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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Hermann Denz & Horst O. Mayer<br />

e) Direkte – indirekte Beobachtung: Bezeichnet die Stellung des M<strong>at</strong>erials zur Wirklichkeit;<br />

direkt heißt, dass das Verhalten dann beobachtet wird, wenn es st<strong>at</strong>tfindet, indirekt,<br />

dass eine Aufzeichnung beobachtet wird. <strong>Die</strong>se Unterscheidung h<strong>at</strong>te in <strong>der</strong><br />

Vergangenheit keine sehr große Bedeutung, wird aber durch die Möglichkeit <strong>der</strong> Aufzeichnung<br />

von Gruppenprozessen auf Videobän<strong>der</strong>n wichtig. Der Vorteil ist, dass beliebig<br />

viele Beobachter das Verhalten k<strong>at</strong>egorisieren können, <strong>der</strong> Nachteil, dass die<br />

Wirklichkeit bereits gefiltert ist (Position <strong>der</strong> Kamera, Ausschnitte, Nahaufnahmen<br />

usw.).<br />

f) Selbstbeobachtung – Fremdbeobachtung: Man kann sich auch selbst beobachten<br />

und darüber mehr o<strong>der</strong> weniger standardisiert Protokoll führen (ein Tagebuch ist<br />

meist wenig standardisiert).<br />

2.2.2 Probleme <strong>der</strong> Beobachtung<br />

Auch im Alltagsleben beobachten wir ständig, nehmen Situ<strong>at</strong>ionen wahr und handeln<br />

danach. Wissenschaftliche Beobachtung ist „im Prinzip nichts an<strong>der</strong>es als die System<strong>at</strong>isierung<br />

eines alltäglichen Vorgehens” (Kromrey 1995, 255): Sie ist theoriegeleitet<br />

(Dimensionen, K<strong>at</strong>egorien, Hypothesen, Gültigkeit) und system<strong>at</strong>isch und sollte<br />

zumindest prinzipiell nachprüfbar sein (Problem <strong>der</strong> Zuverlässigkeit). Daraus ergeben<br />

sich einige Probleme <strong>der</strong> Beobachtung:<br />

a) <strong>Die</strong> Verhin<strong>der</strong>ung von subjektiver Selektivität. Um dies zu erreichen, wird je<strong>der</strong><br />

Teil des Beobachtungsprozesses genau festgelegt und definiert. Der Nachteil ist, dass<br />

die Breite verloren geht, überraschende Ergebnisse fast ausgeschlossen werden; <strong>der</strong><br />

Vorteil ist, dass so erfasste Beobachtungsd<strong>at</strong>en eher den an den N<strong>at</strong>urwissenschaften<br />

orientierten wissenschaftlichen Kriterien genügen. Deshalb wird man je nach Fragestellung,<br />

nach dem Grad, wie erforscht ein Thema bereits ist, nach <strong>der</strong> Absicht des<br />

Forschers/<strong>der</strong> Forscherin usw. die Art des Beobachtungsverfahrens wählen. <strong>Die</strong> Aufgaben,<br />

die eine standardisierte Beobachtung zu lösen h<strong>at</strong>, um „ungeplante” Selektivität<br />

auszuschalten (auch theoriegeleitete Beobachtung ist selektiv, aber je<strong>der</strong> Beobachter<br />

h<strong>at</strong> dieselbe Perspektive), sind: die Entwicklung eines Beobachtungsschemas auch<br />

zur Aufzeichnung (solche Beobachtungsschem<strong>at</strong>a können sein: Zeichensysteme, die<br />

nur eine Art Kurzschrift zur Aufzeichnung sind; o<strong>der</strong> K<strong>at</strong>egoriensysteme, die Verhalten<br />

klassifizieren – z.B. die Interaktionsanalyse von Bales 1975); Abgrenzung von<br />

Beobachtungseinheiten (Verhaltenssequenzen); Auswahl von Zeitabschnitten, die beobachtet<br />

werden (Stichprobe); Schulung <strong>der</strong> Beobachter.<br />

b) Nur das, was sichtbar ist, kann beobachtet werden. Beobachtet wird deshalb immer<br />

Verhalten (einschließlich Gestik, Mimik usw.). <strong>Die</strong> Gründe für das Verhalten können<br />

nicht beobachtet werden. Schon die Folgerung, dass ein Verhalten die Folge eines an<strong>der</strong>en<br />

ist, ist eine Annahme. „<strong>Die</strong> Anwendung von Beobachtungsverfahren [...] muss<br />

sich auf ein allgemeines Modell sozialen Verhaltens beziehen, in dem die Dimensionen<br />

und Determinanten dieses Verhaltens möglichst eindeutig gefasst sind” (Mayntz/<br />

Holm/Hübner 1978, 89). In <strong>der</strong> Sozialpsychologie wird oft die Forschungsfrage gestellt:<br />

„Wie handeln die Menschen in bestimmten Situ<strong>at</strong>ionen?” <strong>Die</strong> Soziologie fragt<br />

eher danach, warum die Menschen so handeln.<br />

c) Das Problem <strong>der</strong> Aneignung des Sinnverständnisses von Verhalten. Wird nur das<br />

manifeste Verhalten (standardisiert) beobachtet, stellt sich die Frage nach dem Sinn

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