15.11.2012 Aufrufe

Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Diskurs</strong>ebenen<br />

<strong>Die</strong> <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> <strong>Kritischen</strong> <strong>Diskurs</strong>- und Dispositivanalyse<br />

Nun operieren die jeweiligen <strong>Diskurs</strong>stränge auf verschiedenen diskursiven Ebenen<br />

(Wissenschaft(en), Politik, Medien, Erziehung, Alltag, Geschäftsleben, Verwaltung<br />

etc.). Man könnte solche <strong>Diskurs</strong>ebenen auch als die sozialen Orte bezeichnen, von<br />

denen aus jeweils „gesprochen“ wird. Dabei ist zu beobachten, dass diese <strong>Diskurs</strong>ebenen<br />

aufeinan<strong>der</strong> einwirken, sich aufeinan<strong>der</strong> beziehen, einan<strong>der</strong> nutzen etc. So können<br />

etwa auf <strong>der</strong> Medien-Ebene <strong>Diskurs</strong>fragmente eines wissenschaftlichen Spezialdiskurses<br />

o<strong>der</strong> auch des Politikerdiskurses aufgenommen werden etc. So ist auch zu<br />

beobachten, dass etwa die Medien den Alltagsdiskurs aufnehmen, bündeln, zuspitzen<br />

etc. können o<strong>der</strong> auch – vor allem in <strong>der</strong> Sens<strong>at</strong>ionspresse – à la BILD o<strong>der</strong> Kronenzeitung<br />

– sens<strong>at</strong>ionsheischend und oft populistisch aufdonnern. Auf diese Weise<br />

regulieren die Medien im Übrigen das Alltagsdenken und nehmen jeweils erheblichen<br />

Einfluss auf die jeweils machbare und gemachte Politik. Man denke etwa an das<br />

Image Jörg Hai<strong>der</strong>s, das ohne Zutun einer den Rechtspopulismus normalisierenden<br />

Medienberichterst<strong>at</strong>tung so kaum zustande gekommen wäre.<br />

Zu beachten ist darüber hinaus, dass die einzelnen <strong>Diskurs</strong>ebenen in sich stark verflochten<br />

sind, <strong>der</strong>gestalt, dass z.B. auch renommierte Leitmedien Inform<strong>at</strong>ionen und<br />

Inhalte aller Art übernehmen, die bereits in an<strong>der</strong>en Medien aufgetaucht sind. Das berechtigt<br />

umso mehr, von dem Mediendiskurs zu sprechen, <strong>der</strong> insgesamt, insbeson<strong>der</strong>e<br />

was die hegemonialen Medien betrifft, in wesentlichen Aspekten als einheitlich<br />

betrachtet werden kann, was nicht ausschließt, dass dabei unterschiedliche <strong>Diskurs</strong>positionen<br />

mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> stark zur Geltung kommen.<br />

<strong>Diskurs</strong>position<br />

<strong>Die</strong> K<strong>at</strong>egorie <strong>der</strong> <strong>Diskurs</strong>position, mit <strong>der</strong> ein spezifischer ideologischer Standort einer<br />

Person o<strong>der</strong> eines Mediums gemeint ist, erweist sich als sehr hilfreich. Margret Jäger<br />

definiert die K<strong>at</strong>egorie <strong>der</strong> <strong>Diskurs</strong>position wie folgt: „Unter einer <strong>Diskurs</strong>position<br />

verstehe ich den (ideologischen, S.J.) Ort, von dem aus eine Beteiligung am <strong>Diskurs</strong><br />

und seine Bewertung für den Einzelnen und die Einzelne bzw. für Gruppen und<br />

Institutionen erfolgt. Sie produziert und reproduziert die beson<strong>der</strong>en diskursiven Verstrickungen,<br />

die sich aus den bisher durchlebten und aktuellen Lebenslagen <strong>der</strong> <strong>Diskurs</strong>beteiligten<br />

speisen. <strong>Die</strong> <strong>Diskurs</strong>position ist also das Result<strong>at</strong> <strong>der</strong> Verstricktheiten<br />

in diverse <strong>Diskurs</strong>e, denen das Individuum ausgesetzt war und die es im Verlauf seines<br />

Lebens zu einer bestimmten ideologischen bzw. weltanschaulichen Position (...)<br />

verarbeitet h<strong>at</strong>.“ (M. Jäger 1996, 47)<br />

Was für die Subjekte gilt, dies gilt entsprechend für Medien, ja für ganze <strong>Diskurs</strong>stränge.<br />

Auch sie bilden bestimmte <strong>Diskurs</strong>positionen aus, die – mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> geschlossen<br />

– die gesamte Berichterst<strong>at</strong>tung prägen. Zu beachten ist: „<strong>Die</strong>ses <strong>Diskurs</strong>system<br />

können Gruppen und Individuen durchaus unterschiedlich bewerten. Z. B.<br />

kann <strong>der</strong> hegemoniale <strong>Diskurs</strong> das Symbol des Flugzeugs positiv besetzen, während<br />

<strong>der</strong> antihegemoniale <strong>Diskurs</strong> Flugzeuge ablehnt und für Bäume, Fahrrä<strong>der</strong> etc.<br />

schwärmt. Wichtig [...] ist dabei aber, daß sich abweichende <strong>Diskurs</strong>positionen auf<br />

'die gleiche diskursive grundstrukur' (Link 1986a) beziehen.“ (M. Jäger 1996, 47)<br />

4 Ein solcher Versuch liegt vor in Caborn 1999.<br />

109

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!