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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Medienforschung<br />

tet, das die unabhängige Variable „Alter“ durch „Mediennutzung“ ersetzt und auf<br />

diese Weise zu einer Mediennutzertypologie (MNT) gelangt. Den zentraler Ans<strong>at</strong>zpunkt<br />

dieses Verfahrens stellen Hartmann/Neuwöhner (1999) folgen<strong>der</strong>maßen dar:<br />

Da es „eine Vielzahl verschiedener Ursachen für die unterschiedliche Nutzung von<br />

Medienangeboten gibt, muß in <strong>der</strong> Regel auch eine Typisierung des Publikums auf<br />

mehreren Dimensionen beruhen. Mit Hilfe von Kombin<strong>at</strong>ionen verschiedener Variablen<br />

werden Personengruppen unterschieden, wobei für jede dieser Gruppen idealtypische<br />

Vertreter die Basis <strong>der</strong> Beschreibung bilden. <strong>Die</strong> endliche Zahl von Typen erlaubt<br />

dann eine einfache tabellarische Darstellung multivari<strong>at</strong>er Abhängigkeiten, die<br />

sonst nur in Mustern komplexer st<strong>at</strong>istischer Maße beschrieben werden könnten“<br />

(Hartmann/Neuwöhner 1999). <strong>Die</strong> Übernahme von Ansätzen <strong>der</strong> Lebensstilforschung<br />

in die Medien- und Werbeforschung impliziert einen grundlegenden Wandel <strong>der</strong> Betrachtung<br />

von Medien. In diesem Blickpunkt sind Medien Bestandteile <strong>der</strong> Consumer<br />

Culture, in <strong>der</strong> die Auswahl von Medien (und -inhalten) nicht nach rein r<strong>at</strong>ionalen,<br />

d.h. „eindimensionalen“ Inform<strong>at</strong>ionsbedürfnissen erfolgt, son<strong>der</strong>n nach neuen Kriterien.<br />

Es ist interessant zu beobachten, dass Fernsehanstalten diese kontextuellen Konditionen<br />

<strong>der</strong> Mediennutzung fast konsequenter verfolgen als die wissenschaftliche<br />

Medienforschung, die gerade erst beginnt, sich neuen Ansätzen, etwa <strong>der</strong> „Cultural<br />

Studies“, zu öffnen.<br />

In den USA werden gegenwärtig die Folgen <strong>der</strong> Verknüpfung von Fernsehen und Internet<br />

in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Medienforschung gerückt. Erste Erhebungen haben gezeigt,<br />

dass die Internetnutzung ca. 2% des Gesamtmedienkonsums sowohl bei Erwachsenen<br />

als auch bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen einnimmt, etwa eine Stunde pro<br />

Woche gegenüber 20 Stunden pro Woche, die für das Medium Fernsehen aufgebracht<br />

werden (Stipp 2000). Auch in Deutschland zeigen sich erste Verän<strong>der</strong>ungen herkömmlicher<br />

Sendeanstalten im Umfeld des Internet. So h<strong>at</strong> RTL seit dem 1. 3. 2000<br />

die Verantwortlichkeit für internetrelevante Programmstr<strong>at</strong>egien an die neu gegründete<br />

RTL New Media vergeben, ein erfolgreiches Modell, das auch von Printmedien<br />

(etwa Focus) praktiziert wird, um konsequent Content zu produzieren bzw. bereits<br />

vorhandene Programme neu „virtuell“ zu form<strong>at</strong>ieren. Eine wichtige Str<strong>at</strong>egie scheint<br />

<strong>der</strong>zeit für viele Fernsehanstalten zu sein, ihre Massenwirkung und ihr gelungenes<br />

„Markenimage“ in das Internet zu übertragen und dort mit Portalstr<strong>at</strong>egien in Äquivalenz<br />

zur Programmphilosophie des Ursprungssen<strong>der</strong>s (selten mit darüber hinausgehenden<br />

Inhalten) ein möglichst breit angelegtes Contentangebot zu etablieren. Hinzu<br />

kommt, dass mit dieser Str<strong>at</strong>egie möglicherweise zusätzliche Werbekunden gewonnen<br />

werden können. <strong>Die</strong> Verschiebung des Medienbegriffs von einem „Push“-Medium,<br />

bei dem Inhalte nur in Einwegkommunik<strong>at</strong>ion vermittelt werden, zum „Push-<br />

Pull“-Medium Internet, bei dem Inhalte sowohl aktiv abgerufen als auch abgestellt<br />

werden können, k<strong>at</strong>apultiert nicht nur die vertraute Terminologie von „Medien“, „Mediennutzer“,<br />

„Programm“ (und n<strong>at</strong>ürlich den Begriff „kommunik<strong>at</strong>iver Kompetenz“)<br />

in neues theoretisches Terrain, son<strong>der</strong>n verän<strong>der</strong>t grundlegend die herkömmliche Medienstruktur.<br />

Das System des „kommerziellen“ Rundfunks, das im Zeitalter des Push-<br />

Mediums zuverlässige Werbeeinnahmen bescherte, zeigt im Umfeld des Push-Pull-<br />

Mediums erste Brüche. <strong>Die</strong>se werden von konserv<strong>at</strong>iver Seite im öffentlichen <strong>Diskurs</strong><br />

tendenziell abgeschwächt, von innov<strong>at</strong>iver Seite werden bereits Konzepte <strong>der</strong> Neuor-<br />

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