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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Karoline Bitschnau & Manuela Hinteregger<br />

5. Schritt: Problemverschiebung bzw. Formulierung einer neuen Forschungsfrage<br />

Fünfter Arbeitsschritt ist die Herausarbeitung <strong>der</strong> sogenannten Problemverschiebung<br />

bzw. des l<strong>at</strong>enten Praxiszusammenhangs o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s ausgedrückt, die Formulierung<br />

des impliziten Problems <strong>der</strong> Szene, das von <strong>der</strong> Autorin nicht formuliert wurde. <strong>Die</strong>s<br />

ergibt sich aus <strong>der</strong> Konstruktion von Ich und an<strong>der</strong>en, aus den Spalten <strong>der</strong> Leerstellen<br />

und Wi<strong>der</strong>sprüche und wird als neue Botschaft in einer These formuliert.<br />

„<strong>Die</strong> Konstruktion <strong>der</strong> Szene führt uns zu <strong>der</strong> o<strong>der</strong> den Problemverschiebung(en), also zu <strong>der</strong><br />

Frage, welche neuen, bisher nicht gedachten Zusammenhänge zum Thema auftauchen. <strong>Die</strong> aus<br />

einer Szene erarbeitete Konstruktion sprechen die Forschenden verallgemeinernd für Frauen.<br />

<strong>Die</strong>s h<strong>at</strong> den Sinn, die Konstruktion probehalber als Möglichkeit für alle Frauen zu denken und<br />

ihre Relevanz in <strong>der</strong> Weiterarbeit zu prüfen.“ (Haubenreisser & Stöckmann 1993, 150)<br />

<strong>Die</strong> sich aus <strong>der</strong> Problemverschiebung formulierte These ergibt die neue Forschungsfrage<br />

und den t<strong>at</strong>sächlichen Gegenstand des Forschungsprojektes. Bei einer Gruppe<br />

von acht bis zwölf Frauen kann es sein, dass sich zwei o<strong>der</strong> drei verschiedene Problemverschiebungen<br />

ergeben. In diesem Fall entscheidet die Gruppe, an welchem<br />

Thema weitergearbeitet wird. Beispiel für eine Problemverschiebung: In einem Seminar<br />

schrieben Frauen Szenen zum Thema „Als ich mich einmal durchsetzte“. <strong>Die</strong> kollektive<br />

Bearbeitung bzw. Dekonstruktion ergab, dass Frauen sich auf die Befriedigung<br />

von kurzfristigen Bedürfnissen konzentrieren und (auf Grund ihrer Sozialis<strong>at</strong>ion)<br />

eher Schwierigkeiten haben, langfristige Ziele zu verfolgen. <strong>Die</strong> Frauen schrieben<br />

neue Szenen zum Thema „Als ich mich einmal mit meinen langfristigen Bedürfnissen<br />

verbündete“ und erarbeiteten verschiedene Konflikttheorien, da in den Szenen<br />

ein enger Zusammenhang von Konfliktfähigkeit und dem Verfolgen von langfristigen<br />

Zielen sichtbar wurde.<br />

6. Schritt: Es folgt eine Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Schritte 2 bis 4:<br />

Verständnis vom Gegenstand, Empirie erheben, kollektive Bearbeitung <strong>der</strong> Szenen.<br />

Zum neuen Thema werden wie<strong>der</strong> die Vorannahmen gesammelt, neue Szenen geschrieben<br />

und gemeinsam dekonstruiert. Bei <strong>der</strong> Bearbeitung dieser zweiten Szenen<br />

ergibt sich keine Problemverschiebung mehr, son<strong>der</strong>n die Ergebnisse werden direkt<br />

mit den bestehenden Theorien des Gegenstandsbereiches konfrontiert.<br />

7. Schritt: Kritik, Ergänzung und Reformulierung bestehen<strong>der</strong> Theorien<br />

Während des gesamten Forschungsprozesses werden kollektiv bestehende Theorien<br />

zum Gegenstand erarbeitet. <strong>Die</strong> zuvor aus <strong>der</strong> Empirie gewonnenen theoretischen Erkenntnisse<br />

werden an den bestehenden theoretischen Konzeptionen geprüft, um diese<br />

zu ergänzen, zu kritisieren und zu reformulieren.<br />

8. Schritt: Publik<strong>at</strong>ion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Öffentlich-kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung im theoretischen Raum mit <strong>der</strong> Intention <strong>der</strong><br />

produktiven Entwicklungsmöglichkeit für den interdisziplinären Wissenschaftsdiskurs.

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