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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Schul- und Unterrichtsforschung<br />

teswissenschaftlich bzw. theologisch ausgerichtet, wodurch die „Wahrheitssuche“ für<br />

gute Erziehung und Bildung vom Ideal <strong>der</strong> jeweiligen Denktradition abhing.<br />

Das Bemühen um eine erfahrungswissenschaftlich begründete System<strong>at</strong>isierung von<br />

Unterricht erfolgte erst wie<strong>der</strong> im Zuge <strong>der</strong> „Verwissenschaftlichung“ <strong>der</strong> Pädagogik<br />

zur Zeit <strong>der</strong> „empirischen Wende“, als sie sich als selbständige wissenschaftliche Disziplin<br />

zu etablieren begann. <strong>Die</strong>se wissenschaftliche Loslösung <strong>der</strong> Pädagogik von<br />

<strong>der</strong> zunächst theologischen, später philosophischen Prägung durch die jeweiligen Inhaber<br />

universitärer Lehrstühle erfolgte in den 60er und 70er Jahren in einer verstärkten<br />

Hinwendung zu den Sozialwissenschaften, von wo sie auch die (damals) gängigen<br />

Forschungsmethoden entlehnte.<br />

Es war dies die große Zeit des Glaubens an die „Messbarkeit“ dessen, was bisher nur<br />

spekul<strong>at</strong>iv o<strong>der</strong> aufgrund einer (philosophischen) Überzeugung angenommen wurde.<br />

Mit <strong>der</strong> Möglichkeit, alles zählen und messen zu können, hing auch <strong>der</strong> Glaube daran<br />

zusammen, dass die in Forschungsprojekten gewonnenen Erkenntnisse die Praxis verän<strong>der</strong>n<br />

könnten. <strong>Die</strong>ses Machbarkeitsdenken h<strong>at</strong>, gepaart mit <strong>der</strong> Kritik an den gesellschaftlichen<br />

Verhältnissen insgesamt und <strong>der</strong> damit zusammenhängenden revolutionären<br />

68er Bewegung, in den 70er und 80er Jahren zu einer historisch wohl einmaligen<br />

Bildungseuphorie geführt, welche nicht nur zur Einrichtung neuer Bildungs- und<br />

Forschungseinrichtungen (Gesamtschulen, Universitäten, Gesamthochschulen) geführt<br />

h<strong>at</strong>, son<strong>der</strong>n auch zu großflächigen Forschungsprojekten im Bereich (Gesamt-<br />

)Schule und Unterricht. Zur Legitim<strong>at</strong>ion dieser Expansion gab es nicht nur genügend<br />

Forschungsbedarf, son<strong>der</strong>n auch großzügige Ressourcen für umfangreiche Untersuchungsprojekte,<br />

um repräsent<strong>at</strong>iv gültige D<strong>at</strong>en für die Optimierung des Schulwesens<br />

auf breiter Ebene zu erhalten.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> stark quantit<strong>at</strong>iv ausgerichteten Forschungsdesigns <strong>der</strong> empirisch-analytischen<br />

Unterrichtsforschung sind bald kritische Stimmen in <strong>der</strong> Wissenschaft aufgetreten.<br />

Rolf Huschke-Rhein (1987, 9) spricht von einer „wissenschaftstheoretischen<br />

und methodologischen Protestbewegung“, welche altern<strong>at</strong>ive Forschungskonzepte zu<br />

entwickeln begann. Einerseits waren es Kritiker, welche die „Rückeroberung <strong>der</strong> Subjektivität“<br />

in <strong>der</strong> Unterrichtsforschung for<strong>der</strong>ten und in <strong>der</strong> Folge stärker interpret<strong>at</strong>ive<br />

Forschungsansätze verfolgten. An<strong>der</strong>erseits wurde eine stärkere Parteinahme für<br />

politische Anliegen im Sinne einer emanzip<strong>at</strong>iven Pädagogik gefor<strong>der</strong>t, welche in den<br />

Forschungsprozess Eingang finden sollten. Derartige Herangehensweisen wurden unter<br />

dem Begriff Handlungsforschung subsumiert, da die Forschungsteams sich selbst<br />

aktiv in den Forschungsprozess einbrachten. Um <strong>der</strong>artige Konzepte ist es in <strong>der</strong><br />

Folge ruhig geworden, ehe sie durch sogenannte Aktionsforschung abgelöst wurden,<br />

die ihre Wurzeln im englischsprachigen Raum h<strong>at</strong>.<br />

Insgesamt h<strong>at</strong> sich die Deb<strong>at</strong>te um die unterschiedlichen Herangehensweisen an die<br />

Erforschung von Unterricht – analog zu den Diskussionen in den Erziehungswissenschaften<br />

insgesamt – auf die <strong>Methode</strong>nebene verschoben, wo sie zur Dichotomie zwischen<br />

„quantit<strong>at</strong>iven“ und „qualit<strong>at</strong>iven“ Forschungsverfahren verkürzt wurde. Trotz<br />

mehrfacher Anläufe ist eine Versöhnung <strong>der</strong> beiden Herangehensweisen bis heute<br />

nicht überall gelungen. <strong>Die</strong> Postmo<strong>der</strong>ne h<strong>at</strong> immerhin eine Paradigmenvielfalt geför<strong>der</strong>t<br />

und die Möglichkeit zur Neubestimmung <strong>der</strong> Deb<strong>at</strong>te geführt. Mehr noch h<strong>at</strong> die<br />

Autonomisierung des Bildungswesens zu einer Verän<strong>der</strong>ung des Forschungsblicks in<br />

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