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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Wilhelm Miiller-Wille (1906-1983) 203<br />

schaft <strong>für</strong> <strong>die</strong> frühmittelalterliche Besiedlung des Raumes um Münster herausarbeitete,<br />

<strong>und</strong> siedlungsarchäologischer Forschungen über <strong>die</strong> frühgeschichtliche<br />

(eisenzeitliche) ländliche Siedlungsstruktur, an denen auch sein Sohn Michael<br />

Müller-Wille beteiligt war (1965) <strong>und</strong> <strong>die</strong> keine frühgeschichtlichen (germanischen)<br />

Streifenfluren, sondern Blockfluren vom Typ der sog . »Celtic fields«<br />

aufgedeckt hatten . Aber auch neue Ergebnisse seiner Doktoranden ließen ihn <strong>die</strong><br />

Rolle individuell-bäuerlicher wie herrschaftlicher Siedlungsgestaltung stärker berücksichtigen<br />

.<br />

Verfolgen wir nun <strong>die</strong> inhaltlichen Gr<strong>und</strong>thesen, <strong>die</strong> Müller-Wille in vier Jahrzehnten<br />

der Forschung <strong>und</strong> Lehre konzipierte, weiterentwickelte <strong>und</strong> präzisierte,<br />

aber auch modifizierte <strong>und</strong> fallen ließ zugunsten neuer Ergebnisse <strong>und</strong> Deutungen<br />

.<br />

Nahezu alle Arbeiten der ersten Forschungsphase Müller-Willes (dreißiger bis<br />

fünfziger Jahre) kreisen um <strong>die</strong> Thematik Langstreifenflur <strong>und</strong> Drubbel als westgermanische<br />

primäre Siedlungsform, aus der sich im Mittelalter in den ackergünstigen<br />

Räumen Mittel- <strong>und</strong> Oberdeutschlands, aber auch des germanischen<br />

Nordwesteuropa, das geschlossene Dorf mit vergrößerter Gewannflur um den<br />

meist sek<strong>und</strong>är untergliederten primären Langstreifenflurkern entwickelte, wobei<br />

das Streifenflurprinzip unter den ökonomischen Erfordernissen der zelgengeb<strong>und</strong>enen<br />

dorfgemeinschaftlichen Dreifelderwirtschaft weitergeführt wurde .<br />

Demgegenüber erhielt sich <strong>die</strong> atavistische Primärform auf der nordwestdeutschen<br />

<strong>und</strong> niederländischen Geest unter den besonderen naturräumlichen Umständen<br />

der ackerungünstigen Altmoränenlandschaften .<br />

Bei der Entwicklung <strong>die</strong>ser Konzeption stützte sich Müller-Wille, wie bereits<br />

oben angesprochen, auf <strong>die</strong> Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Interpretationen einer ganzen Reihe<br />

bereits vorliegender siedlungsgeographischer <strong>und</strong> siedlungshistorischer Untersuchungen<br />

. Besonders wichtig wurde <strong>die</strong> bei H . Dörries entstandene Dissertation<br />

von H . Riepenhausen (1938), der Langstreifenfluren in Verbindung mit kleinen<br />

Gruppensiedlungen auch in der Lößlandschaft des Ravensberger Landes festgestellt<br />

hatte . In den Gr<strong>und</strong>zügen hatte bereits R . Martiny (1926, in einem ersten<br />

Vortrag schon 1913) <strong>die</strong> Kernpunkte der oben skizzierten Theorie formuliert,<br />

was Müller-Wille uneingeschränkt anerkannte . Martiny wie auch F . Steinbach<br />

waren es, welche <strong>die</strong> »entwicklungsgeschichtliche Auffassung von Dorf <strong>und</strong> Flur«<br />

(Martiny 1926, in Nitz 1974, S . 194) einführten . Müller-Willes großes Ver<strong>die</strong>nst<br />

liegt darin, <strong>die</strong>se Auffassung zu einer geschlossenen Theorie (Lehre) ausgebaut<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>ihre</strong> Anwendung in konkreten Dorf- <strong>und</strong> Fluranalysen erforderliche<br />

entwicklungsgeschichtlich vorgehende Untersuchungsmethodik in Form der »topographisch-genetischen<br />

Methode« systematisiert <strong>und</strong> verfeinert zu haben . Erst<br />

mit seinem großen Aufsatz von 1944 wurden damit <strong>die</strong> Erkenntnisse der nordwestdeutschen<br />

genetischen Siedlungsforschung allgemein bekannt <strong>und</strong> durch <strong>die</strong><br />

Konsistenz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Überzeugungskraft der Argumentation zur bald allgemein<br />

anerkannten Lehrmeinung . An <strong>die</strong>ser Stelle muß jedoch nachdrücklich betont<br />

werden, daß gleichzeitig der ebenfalls aus dem Geographischen Institut der Universität<br />

Münster hervorgegangene, seit 1941 in Straßburg lehrende G . Niemeier<br />

unter dem Thema »Die Eschkerntheorie <strong>und</strong> das Problem der germanisch-deutschen<br />

Kulturraumkontinuität«, <strong>die</strong> auf eigenen Forschungen in Nord-

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