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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Psychoanalytische Sozialforschung<br />

direkten Spannungsfeld passiven Erduldens und aktiver Destruktion. Im Hinblick auf<br />

Intervention werden Erkenntnisstr<strong>at</strong>egien entwickelt, Hypothesen gebildet, Prognosen<br />

getroffen sowie bei erfolglosem Bemühen o<strong>der</strong> fragwürdigen Ergebnissen Fehleranalysen<br />

durchgeführt.<br />

Der Wunsch nach Intervention setzt einen handlungsorientierten hermeneutischen<br />

Prozess in Gang, <strong>der</strong> allerdings die Verlockung enthält, erfolgreiche Intervention als<br />

Bestätigung sowie ihr Scheitern als Wi<strong>der</strong>legung jener Theorie zu sehen, die <strong>der</strong> Intervention<br />

zugrunde liegt. Wie bereits eingangs erwähnt, ist erfolgreiches Handeln<br />

kein zwingendes Indiz für Erkenntnis und berechtigt nicht, Wahrheit in wissenschaftlichem<br />

Sinn zu reklamieren.<br />

2. Ausgangssitu<strong>at</strong>ion: Eine selbstreflexive Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit Betroffenheit<br />

Wenn <strong>der</strong> vorangehende Abschnitt dem Versuch gilt, fiktive Entstehungszusammenhänge<br />

wissenschaftlicher Interessen zu entwerfen und dabei subjektive Faktoren wie<br />

Neugier, Faszin<strong>at</strong>ion, Frustr<strong>at</strong>ion, Irrit<strong>at</strong>ion, Empörung, Aversion sowie den Wunsch<br />

nach Intervention ins Spiel zu bringen, so ist dies für Psychoanalytische Sozialforschung<br />

von doppeltem Belang: Zum einen bringt Psychoanalytische Sozialforschung<br />

als Psychoanalyse die Subjektivität des Forschenden ins Spiel, <strong>der</strong> als Erkenntnisinstrument<br />

fungiert, indem er sich an eigenen Reaktionen auf äußere Gegebenheiten orientiert<br />

und dadurch einen analytischen Prozess aktiviert – zum an<strong>der</strong>en h<strong>at</strong> Psychoanalytische<br />

Sozialforschung als Sozialforschung mit Inhalten zu tun, die den Forschenden<br />

in seiner Verstrickung mit eigener biographischer Vergangenheit, Gegenwart und<br />

Zukunft betreffen. Der doppelte Belang des Subjektiven steht somit zum einen im<br />

<strong>Die</strong>nst <strong>der</strong> Aneignung und zum an<strong>der</strong>en im <strong>Die</strong>nst <strong>der</strong> Abwehr von Erkenntnis und<br />

Wahrheit, wobei sich Lust und Begehren des Forschenden wohl im Spannungsfeld<br />

zwischen Dekonstruktion, Rekonstruktion, Konstruktion, Idealisierung und Verzerrung<br />

zu befriedigen vermag.<br />

Psychoanalytische Sozialforschung, die auf individuelle, soziale, kulturelle, ethnische<br />

und anthropologische Dimensionen eigener Betroffenheit reagiert und dabei auch gesellschaftliche<br />

und politische Aktualität nicht aus den Augen verliert, h<strong>at</strong> die Neigung<br />

<strong>der</strong> Psychoanalyse zu dunklen Bereichen psychosozialer und soziokultureller Realität<br />

zu wahren, den Forschenden vor eigener Verstrickung zu schützen und daher seine<br />

Hinwendung zur Forschungsthem<strong>at</strong>ik von Anbeginn an einer grundlegenden und zugleich<br />

distanzierten Reflexion zu unterziehen.<br />

Wenn am Beginn eines konkreten psychoanalytischen Forschungsunternehmens die<br />

For<strong>der</strong>ung steht, zunächst die genannten eigenen Motive, emotionalen Haltungen und<br />

Erwartungen sowie die Bedeutung <strong>der</strong> Forschungsthem<strong>at</strong>ik für den Forschenden zu<br />

formulieren, so ist diese For<strong>der</strong>ung um weitere und nicht weniger grundsätzliche Fragestellungen<br />

zu erweitern: um die Frage, auf welchen subjektiven Faktoren die Entscheidung<br />

beruht, Forschung zu betreiben; um die Frage, auf welchen subjektiven<br />

Faktoren die Entscheidung beruht, ein qualit<strong>at</strong>ives Forschungsparadigma zu wählen;<br />

um die Frage, auf welchen subjektiven Faktoren die Entscheidung beruht, sich mit ei-<br />

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