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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Schul- und Unterrichtsforschung<br />

417<br />

immanenten Unwahrheit <strong>der</strong> Pädagogik ist wohl, daß die Sache, die man betreibt, auf<br />

die Rezipierenden zugeschnitten wird, keine rein sachliche Arbeit um <strong>der</strong> Sache willen<br />

ist. <strong>Die</strong>se wird vielmehr pädagogisiert. Dadurch allein schon dürften sich die Kin<strong>der</strong><br />

unbewußt betrogen fühlen. Nicht bloß geben die Lehrer rezeptiv etwas bereits<br />

Etabliertes wie<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n ihre Mittlerfunktion als solche, wie alle Zirkul<strong>at</strong>ionstätigkeiten<br />

vorweg gesellschaftlich ein wenig suspekt, zieht etwas von allgemeiner Abneigung<br />

auf sich.“ (Adorno 1977, 661)<br />

Neueren D<strong>at</strong>ums ist eine Streitschrift „über das Scheitern <strong>der</strong> Schule“, in <strong>der</strong> Marianne<br />

Gronemeyer diesen Gedanken aufgreift und das Problem des/<strong>der</strong> Lehrenden als<br />

VermittlerIn folgend beschreibt: „Der Vermittler erspart sich die Unsicherheit und das<br />

Risiko des wirklichen Dialogs. Immer steht vorher fest, daß ihm die Sache, die er vertritt,<br />

recht gibt. Auch diese strukturelle S<strong>at</strong>uriertheit seiner Position, aus <strong>der</strong> heraus er<br />

den Schülern zumutet, was er sich selbst nicht abverlangt, nämlich Verunsicherung,<br />

Befremdung, Erschütterung von Weltsichten, sogar den Umsturz des Weltstandpunkts,<br />

ist ruinös für seine Glaubwürdigkeit. Der Vermittler ist ein Souffleur fertigen<br />

Textes, notorisch im Recht, inventorisch nicht ambitioniert, im Zweifel abstinent; ideenreich<br />

allerdings in <strong>der</strong> Produktion didaktischer Finessen und von scharfsichtigem<br />

Urteil im Soll-Ist-Vergleich <strong>der</strong> Lernerfolge.“ (Gronemeyer 1996, 66) Dadurch ist für<br />

Marianne Gronemeyer schulisches Lernen zu einer Prozedur mit äußerst beschränkter<br />

Haftung geworden – im doppelten Sinn des Wortes: einerseits dass selten etwas davon<br />

haften bleibt, an<strong>der</strong>erseits dass niemand auf die Idee verfällt, für die erteilten o<strong>der</strong> in<br />

Empfang genommenen Erkenntnisse zu haften.<br />

Aussagen wie die zitierten stellen extreme Einschätzungen aus soziologischer Perspektive<br />

dar, die nicht zugleich auch Hilfestellungen aus dem angesprochenen Dilemma<br />

anbieten. Gesellschaftliche Analysen dieser Art beziehen sich auch nicht direkt<br />

auf das Verhalten von Einzelpersonen, das heißt auf Lehrerinnen und Lehrer,<br />

son<strong>der</strong>n weisen auf ein strukturelles Problem hin, das in <strong>der</strong> Funktion von Schule im<br />

Spannungsfeld zwischen Bewahrung und Verän<strong>der</strong>ung liegt (vgl. Schr<strong>at</strong>z 1996).<br />

4. Methodische Zugänge <strong>der</strong> Schul- und Unterrichtsforschung<br />

4.1 Empirisch-analytische Zugänge<br />

In den siebziger Jahren h<strong>at</strong> sich im deutschsprachigen Raum – in Anlehnung an die in<br />

den USA stark ausgeprägte Forschungstradition – eine n<strong>at</strong>urwissenschaftlich ausgerichtete<br />

empirisch-analytische Unterrichtsforschung etabliert. Sie geht davon aus,<br />

dass <strong>der</strong> Unterricht einem bestimmten Grundmodell folgt, das folgenden Prinzipien<br />

gehorcht: <strong>Die</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> (unabhängigen) Variable Unterrichtsmethode, welche<br />

von <strong>der</strong> Lehrperson eingesetzt wird, und ihr Einfluss auf die (abhängigen) Variablen<br />

(Wissen, Können, Fähigkeiten und Fertigkeiten) soll die Wirkungen des Lehrens auf<br />

das Lernen aufzeigen. <strong>Die</strong> daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu beitragen, die<br />

Effizienz des Unterrichts zu erhöhen.

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