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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Günter Ropohl<br />

ein Szenario für die Fortschreibung des gegenwärtigen St<strong>at</strong>us quo („überraschungsfreie<br />

Entwicklung“) und kontrastiert dieses mit beson<strong>der</strong>s „optimistischen“ und beson<strong>der</strong>s<br />

„pessimistischen“ Szenarien, denen denkbare Extremwerte für die kritischen<br />

Anfangsbedingungen zugrunde liegen.<br />

<strong>Die</strong> Szenario-Gestaltung ist eine Mischung aus prognostischem Wissen, intellektueller<br />

Kombin<strong>at</strong>orik und phantasievoller Erzählkunst. Sie sagt nicht, was sein wird, son<strong>der</strong>n<br />

antwortet auf Fragen des Typs „Was wäre, wenn ...“. So kommt sie nicht als exakte<br />

Planungsgrundlage in Betracht, aber sie ist von großem Nutzen, das Verständnis<br />

für soziotechnische Gestaltungsspielräume zu vertiefen und die Folgenbündel entsprechen<strong>der</strong><br />

Entscheidungsaltern<strong>at</strong>iven zu verdeutlichen. Während die meisten <strong>Methode</strong>n<br />

<strong>der</strong> Technikbewertung ihre Verwandtschaft mit m<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>isch-n<strong>at</strong>urwissenschaftlichem<br />

Denkstil nicht verleugnen können, ist die Szenario-Gestaltung offen für<br />

geisteswissenschaftliche Ansätze und literarische Formen <strong>der</strong> Welterschließung. Hier<br />

eröffnen sich aussichtsreiche Perspektiven für eine interdisziplinäre Methodologie.<br />

3.6 Bewertungsmethoden<br />

Ganz gleich, welche technischen Potentiale bestimmt werden und welche möglichen<br />

Folgen einer entsprechenden Entwicklung vorherzusagen sind, all dies bliebe bloße<br />

„Technikfolgen-Abschätzung“, wenn nicht die Altern<strong>at</strong>iven, über die zu entscheiden<br />

ist, auch bewertet werden. <strong>Die</strong> Bewertung aber ist allein schon darum nicht trivial,<br />

weil sie in zahlreichen Dimensionen geschehen muss, die sich nur mit methodischen<br />

Hilfsmitteln auf einen Nenner bringen lassen.<br />

Dafür istzunächst die Kosten-Nutzen-Analyse eingeführt worden, eine Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> herkömmlichen Wirtschaftlichkeitsbewertung. Sie erfasst alle Aufwendungen<br />

und alle Erträge eines Projekts über die gesamte Nutzungsdauer und macht sie<br />

durch Umrechnung in Geldeinheiten und durch Abzinsung auf einen bestimmten<br />

Stichtag vergleichbar. Über die traditionelle Wirtschaftlichkeitsrechnung hinausgehend,<br />

berücksichtigt man vor allem auch sekundäre, sogenannte externe Effekte und<br />

qualit<strong>at</strong>ive Auswirkungen, die mit Hilfe bestimmter Umrechnungsfaktoren in Geldwerten<br />

ausgedrückt werden. Das Ergebnis <strong>der</strong> Gesamtbilanzierung wird dann als Entscheidungsgrundlage<br />

empfohlen.<br />

<strong>Die</strong> Stärke <strong>der</strong> <strong>Methode</strong> liegt darin, dass sie, über technisch-wirtschaftliche Kriterien<br />

hinausgehend, ausdrücklich auch metaökonomische Gesichtspunkte <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

in die Urteilsbildung einbezieht. Umstritten ist freilich die monetäre Quantifizierung<br />

von qualit<strong>at</strong>iven Effekten. So ist versucht worden, ein bedrohtes Menschenleben<br />

mit demjenigen Geldbetrag zu bewerten, den <strong>der</strong> betreffende Mensch im weiteren Leben<br />

als Beitrag zum Sozialprodukt erwirtschaften kann. Solche Berechnungen werden<br />

damit gerechtfertigt, dass selbst problem<strong>at</strong>ische Quantifizierungen immer noch aussagekräftiger<br />

sind als ungenaue – und damit meist folgenlose – Qualitätsurteile. An<strong>der</strong>erseits<br />

werden solche Ansätze mit dem Argument kritisiert, dass grundlegende Qualitäten<br />

des menschlichen Lebens mit Geldwerten prinzipiell inkommensurabel sind.<br />

Demgegenüber versucht die Nutzwert-Analyse, auch Scoring-<strong>Methode</strong> genannt, <strong>der</strong><br />

Heterogenität <strong>der</strong> verschiedenen Bewertungsdimensionen mit entscheidungstheoretischen<br />

Modellvorstellungen besser gerecht zu werden.

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