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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Befragung<br />

2. Historische und system<strong>at</strong>ische Aspekte <strong>der</strong><br />

Befragung<br />

<strong>Die</strong> Befragung ist heute wohl das wichtigste Instrument <strong>der</strong> empirischen Sozialforschung.<br />

„In allen humanwissenschaftlichen Einzeldisziplinen, von <strong>der</strong> Ethnologie bis<br />

zur Medizin, von <strong>der</strong> Kriminalistik bis zur zeitgeschichtlichen Forschung und von <strong>der</strong><br />

psychi<strong>at</strong>rischen Diagnostik bis zu st<strong>at</strong>istischen Erhebung, zählen Befragungsmethoden<br />

zu den bedeutendsten Formen <strong>der</strong> D<strong>at</strong>ensammlung“ (Koolwijk 1974, 12).<br />

Kernidee <strong>der</strong> <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> Befragung ist dabei „die Vorstellung, daß die Antworten<br />

auf eine geregelte Abfolge von Fragen (...) Aufschluß über eine Realität geben können,<br />

die sich von den psychischen Vorgängen des Fragens und Antwortens, von <strong>der</strong><br />

sozialen Situ<strong>at</strong>ion des Fragenden und Antwortenden und von dem sprachlichen Inhalt<br />

<strong>der</strong> Frage und Antwort ablösen und in allgemeinen Regeln fixieren läßt“ (Koolwijk<br />

1974, 9). <strong>Die</strong> Vorrangstellung <strong>der</strong> Befragung ergibt sich insbeson<strong>der</strong>e aus <strong>der</strong> T<strong>at</strong>sache,<br />

dass sie die Ermittlung verbalisierbarer subjektiver T<strong>at</strong>bestände (Wissen, Einstellungen,<br />

Vorstellungen, Wertorientierungen, Erwartungen etc.), Inform<strong>at</strong>ionsgewinnung<br />

über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges, über unzugängliche und<br />

komplexe Situ<strong>at</strong>ionen ermöglicht, (scheinbar) leicht handhabbar und (scheinbar) recht<br />

alltagsnah ist (Lamnek 1980, 132).<br />

2.1 <strong>Die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Befragung als sozialwissenschaftlicher<br />

Forschungsmethode<br />

<strong>Die</strong> Befragung als <strong>Methode</strong> existiert bereits im Griechenland des 5. Jahrhun<strong>der</strong>ts v.<br />

Chr. unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Dialektik“. Sie „verstand sich als Technik, dem Befragten<br />

Meinungen zu entlocken, die dann im Licht philosophischer Überlegungen auf<br />

ihre Stichhaltigkeit hin untersucht wurden“ (Koolwijk 1974, 9) und lief nach festgelegten<br />

Regeln ab. Weiter taucht die Befragung als methodisches Instrument zur Ermittlung<br />

von Inform<strong>at</strong>ionen in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Sozialwissenschaften zu Beginn<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts auf, und zwar schon unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Interview“. Das Interview<br />

als methodisches Instrument war dabei zunächst vielfacher Kritik und Ablehnung<br />

ausgesetzt (insbeson<strong>der</strong>e in Formen wie <strong>der</strong> von Sigmund Freud begründeten<br />

„Tiefenbefragung“ o<strong>der</strong> den Meinungsforschungen <strong>der</strong> Gallup-Gruppe).<br />

Zwischen <strong>der</strong> antiken „Dialektik“ und dem „mo<strong>der</strong>nen“ Interview existiert ein grundlegen<strong>der</strong><br />

Unterschied. „H<strong>at</strong>te die antike Auffassung die Befragungsmethode als Instrument<br />

betrachtet, das einen direkten Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

öffnet, kann ihr nach mo<strong>der</strong>ner Auffassung ein solcher unmittelbarer Erkenntniswert<br />

nicht zukommen. Zwischen die D<strong>at</strong>en <strong>der</strong> durch Frage und Antwort gewonnenen Erfahrung<br />

und die wissenschaftliche Erkenntnis tritt einerseits <strong>der</strong> Eigenwert des Instruments<br />

und an<strong>der</strong>erseits die Theorie als Bezugsrahmen, innerhalb dessen Frage und<br />

Antwort einen bestimmten Stellenwert zugeordnet bekommen. Frage und Antwort<br />

gelten als Indik<strong>at</strong>oren eines theoretisch interpretierten Sachverhalts, für den sie das<br />

empirische Äquivalent sind“ (Koolwijk 1974, 10, 11).<br />

Etabliert h<strong>at</strong> sich die Umfrageforschung in Deutschland allerdings erst (als Ergebnis<br />

einer Entwicklung, die in den 50er Jahren begann) mit Ende <strong>der</strong> 60er Jahre (Scheuch<br />

1999, 7). Waren die Befragungsinstrumente bis in die 70er Jahre verhältnismäßig ein-<br />

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