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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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202 H.-J . Nitz<br />

13) spricht, so darf man ihn selbst, der als zweites Promotionsnebenfach Landesgeschichte<br />

bei Steinbach stu<strong>die</strong>rte, als einen im wörtlichen Sinne gemeinsamen<br />

Schüler <strong>die</strong>ser beiden Wissenschaftler charakterisieren . In seinen frühen Arbeiten<br />

der dreißiger <strong>und</strong> vierziger Jahre hat er immer wieder <strong>die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>die</strong>ses Einflusses<br />

der Steinbach-Schule hervorgehoben <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Methodik selbst angewendet,<br />

indem er <strong>die</strong> »Wanderung« kulturgeographischer Phänomene, insbesondere<br />

agrarbetrieblicher Neuerungen wie <strong>die</strong> Zelgenwirtschaft <strong>und</strong> Pflugformen, aber<br />

auch agrarsozialer Normen wie <strong>die</strong> Realteilungsgewohnheit, untersuchte <strong>und</strong><br />

kartographisch darstellte . In seinen großräumigen Verbreitungskarten stellte er<br />

Ausbreitungswege <strong>und</strong> Stillstandsgrenzen dar <strong>und</strong> suchte neue Erkenntnisse aus<br />

der räumlichen Korrelation verschiedener Phänomene zu gewinnen ; seine oft<br />

kühnen Synthesen <strong>und</strong> Hypothesen wurden fast alle auf <strong>die</strong>sem in der Steinbach-Schule<br />

wurzelnden methodischen Wege gewonnen .<br />

Eine andere Wurzel muß <strong>die</strong> lange Zeit <strong>für</strong> seine historisch-siedlungsgeographische<br />

Auffassung von der frühgeschichtlichen Gruppensiedlung mit Streifenflur<br />

<strong>und</strong> von der frühmittelalterlichen bäuerlich-genossenschaftlichen Siedlungsverfassung<br />

haben - bei gleichzeitiger Unterschätzung der Rolle der Gr<strong>und</strong>herrschaft,<br />

deren <strong>Bedeutung</strong> er erst in seinen späten Arbeiten stärker in Rechnung<br />

stellte . Von Steinbach wurde ihm <strong>die</strong>se sozialgeschichtliche Auffassung<br />

nicht vermittelt ; <strong>die</strong>ser vertrat bereits in seinem gr<strong>und</strong>legenden Aufsatz von 1927<br />

»Gewanndorf <strong>und</strong> Einzelhof« <strong>die</strong> These, daß <strong>die</strong> ursprünglichen kleinen Dörfer<br />

<strong>und</strong> Weiler »nur zusammengescharte Einzelhöfe« waren <strong>und</strong> im übrigen echte<br />

Einzelhöfe <strong>und</strong> damit Einzelsiedler das frühe Siedlungsgefüge bestimmten . Steinbach<br />

betonte aber auch <strong>die</strong> Rolle der großen <strong>und</strong> kleinen Gr<strong>und</strong>herrschaften mit<br />

<strong>ihre</strong>n Herrenhofländereien seit dem frühen Mittelalter (Steinbach 1927/1974,<br />

S.62) .<br />

Müller-Wille aber hatte nicht <strong>die</strong> rheinischen Siedlungsverhältnisse vor Augen,<br />

auf deren Interpretation sich Steinbachs These stützte, sondern <strong>die</strong> in <strong>ihre</strong>m Ursprung<br />

<strong>für</strong> frühgeschichtlich gehaltenen kleinflächig-inselhaften Streifenfluren<br />

der Eschsiedlungen der nordwestdeutschen Geest, <strong>die</strong> wiederum Steinbach nicht<br />

beachtet hatte . Müller-Wille waren <strong>die</strong> Eschsiedlungen aus seiner Oldenburger<br />

Heimat vertraut, er kannte <strong>die</strong> über sie vorliegenden Forschungen, <strong>und</strong> seine neue<br />

Wirkungsstätte Münster lag im Bereich <strong>die</strong>ses Siedlungstyps . R . Martiny (1926)<br />

<strong>und</strong> K.A . Hömberg (1935) mit <strong>ihre</strong>n genetischen Thesen von der Urform einer<br />

germanischen bzw. nordischen Gemeinschaftsflur lieferten ohne Zweifel <strong>die</strong><br />

Gr<strong>und</strong>idee, <strong>und</strong> auch R . Gradmanns mehrfach formulierte Auffassung, daß <strong>die</strong><br />

genossenschaftliche Verfassung der mittelalterlichen Gewannflurdörfer in <strong>ihre</strong>r<br />

Wurzel in <strong>die</strong> germanische Landnahme-Gesellschaft zurückreichte (R . Gradmann<br />

1913), fand Müller-Willes Zustimmung . Seine eigenen agrargeographischen<br />

Beobachtungen <strong>und</strong> Überlegungen fanden eine Stütze bei Hömberg, der<br />

sich wiederum auf <strong>die</strong> Forschungen einiger früher Agrarhistoriker wie R . Braungart<br />

(1914), K . Rhamm (1905) <strong>und</strong> H.E . Seebohm (1914) bezog .<br />

Müller-Wille hat sich von <strong>die</strong>ser sozialgeschichtlichen Auffassung, <strong>die</strong> der Lehre<br />

von der germanischen Markgenossenschaft nahestand, erst in seiner späten<br />

Phase mehr <strong>und</strong> mehr gelöst unter dem Eindruck der Forschungsergebnisse westfälischer<br />

Siedlungshistoriker wie J . Prinz, der <strong>die</strong> <strong>Bedeutung</strong> der Gr<strong>und</strong>herr-

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