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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Hermann Denz & Horst O. Mayer<br />

2.1.1 <strong>Die</strong> Befragung als Kommunik<strong>at</strong>ionssitu<strong>at</strong>ion (Interaktion)<br />

<strong>Die</strong> Befragung ist eine asymmetrische Kommunik<strong>at</strong>ionssitu<strong>at</strong>ion. Eine Person fragt<br />

nur, die an<strong>der</strong>e antwortet nur. Der Forscher/die Forscherin möchte Antworten haben<br />

(diese Antworten sind das, was eigentlich interessiert, die Frage ist nur <strong>der</strong> Stimulus),<br />

<strong>der</strong>/die Befragte ist an <strong>der</strong> Kommunik<strong>at</strong>ion (meist) nicht beson<strong>der</strong>s interessiert.<br />

<strong>Die</strong> Kommunik<strong>at</strong>ionssitu<strong>at</strong>ion kann unterschiedlich strukturiert und definiert werden.<br />

a) Das Interview kann ein Gespräch sein, bei dem nur grob einige Themen vorgegeben<br />

sind (also offen und unstrukturiert: Tiefeninterview, narr<strong>at</strong>ives Interview: diese<br />

Techniken werden eher <strong>der</strong> qualit<strong>at</strong>iven Sozialforschung zugerechnet, sie erfor<strong>der</strong>n<br />

auch spezielle Auswertungsverfahren, z.B. Heinze 1986, Lamnek 1989), es kann klar<br />

strukturiert sein (strukturiert bzw. teilstrukturiert: die Themen und eventuell auch ihre<br />

Reihenfolge sind vorgegeben, wie oft bei Expertenbefragungen) o<strong>der</strong> es kann standardisiert<br />

sein (geschlossen und strukturiert: alle Fragen, meist mit den Antwortaltern<strong>at</strong>iven,<br />

sind genau ausformuliert und werden immer gleich gestellt).<br />

b) Es kann auch die Art des Kontakts variiert werden: <strong>Die</strong> Befragung ist meist ein persönlicher<br />

Kontakt zwischen Befragtem und Befragendem, aber es sind auch telefonische<br />

o<strong>der</strong> schriftliche (postalische) Befragungen möglich, bei denen keine face-toface-Beziehung<br />

mehr besteht.<br />

c) <strong>Die</strong> soziale Situ<strong>at</strong>ion ist meist die Interaktion zwischen zwei Personen, es kann aber<br />

auch Gruppeninterviews (Interaktion zwischen einer Person und einer Gruppe und innerhalb<br />

<strong>der</strong> Gruppe, wobei durch die Interaktion in <strong>der</strong> Gruppe bestimmte gruppendynamische<br />

Prozesse ausgelöst werden) geben o<strong>der</strong> Befragung in einer Gruppensitu<strong>at</strong>ion<br />

(z.B. Klassenzimmerbefragungen).<br />

<strong>Die</strong> Grundannahme, die hinter je<strong>der</strong> Befragung, beson<strong>der</strong>s hinter einer standardisierten,<br />

steht, ist eine experimentelle Logik, die an den N<strong>at</strong>urwissenschaften orientiert ist:<br />

Wenn jedem Befragten dieselbe Frage gestellt wird, kann eine unterschiedliche Antwort<br />

als unterschiedliche Einstellung, Meinung, Wissen usw. <strong>der</strong> Befragten interpretiert<br />

werden. Der einzige Faktor, <strong>der</strong> unterschiedliche Reaktionen auf ein und dieselbe<br />

Frage hervorruft, ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen den Befragten. <strong>Die</strong>se Annahme berücksichtigt<br />

den sozialen Charakter dieser Situ<strong>at</strong>ion sehr wenig. Vor allem klammert<br />

sie den t<strong>at</strong>sächlichen Kontakt vollkommen aus. <strong>Die</strong> konkrete Beziehung besteht zwischen<br />

dem Befragten und den Interviewenden. Von <strong>der</strong> Person des/<strong>der</strong> Interviewenden<br />

wird es (schon einmal) abhängen, ob <strong>der</strong> Kontakt überhaupt zustande kommt (Interviewverweigerungen<br />

in Abhängigkeit vom Aussehen des Interviewers). Auch die<br />

Antworten sind nicht unabhängig von <strong>der</strong> Person des Interviewers, wie verschiedene<br />

Erhebungen zeigen (z.B. Holm 1976, 88: Soziale Wünschbarkeit, Auftraggebereffekt,<br />

Ja-sage-Tendenz). <strong>Die</strong> Befragung ist eben eine soziale Situ<strong>at</strong>ion, in <strong>der</strong> die verschiedensten<br />

Elemente (verbale, non-verbale Stimuli, soziale Wahrnehmung, Autoritätsverhältnisse,<br />

Erfahrungen usw.) eine Rolle spielen, wie auch in an<strong>der</strong>en sozialen Situ<strong>at</strong>ionen.<br />

Wie stark diese Wirkungen sind, hängt von Faktoren ab wie: <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Fragestellung,<br />

<strong>der</strong> Klarheit des Fragebogens, dem Verständnis und <strong>der</strong> Eindeutigkeit <strong>der</strong><br />

verwendeten Worte, <strong>der</strong> Auswahl und Schulung <strong>der</strong> Interviewer usw. Es gibt noch<br />

eine Reihe von weiteren Faktoren, die für die Gültigkeit und Genauigkeit einer Befragung<br />

entscheidend sind: Sie liegen in <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Fragen und dem Aufbau

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