtkomplex im<br />

Vordergr<strong>und</strong> steht, <strong>die</strong> Kulturströmungen <strong>und</strong> <strong>die</strong> kulturlandschaftlichen Erscheinungen<br />

in <strong>ihre</strong>n f u n kti o n a l e n Zusammenhängen <strong>und</strong> in <strong>ihre</strong>r landschaftlichen<br />

Geb<strong>und</strong>enheit erkennen . Wir betrachten also <strong>die</strong> einzelne Erscheinung<br />

ö k o l o g i s c h, d.h . als Teil <strong>und</strong> Glied im Haushalt einer größeren Einheit. Damit<br />

erst werden wir auch <strong>die</strong> natürlichen Faktoren . . . in <strong>ihre</strong>r <strong>Bedeutung</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

historische Entwicklung <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> räumliche Verteilung kulturgeographischer<br />

Erscheinungen richtig erfassen können . . . Die in einer bestimmten<br />

Kulturepoche lebenden Menschen schaffen <strong>und</strong> verursachen kulturelle Erscheinungen<br />

. Sobald <strong>die</strong>se Teile der Landschaft werden <strong>und</strong> sich in den Raum einfügen,<br />

unterstehen sie den ordnenden Einflüssen natürlicher Gegebenheiten . Sie<br />

versagen oder bewähren sich . Es fragt sich nur, welche natürliche Erscheinung<br />

<strong>für</strong> das kulturlandschaftliche Verbreitungsbild entscheidend ist« (II, 26) . Konkretisiert<br />

sei <strong>die</strong>se Konzeption an einem regionalen Beispiel aus der Westerwald-<br />

Stu<strong>die</strong> von 1937 : »Offensichtlich bevorzugt <strong>die</strong> Feldgraswirtschaft den lockeren<br />

Weiler <strong>und</strong> den Einzelhof, während der Flurzwangacker zu einer dörflichen<br />

Gruppensiedlung ten<strong>die</strong>rt . . . Wenn so das agrare Wirtschaftssystem ein wesentlicher<br />

Faktor ist, ergibt sich <strong>die</strong> Aufgabe, seine klimatische Abhängigkeit zu<br />

überprüfen <strong>und</strong> zugleich den territorialen Einfluß hinsichtlich gewünschter Anbausysteme<br />

zu erk<strong>und</strong>en . Auf jeden Fall ist <strong>die</strong> heute noch deutliche siedlungsgeographische<br />

Grenze unter verschiedenen Einflüssen langsam gewachsen . Ihre<br />

Lage läßt vermuten, daß zwei verschieden gerichtete Strömungen sich hier gegeneinander<br />

absetzen : das nördliche oder niederrheinische Einzelhof- <strong>und</strong> Kleinweilersystem<br />

gegen das südliche, mitteldeutsche Dorfsystem« (II, 1937, 22) .<br />

Eine thematische wie auch interpretatorische Verlagerung scheint sich mir in<br />

seinen späteren Arbeiten anzudeuten, beginnend mit seinem Vortrag <strong>und</strong> seinen<br />

Diskussionsbeiträgen auf dem siedlungsgenetischen Symposium in Göttingen<br />

1961 (1962, I, 244 ff.) ; auch sein Abendvortrag auf der Tagung des »Arbeitskreises<br />

<strong>für</strong> genetische Siedlungsforschung in Mitteleuropa« in Münster 1975<br />

(1977) <strong>und</strong> sein letzter Vortrag 1979 : »Agrare Siedlungsgeographie in Westfalen .<br />

Fragen <strong>und</strong> Methoden, Ergebnisse <strong>und</strong> Deutungen« (1980) setzen <strong>die</strong>se Linie<br />

fort . Hier treten zu seinen »klassischen« Fragestellungen neue, im spezielleren<br />

Sinne siedlungsgeographische Themen hinzu : Plansl'edlungen <strong>und</strong> <strong>die</strong> sie begründende<br />

Herrschaft, insbesondere <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>herrschaft, aber auch übergrei-

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