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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Albert Müller<br />

Zu den <strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Geschichtsforschung<br />

Zu den <strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Geschichtsforschung<br />

1. Wie kommen die Geschichtswissenschaften zu ihrem<br />

Wissen?<br />

Wie kommt Wissenschaft zu Wissen? Eine solche Frage erweist sich bei näherem<br />

Hinsehen als beson<strong>der</strong>s rätselhaft, jedenfalls lässt sie kaum eindeutige Antworten zu.<br />

Für den Bereich <strong>der</strong> N<strong>at</strong>urwissenschaften wurde beispielsweise festgestellt, dass die<br />

Angaben <strong>der</strong> Wissenschaftler darüber, wie sie zu ihrem Wissen gekommen seien, gewöhnlich<br />

davon differieren, wie sie t<strong>at</strong>sächlich agiert haben (vgl. z.B. Knorr-Cetina<br />

1991). Noch problem<strong>at</strong>ischer werden die Antworten, engt man die Frage auf die speziellen<br />

<strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Geschichtsforschung ein. Eine positive und abschließende Antwort<br />

nach dem Kanon <strong>der</strong> <strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Geschichtswissenschaft kann genau genommen<br />

nicht erteilt werden. Und somit muss gleich zu Beginn dieses Beitrags eingeräumt<br />

werden, dass dieser Überblick – wenigstens im Sinne abschließen<strong>der</strong> Vollständigkeit<br />

– nicht gegeben werden kann. Das nicht hintergehbare Kernproblem <strong>der</strong> Geschichtswissenschaft,<br />

so meint etwa Gebhard Rusch, sei die prinzipielle Unbeobachtbarkeit<br />

des Vergangenen. „Sie steht vor dem Dilemma, mit <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

nicht nur einen ungenauen Gegenstandsbereich (...) erforschen zu wollen, son<strong>der</strong>n<br />

diesen auch gar nicht beobachten zu können, mit <strong>der</strong> Folge, dass die von den Historikern<br />

aufgebotenen Geschichten (...) mit <strong>der</strong> Vergangenheit gar nicht konfrontiert und<br />

auf ihre Validität hin geprüft werden können.“ (Rusch 1997, 46f)<br />

Noch drastischer spitzt sich das Problem zu, wenn man danach fragt, welche <strong>Methode</strong>n<br />

die Geschichtswissenschaft im Laufe ihrer Geschichte selbst entwickelt h<strong>at</strong>. <strong>Die</strong><br />

Antwort wird nach näherem Hinsehen lauten: nahezu keine. Zugleich erwiesen und<br />

erweisen sich Historiker und die im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t sich ausdifferenzierende Geschichtswissenschaft<br />

aber als immens kre<strong>at</strong>iv in <strong>der</strong> Übernahme und Adaptierung und<br />

manchmal auch <strong>der</strong> Weiterentwicklung von <strong>Methode</strong>n aus an<strong>der</strong>en fachlichen Bereichen.<br />

So kann man – sehr grob gesprochen – behaupten, dass die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Geschichtswissenschaften sich im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t unter dem Einfluss <strong>der</strong> Theologie<br />

(Bollandisten und Mauriner), im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t unter dem Einfluss <strong>der</strong> Rechtsund<br />

Sta<strong>at</strong>swissenschaften, im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t unter dem Einfluss <strong>der</strong> Philologien vollzog<br />

(als Überblick vgl. Simon 1996). In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

h<strong>at</strong> sich diese Fähigkeit und Möglichkeit zur Integr<strong>at</strong>ion und Adaptierung von <strong>Methode</strong>n<br />

aus an<strong>der</strong>en Disziplinen noch einmal erheblich gesteigert (vgl. z.B. Burke 1989).<br />

So gut wie alles, was in den letzten Jahrzehnten unter dem Begriff <strong>der</strong> „Neuen <strong>Methode</strong>n“<br />

in den Geschichtswissenschaften vorgeschlagen, dargestellt o<strong>der</strong> diskutiert<br />

wurde (vgl. nur die Beiträge in Best/Thome 1991, Griffin/van <strong>der</strong> Linden 1998 o<strong>der</strong><br />

Karsten/Modell 1992), war in benachbarten – meist sozialwissenschaftlichen – Disziplinen<br />

entwickelt o<strong>der</strong> erprobt worden.<br />

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