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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Technikgeschichtliche Entwicklung der Verkehrsmittel 133<br />

Da schiffbare Flüsse nicht immer dort vorhanden waren, wo man sie als<br />

Transportweg gern genutzt hätte, entwickelte sich schon seit etwa 4000 vor unserer<br />

Zeitrechnung im Zweistromland, dann in Ägypten, China <strong>und</strong> im mediterranen<br />

Raum <strong>die</strong> Kunst des Baues von künstlichen Wasserwegen, also von Kanälen,<br />

<strong>die</strong> sich im Gr<strong>und</strong>e bis heute kaum verändert hat .` Wie beim Bau von<br />

Landstraßen waren große Erdbewegungen mit Hilfe des Einsatzes großer Menschenmassen<br />

erforderlich . Erschwerend kam allerdings hinzu, daß <strong>die</strong> Kanalsohle<br />

kein Gefälle aufweisen durfte, was bereits Kenntnisse im Nivellieren voraussetzte<br />

. Die frühen Kanäle sind in der Regel in flachem Gelände gegraben<br />

worden . Mit der Erfindung der Kammerschleuse, <strong>die</strong> erstmals um 1373 <strong>für</strong> Italien<br />

belegt ist, war fortan <strong>die</strong> Möglichkeit vorhanden, hügeliges Gelände in Stufen<br />

zu überwinden, wenn auch mit hohem technischen Aufwand . Sieht man einmal<br />

vom 1390-1398 gegrabenen Stecknitzkanal, der <strong>die</strong> Verbindung zwischen Lübeck<br />

<strong>und</strong> der Elbe herstellte, <strong>und</strong> von dem noch <strong>die</strong> 1725 gebaute Kammerschleuse<br />

erhalten geblieben ist, so waren es vor allem <strong>die</strong> absolutistischen<br />

Staaten Frankreich, Preußen, Rußland <strong>und</strong> auch Dänemark, <strong>die</strong> im späten 17 .<br />

<strong>und</strong> im 18 . Jahrh<strong>und</strong>ert den Kanalbau energisch vorangetrieben haben . Dänemark<br />

errichtete zwischen 1777 <strong>und</strong> 1784 den sogenannten Eiderkanal (Schleswig-Holsteinischer<br />

Kanal), der erstmals Nord- <strong>und</strong> Ostsee miteinander verband."<br />

Noch bedeutsamer waren <strong>die</strong> seit dem zweiten Drittel des 18 . Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

auf privatkapitalistischer Gr<strong>und</strong>lage in England gebauten Kanäle, bei<br />

denen <strong>die</strong> Wasserführung infolge des gebirgigen Geländes in Mittelengland <strong>und</strong><br />

in Schottland über zahlreiche Kunstbauten (Überführungen <strong>und</strong> Tunnel) erfolgen<br />

mußte ." Diese »Transportrevolution« bildete neben den noch früher einsetzenden<br />

Innovationen im Agrarbereich eine wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

eigentliche »Industrielle Revolution« <strong>und</strong> stellten hinsicht_ligh,der._Tra£sepführung ,<br />

quasi eine Vorübun_ <strong>für</strong> den s äteren -Eisenbahnbau dar .<br />

An ers als im weitgehend flachen Gelände, wie +, zum Beispiel in Norddeutschland,<br />

wo der Kanalbau in der zweiten Hälfte des 19 . Jahrh<strong>und</strong>erts seinen Höhepunkt<br />

erreichte, kann man in England einen deutlichen Einfluß auf den Wandel<br />

der <strong>Kulturlandschaft</strong> konstatieren . Allerdings muß auch hier wie bei dem<br />

vorindustriellen Landverkehr festgehalten werden : Das Verkehrsmittel selbst,<br />

also das gesegelte oder getreidelte Binnenschiff, übte keinen direkten Einfluß<br />

darauf aus . Nicht vergessen werden sollte allerdings der indirekte Einfluß von<br />

Kanalbauten auf <strong>die</strong> <strong>Kulturlandschaft</strong>, nämlich als neues, nur schwer überwindbares<br />

Hindernis in der Querrichtung . Vor allem lange Kanalstrecken, wie der <strong>für</strong><br />

große Seeschiffe gebaute Nord-Ostsee-Kanal oder der Mittellandkanal, trennten<br />

mit einem Schlage alte, zusammenhängende Siedlungsgebiete, landwirtschaftliche<br />

Nutzflächen <strong>und</strong> vor allem traditionelle Landverkehrswege . Brückenbauten bzw .<br />

später auch Untertunnelungen, <strong>die</strong> wegen des hohen Kostenaufwandes nur in<br />

' 2 Ein knapper historischer Überblick über <strong>die</strong> Geschichte des Kanalbaus in : Vom Faustkeil zum<br />

Laserstrahl . Die Erfindungen der Menschheit von A - Z, Stuttgart/Zürich/Wien 1982, S . 152 .<br />

Die Literatur zur Geschichte des Eider-Kanals findet sich bei Margit Konertz, Bibliographie zum<br />

Eiderkanal (Schleswig-Holsteinischen Kanal) . In : Mitteilungen des Canal-Vereins Nr . 5 . Herausgegeben<br />

von Ernst Joachim Fürsen <strong>und</strong> Manfred Jessen-Klingeberg, Rendsburg 1984, S . 109-152 .<br />

'+ Vgl . Charles Readfleld, British Canals, Newton Abbot '1966 .

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