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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Schul- und Unterrichtsforschung<br />

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form<strong>at</strong>ionsquelle des Forschers, son<strong>der</strong>n Individuen, mit denen sich <strong>der</strong> Forscher gemeinsam<br />

auf den Weg <strong>der</strong> Erkenntnis zu machen versucht“ (Moser 1977b, 13).<br />

Seit Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre h<strong>at</strong> sich – vor allem in Österreich – ein neuerer Ans<strong>at</strong>z<br />

schulbezogener Aktionsforschung entwickelt, <strong>der</strong> sich nicht als Fortsetzung o<strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>aufleben <strong>der</strong> deutschsprachigen Tradition <strong>der</strong> Handlungsforschung versteht,<br />

weshalb <strong>der</strong> Begriff Handlungsforschung eher vermieden wird. Aktionsforschung leitet<br />

sich aus <strong>der</strong> englischen Tradition <strong>der</strong> action research ab, <strong>der</strong> im Anschluss an die<br />

Bewegung <strong>der</strong> offenen Curricula (Lehrende als Forschende) um John Elliott entstanden<br />

ist. Für ihn ist Aktionsforschung eine <strong>Methode</strong>, mittels <strong>der</strong> Praktiker und Praktikerinnen<br />

ihre eigene soziale Situ<strong>at</strong>ion in ihrer Komplexheit erforschen, um ihre Handlungsqualität<br />

zu verbessern und sich selbst in ihrer Profession weiterzuentwickeln (Elliott<br />

1991, 52).<br />

Während sich im englischen Sprachraum auf <strong>der</strong> Grundlage von action research eine<br />

breite Lehrer-als-Forscher-Bewegung entwickelt h<strong>at</strong>, die ein eigenes Netzwerk, eine<br />

intern<strong>at</strong>ionale Zeitschrift (Educ<strong>at</strong>ional Action Research) und eine Serie von Weltkongressen<br />

aufweist, sind die Aktionsforschungs-Aktivitäten im deutschsprachigen<br />

Raum stark von engagierten Hochschullehrerinnen und -lehrern getragen bzw. in <strong>der</strong>en<br />

Umfeld aktiv. Gut lesbare Einführungen in die <strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Aktionsforschung<br />

bieten die Bände „Lehrer erforschen ihren Unterricht“ (Altrichter/Posch 1990) und<br />

„Grundlagen <strong>der</strong> Praxisforschung“ von Heinz Moser (1995).<br />

5. Von <strong>der</strong> Unterrichtsforschung zur Schul- und Qualitätsentwicklung<br />

In <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung über Unterricht haben die Inhalte gewechselt: Das Thema<br />

„Unterricht (er)leben“, das die Gespräche in den siebziger und achtziger Jahren beherrschte,<br />

wurde in <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> Neunziger vom Thema „Unterricht überleben“<br />

abgelöst. Aber auch <strong>der</strong> Tenor h<strong>at</strong> sich geän<strong>der</strong>t. War früher im Unterton <strong>der</strong><br />

Aussagen noch etwas von Euphorie und politischer Kraft des Verän<strong>der</strong>ungswillens<br />

spürbar, klingt eher Frustr<strong>at</strong>ion und Resign<strong>at</strong>ion mit, wenn Lehrerinnen und Lehrer<br />

heute über die immer belasten<strong>der</strong> werdende Situ<strong>at</strong>ion im Klassenzimmer berichten.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklung prägt auch die wissenschaftliche Auseinan<strong>der</strong>setzung: Herrschte<br />

früher Aufbruchstimmung in <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Machbarkeit guten Unterrichts, was<br />

zum breiten Engagement von Forscherinnen und Forschern in Curriculumprojekten<br />

führte, ist inzwischen das Vertrauen in die Verän<strong>der</strong>barkeit <strong>der</strong> Unterrichtsroutine<br />

durch einschlägige Forschungserkenntnisse gesunken. Viele Wissenschafterinnen und<br />

Wissenschafter haben sich aus <strong>der</strong> unmittelbaren Arbeit mit Lehrpersonen zurückgezogen,<br />

haben sich neuen Themen gewidmet o<strong>der</strong> aufgrund von Sparmaßnahmen im<br />

Bildungsbereich ihre Stelle verloren. Im folgenden Zit<strong>at</strong> wird beschrieben, was aus<br />

den großen Vorhaben <strong>der</strong> siebziger und achtziger Jahre geworden ist:<br />

„Auch nach jahrelangem Ringen um die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schulen beschreiben Schulpraktiker<br />

und -theoretiker schulisches Lernen als lebensfern, handlungsarm, entsinnlicht, einseitig r<strong>at</strong>ionalistisch,<br />

öd und abstrakt; sie erleben Schule als eine fremdbestimmte, bürokr<strong>at</strong>isch durchorganisierte<br />

und ritualisierte sta<strong>at</strong>liche Anstalt; sie geißeln das Elend <strong>der</strong> Zensurengebung und<br />

etikettieren die Schule als Lernknast, als Sortiermaschine ...“ (Klemm/Rolff/Tillmann 1985, 11)

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