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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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50 B . Härdh<br />

Der nordwestlichste Küstenstrich des römischen Imperiums wurde vom 2 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert an regelmäßig von schiffahrenden Nordgermanen geplündert . Zum<br />

Schutz wurde eine organisierte Küstenwehr eingerichtet (Johnson 1978, S . 61 ff.,<br />

Ellmers 1978, S . 498 f .) . Das Nydamschiff, das in der 2 . Hälfte des 4 . Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

gebaut wurde, zeigt, daß man in Nordgermanien <strong>die</strong> effektive Rudertechnik<br />

der Römer in modifizierter Form übernommen hatte . Das erhalten gebliebene<br />

Schiff von Nydam war zu seiner Zeit eines der modernsten germanischen<br />

Kriegsschiffe . Die übrigen dort gef<strong>und</strong>enen Boote zeigen veraltete Konstruktionen<br />

. Schiffsf<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Abbildungen, zum Beispiel aus Trier, zeigen, daß<br />

<strong>die</strong> Schiffe der Römischen Kaiserzeit in Nordeuropa ziemlich klein waren, mit<br />

nicht mehr als sieben Paar Rudern (Ellmers 1978, S . 499 f .) . Die geringe Größe<br />

der Schiffe erlaubte es nicht, sich weit von der Küste zu entfernen . So war es<br />

nicht möglich, Trinkwasser <strong>für</strong> längere Perioden mitzuführen . Deshalb ist anzunehmen,<br />

daß auch <strong>die</strong> Wasserstraßen in der Nähe der Küsten verliefen . Untersuchungen<br />

von D . Ellmers in Bremerhaven zeigen auch, daß <strong>die</strong> Schiffe, <strong>die</strong><br />

bei der angelsächsischen Landnahme auf den Britischen Inseln verwendet wurden,<br />

allem Anschein nach solche vom Nydamtyp waren (Ellmers 1978,<br />

S . 500 ff .) . Prokopios beschreibt, wie Bewohner der französischen Kanalküste im<br />

6 . Jahrh<strong>und</strong>ert n.Chr . außer Fischfang <strong>und</strong> Ackerbau auch auf eigenen Booten<br />

Schiffahrt nach Britannien betrieben (Ellmers 1972, S . 234) .<br />

Aus dem 9 . Jahrh<strong>und</strong>ert stammen zwei in <strong>die</strong>sem Zusammenhang wichtige<br />

Dokumente, <strong>die</strong> Reiseberichte Ottars <strong>und</strong> Wulfstans . Sie sind in einer »Geographie«,<br />

<strong>die</strong> König Alfred von Wessex zusammenstellen ließ, überliefert . Während<br />

der Engländer Wulfstan über eine Fahrt auf der Ostsee von Haithabu nach Truso<br />

berichtet, teilt Ottar seine Kenntnisse von drei Fahrten mit, einer Entdeckungsreise<br />

von Halogaland ins Weiße Meer, einer Fahrt von Halogaland zum<br />

Handelsplatz Sciringssal <strong>und</strong> der Fahrt von dort nach Haithabu . Wir wollen uns<br />

hier <strong>die</strong> letzte <strong>die</strong>ser drei Reisen etwas näher ansehen . Ottar beschreibt, wie er<br />

fünf Tage von Sciringssal segelte »zu dem Hafen, den man aet Haedum« (=<br />

Haithabu) nennt . Das liegt zwischen den Wenden, den Sachsen <strong>und</strong> den Angeln<br />

<strong>und</strong> gehört den Dänen . Als er von Sciringssal hierher segelte, da hatte er drei<br />

Tage lang an Backbord Dänemark <strong>und</strong> an Steuerbord <strong>die</strong> offene See, <strong>und</strong> dann<br />

während der zwei Tage, bevor er nach Haithabu kam, hatte er an Steuerbord<br />

Gotland <strong>und</strong> Sillende <strong>und</strong> viele Inseln . In <strong>die</strong>sem Land wohnten <strong>die</strong> Angeln, bevor<br />

sie in <strong>die</strong>ses Land (= England) kamen . Und er hatte dann zwei Tage lang an<br />

Backbord <strong>die</strong> Inseln, <strong>die</strong> zu Dänemark gehören .«<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ses Berichtes sind vielerlei Rekonstruktionsversuche unternommen<br />

worden . Ich werde hier über zwei kürzlich erschienene Arbeiten kurz referieren<br />

<strong>und</strong> zwar eine von U . Schnall, Bremerhaven, <strong>und</strong> eine zweite von O .<br />

Crumlin-Pedersen, Roskilde (Schnall 1981, Crumlin-Pedersen 1983a) . Beide<br />

Forscher sind der Meinung, daß man in der Wkingerzeit <strong>die</strong> Fahrtrouten keineswegs<br />

beliebig von Ort zu Ort wählte, sondern daß der Verkehr auf verhältnismäßig<br />

genau begrenzten Seewegen verlief .<br />

Für <strong>die</strong> Rekonstruktion der Strecke von Sciringssal (Kaupang) nach Hedeby<br />

ist <strong>die</strong> Identifizierung der Namen Denamarc, Gotland <strong>und</strong> Sillende entscheidend,<br />

sowie <strong>die</strong> Kenntnis der damaligen Segeltechnik, der Navigationsverhältnisse <strong>und</strong>

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