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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Methode</strong>n theoretischer Forschung<br />

genstandsbereich aufgestellt haben)? Sind Theorien im Idealfall also „wahr“, o<strong>der</strong><br />

sollte man besser nur von so etwas wie ihrer „Brauchbarkeit“ sprechen? Kann man<br />

säuberlich zwischen dem Bereich <strong>der</strong> „Theorie“ und an<strong>der</strong>en Bereichen (etwa dem<br />

Bereich <strong>der</strong> „Erfahrung“) trennen? Was h<strong>at</strong> es insbeson<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong> vielzitierten<br />

„Theoriegeladenheit“ aller Erfahrung auf sich: Ist es so, dass jedes Sammeln von Erfahrungsd<strong>at</strong>en<br />

bereits unweigerlich vom Suchraster irgendeiner Theorie geprägt ist, 2<br />

o<strong>der</strong> gibt es doch so etwas wie ein theorieunabhängiges, „simples Gegebenes“ in <strong>der</strong><br />

Erfahrung? Was ist Forschung? Was ist überhaupt „Wissenschaft“ (da Wissenschaft<br />

ja offenbar durch das Streben nach dauern<strong>der</strong> Fortentwicklung, eben durch „Forschung“,<br />

geprägt ist)? Ist Wissenschaft eher eine Ansammlung von „Wahrheiten an<br />

sich“, o<strong>der</strong> existiert sie – bildlich gesprochen – eher in den Köpfen <strong>der</strong> Menschen, die<br />

sie betreiben und anwenden, o<strong>der</strong> beides? Von welchen Gegenstandsbereichen kann<br />

es eine „Wissenschaft“ geben, wie ist die Abgrenzung von sonstigen Bereichen, wo<br />

„Wissen“ und „Kenntnisse“ im Spiel sind, etwa zu Handwerken, zu wirtschaftlichen<br />

o<strong>der</strong> zu künstlerischen Tätigkeiten?<br />

1.1 Wissenschaft als begründetes, system<strong>at</strong>isches, soziales Wissen<br />

„Forschung“ ist ein Kennzeichen von Wissenschaft, Forschung wird betrieben, um<br />

die Wissenschaft auszudehnen und/o<strong>der</strong> abzusichern. Was aber ist „Wissenschaft“?<br />

1.1.1 „Wissenschaft“ im subjektiven und objektiven Sinne<br />

Zunächst einmal kann „Wissenschaft“ in einem subjektiven und in einem objektiven<br />

Sinne verstanden werden. Subjektiv verstanden ist Wissenschaft eine Eigenschaft von<br />

bestimmten Menschen. Wenn wir etwa hoffen, „die Wissenschaft“ werde uns irgendwann<br />

bei <strong>der</strong> Bewältigung dieses o<strong>der</strong> jenes Problems helfen, dann verwenden wir das<br />

Wort in diesem subjektiven Sinne. Wir meinen damit eigentlich, irgendwann werde<br />

jemand wissen, welche Handlungen zur Lösung des Problems führen. Zu einem solchen<br />

„Wissenschaftler“ wird man aber gerade dadurch, dass dieses subjektive Wissen<br />

inhaltlich mit <strong>der</strong> objektiv verstandenen Wissenschaft (als einem Inbegriff von Sätzen)<br />

übereinstimmt und auch einige wesentliche formale Eigenschaften mit ihm teilt:<br />

Es muss sich um begründetes und system<strong>at</strong>isches Wissen handeln.<br />

1.1.2 Wissenschaft als begründetes Wissen<br />

Wissenschaft besteht aus begründetem Wissen. Dabei ist „begründetes Wissen“ fast<br />

schon eine Überbestimmung, denn zum Begriff des Wissens gehört die gute Begründetheit<br />

bereits dazu: Was das Wissen vom richtigen Err<strong>at</strong>en und vom blinden, aber<br />

zufällig richtigen Für-wahr-Halten unterscheidet, ist eben <strong>der</strong> Besitz einer guten Begründung:<br />

Wir wollen von einer Person P nur dann sagen, sie wisse um eine T<strong>at</strong>sache<br />

t, wenn t <strong>der</strong> Fall ist, wenn P an t glaubt 3 und wenn P auch eine gute Begründung da-<br />

2 Ein simples Beispiel: Wer „Häufungen“ von Objekten auf einer Abbildung markiert (etwa<br />

Häufungen von Sternen auf einem fotografierten Himmelsabschnitt, Häufungen von Ausgrabungsstätten<br />

auf einer Landkarte o.dgl.), <strong>der</strong> h<strong>at</strong> bereits stillschweigend eine Art „Theorie“<br />

darüber angewendet, was als eine (auffällige) Häufung zählt und was nicht. Von <strong>der</strong>lei Theoriegeladenheit<br />

leben z.B. auch optische Täuschungen: Wir „sehen“ aufgrund unserer Theorie<br />

Dinge in Abbildungen, die faktisch so nicht vorhanden sind.<br />

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