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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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19 8 H.-J . Nitz<br />

schaften Westfalens, z.B . <strong>die</strong> »Sandgebiete« mit der historischen Abfolge des<br />

Wald-Viehbauern, des Heidjers <strong>und</strong> des Grünlandbauern . Den Kulturgeographen<br />

wenig bekannt <strong>und</strong> daher an <strong>die</strong>ser Stelle hervorzuheben ist, daß Müller-<br />

Wille sich 1942 mit der Arbeit »Westfalen - Die Natur des Landes« habilitierte<br />

(Neudruck 1966) .<br />

Ein schwerpunktmäßiges Interesse an den ländlichen Siedlungen <strong>und</strong> siedlungsräumlichen<br />

Strukturen ergab sich <strong>für</strong> Müller-Wille aus dem Studium der<br />

ländlich-agraren <strong>Kulturlandschaft</strong> sozusagen zwangsläufig, insbesondere durch<br />

sein stets großräumig-landschaftsvergleichend angelegtes Arbeiten, wie er es 1937<br />

erstmals <strong>für</strong> den Westerwald <strong>und</strong> in seinem ausgearbeiteten Habilitationsvortrag<br />

(1941/42) über <strong>die</strong> kulturgeographische Stellung des Rheinischen Schiefergebirges<br />

(1942, 11, 24-78) demonstrierte . Verstärkt wurde <strong>die</strong>se Ausrichtung durch <strong>die</strong><br />

Begegnung mit H . Dörries, dessen Assistent in Münster er nach seiner Promotion<br />

in Bonn wurde .<br />

Dörries war ein Kulturgeograph historisch-genetischer Orientierung par excellence<br />

. In Münster begegnete Müller-Wille zwei weiteren kreativen Siedlungsforschern,<br />

dem als Dozent am Geographischen Institut tätigen G . Niemeier<br />

<strong>und</strong> dem Siedlungshistoriker K.A . Hömberg . Wie H . Uhlig aus Gesprächen mit<br />

Müller-Wille <strong>und</strong> Niemeier berichtet, standen sich <strong>die</strong>se drei jungen Wissenschaftler<br />

in stimulierender Konkurrenz gegenüber - Uhlig schreibt (in seiner<br />

Würdigung Müller-Willes 1976), daß »geistige Spannung <strong>und</strong> Diskussion, aber<br />

auch ein gewisser Ehrgeiz, mit neuen Ergebnissen vorzustoßen« das wissenschaftliche<br />

bzw . kollegiale Klima <strong>die</strong>ser Phase prägten . So ist es kein Zufall, daß<br />

alle drei wesentliche, um nicht zu sagen revolutionierende Ideen zur Entstehung<br />

der Gewannflur <strong>und</strong> Langstreifenflur in <strong>die</strong> Siedlungsforschung einbrachten,<br />

Hömberg bereits 1935 <strong>und</strong> 1938, Niemeier 1938 <strong>und</strong> dann gleichzeitig mit Müller-Wille<br />

1944 . In <strong>die</strong>sem Zusammenhang muß auch der damals junge niederländische<br />

Geograph H .J . Keuning mit seinen Forschungen über <strong>die</strong> Eschsiedlungen<br />

von Drenthe genannt werden (1938) . Daß der Landeshistoriker F . Steinbach mit<br />

seinen ebenfalls <strong>die</strong> Siedlungsforschung stimulierenden Thesen zur Entstehung<br />

der Gewannflur aus Einzelhof- <strong>und</strong> Weiler-Blockfluren (1927) Müller-Wille in<br />

starkem Maße beeinflußte, bedarf keiner näheren Begründung .<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner landschaftsökologisch-agrargeographischen Orientierung sah<br />

Müller-Wille stärker als <strong>die</strong> genannten Siedlungsforscher <strong>die</strong> ländlichen Siedlungsformen<br />

als funktionalen Ausdruck der agraren Betriebssysteme auf der Jeweiligen<br />

historischen Entwicklungsstufe der Wirtschaft . Andererseits übersah er<br />

dank seiner Schulung bei F . Steinbach <strong>und</strong> B . Huppertz in Bonn niemals <strong>die</strong><br />

große <strong>Bedeutung</strong> sozialhistorischer Strukturen : den im Laufe der Geschichte sich<br />

wandelnden Aufbau der ländlich-agraren Gesellschaft mit <strong>ihre</strong>n Bauernklassen .<br />

Einige seiner Schüler, vor allem P.G . Hesping (1963) <strong>und</strong> B . Lievenbrück (1977),<br />

haben <strong>die</strong>se <strong>Bedeutung</strong> der ländlichen Sozialgruppen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Siedlungsstruktur<br />

an besonders markanten Beispielen herausgearbeitet .<br />

Die in Münster entwickelten Ideen zur frühgeschichtlichen <strong>und</strong> frühmittelalterlichen<br />

Siedlungsform sollten bald <strong>die</strong> Diskussion der gesamten mitteleuropäischen<br />

geographischen Siedlungsforschung beherrschen <strong>und</strong> an vielen Instituten<br />

weitere Forschungen anregen <strong>und</strong> als Lehrmeinung deren Interpretation

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