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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Hermann Denz & Horst O. Mayer<br />

3.1.3 Probleme und Kritikpunkte<br />

a) <strong>Die</strong> Künstlichkeit des Experiments: Kann das Verhalten in <strong>der</strong> experimentellen Situ<strong>at</strong>ion<br />

auf „normale” Situ<strong>at</strong>ionen übertragen werden? Bei Feldexperimenten ist dies<br />

sicher besser möglich als bei Labor<strong>at</strong>oriumsexperimenten (Friedrichs 1980, 337f.).<br />

b) <strong>Die</strong> Komplexität <strong>der</strong> sozialen Realität: <strong>Die</strong>ser Einwand gilt grundsätzlich für alle<br />

empirischen Forschungsmethoden. Aber es ist sicher, dass die soziale Realität mit einfachen<br />

Modellen aus zwei o<strong>der</strong> drei Variablen nicht abgebildet werden kann (Friedrichs<br />

1980, 338).<br />

c) Das Problem <strong>der</strong> Verallgemeinerbarkeit: Ergebnisse eines Experiments lassen sich<br />

nur ceteris paribus verallgemeinern, d.h. sie gelten unter gleichen Bedingungen. Mit<br />

Sicherheit liegen diese gleichen Bedingungen jedoch nur in jener Gesamtheit vor, für<br />

die die beiden Vergleichsgruppen als Stichproben repräsent<strong>at</strong>iv sind (Mayntz/Holm/<br />

Hübner 1978, 174).<br />

d) <strong>Die</strong> wissenschaftliche Ethik, die beson<strong>der</strong>s bei Experimenten oft missachtet wird<br />

(bei aller Wichtigkeit sind Experimente wie das „Milgram-Experiment” o<strong>der</strong> auch<br />

„<strong>Die</strong> Welle” von <strong>der</strong> ethischen Seite her nicht unproblem<strong>at</strong>isch).<br />

3.2 Soziometrie<br />

3.2.1 Was ist Soziometrie?<br />

<strong>Die</strong> Soziometrie wurde von J. Moreno (1889-1974) im Rahmen des Psychodramas<br />

entwickelt (Petzold 1980, 193). Bei Moreno stand nie <strong>der</strong> Erhebungs- o<strong>der</strong><br />

Forschungsaspekt im Vor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n immer ein sozial-verän<strong>der</strong>n<strong>der</strong> (ja sogar<br />

sozial-revolutionärer) und therapeutischer. Er hoffte, durch Umgestalten und Neuordnen<br />

von Gruppen (wobei die soziometrische Erhebung den Ausgangspunkt bildet und<br />

die Entwicklung dokumentiert) den Rahmen für die Entwicklung <strong>der</strong> kre<strong>at</strong>iven Fähigkeiten<br />

des Einzelnen zu schaffen und dadurch auch wirkliche Begegnung zwischen<br />

den Einzelnen zu ermöglichen. Und was auf <strong>der</strong> Ebene von Gruppen möglich schien,<br />

sollte auch als „hot-sociometry” auf <strong>der</strong> gesamtgesellschaftlichen Ebene möglich sein<br />

(vgl. Petzold 1984, 115). So steht die Soziometrie am Schnittpunkt von traditioneller<br />

empirischer Sozialforschung, Aktionsforschung und Therapie und vereinigt Aspekte<br />

aller drei Richtungen in sich.<br />

„Soziometrie ist die quantit<strong>at</strong>ive Untersuchung zwischenmenschlicher Beziehungen<br />

unter dem Aspekt <strong>der</strong> Bevorzugung, Gleichgültigkeit und Ablehnung in einer Wahlsitu<strong>at</strong>ion”<br />

(Bjerstedt zit. n. Friedrichs 1980, 255). <strong>Die</strong>se Definition enthält die wesentlichen<br />

Elemente des Verfahrens, deutet aber auch bereits die Probleme methodischer<br />

und ethischer Art an, die damit verbunden sind.<br />

Soziometrie ist nicht nur ein Erhebungs-, son<strong>der</strong>n auch gleichzeitig ein Analyseverfahren.<br />

Sie versucht in quantit<strong>at</strong>iver Form, bestimmte Aspekte von Beziehungen (in<br />

erster Linie in Gruppen) aufzuzeigen. Beziehungen können sehr verschiedener Art<br />

sein: t<strong>at</strong>sächliche Interaktionen (Mit wem arbeitest du?), Interaktionspräferenzen (Mit<br />

wem würdest du gerne arbeiten?) und Beziehungen <strong>der</strong> Symp<strong>at</strong>hie/Antip<strong>at</strong>hie (Wer<br />

ist dir am liebsten?). Gruppenstruktur ist ein mehrdimensionaler Begriff, aufgrund<br />

von theoretischen Überlegungen muss eine Messdimension festgelegt werden (meist<br />

Kooper<strong>at</strong>ion, Freizeitverhalten, Symp<strong>at</strong>hie usw.). Das bedeutet, dass auch hier zuerst

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