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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Ursula Schmidt<br />

Wenn wir dagegen noch Einwände haben, nämlich MacIntyres Auffassung vom<br />

„wahren“ Christentum nicht teilen o<strong>der</strong> sein Verständnis von Beweisen als „objektive“<br />

Rechtfertigungen für falsch halten, etwa von <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Wissenschaftstheorie<br />

her, müssten wir an dieser Stelle die Argument<strong>at</strong>ion fortsetzen. Das möchte ich<br />

hier nicht im einzelnen weiterverfolgen.<br />

Aber auch in diesem Fall hätten wir den mit dem Argument hergestellten Zusammenhang<br />

zu berücksichtigen. Darin liegt, denke ich, seine eigentliche Qualität – dass es<br />

überhaupt die Beweisbarkeit zum St<strong>at</strong>us <strong>der</strong> christlichen Grundannahmen in Beziehung<br />

setzt: Wären die christlichen Grundannahmen beweisbar, hätten wir eine völlig<br />

an<strong>der</strong>e Form des Christentums, sozusagen eine christliche Theorie st<strong>at</strong>t einer christlichen<br />

Religion.<br />

Hier werden noch einmal die typischen Züge des Argumentierens deutlich. Denn gültig<br />

wäre die These erst dann, wenn sämtliche Einwände gegen den in <strong>der</strong> Argument<strong>at</strong>ion<br />

aufgebauten Zusammenhang wirklich ausgeräumt werden könnten. Insofern unterscheidet<br />

sich argument<strong>at</strong>ive Geltung sowohl von logisch-deduktiver Geltung, die<br />

einen Ableitungszusammenhang und die Verfügbarkeit einer stabilen theoretischen<br />

Basis voraussetzt, als auch von bloßer Akzeptanz im Sinne <strong>der</strong> Zustimmung o<strong>der</strong> eines<br />

Konsenses unter den an <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung Beteiligten, wo nicht <strong>der</strong> „Stand<br />

<strong>der</strong> Argumente“, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „Stand <strong>der</strong> Meinungen“ den Ausschlag gibt (Vgl. Wohlrapp<br />

1990, 400).<br />

Nun wird dieser Zielzustand <strong>der</strong> Einwand-Freiheit im Zuge des Argumentierens allerdings<br />

häufig gar nicht erreicht. Doch das ist nicht das Einzige, was man gewinnen<br />

kann: Der erzielte Fortschritt kann auch darin bestehen, dass wir aufgrund <strong>der</strong> vorgebrachten<br />

Argumente über ein besseres Verständnis des them<strong>at</strong>isierten Sachverhalts<br />

und <strong>der</strong> eigenen Position dazu verfügen und die Auseinan<strong>der</strong>setzung auf einer an<strong>der</strong>en<br />

Grundlage fortsetzen können. Argumente sind eben nicht nur Aussagen über<br />

Sachverhalte, son<strong>der</strong>n immer auch Schritte in einem Gestaltungsprozess.<br />

Liter<strong>at</strong>ur- und Medienverzeichnis<br />

Apel, Karl-Otto: Transform<strong>at</strong>ion <strong>der</strong> Philosophie, Bd. 1-2. Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1973.<br />

Blair, J. Anthony & Johnson, R. H. (Hg.): Informal Logic. Iverness Cal. 1980.<br />

Eemeren, Frans van u.a. (Hg.): Proceedings of the Fourth Intern<strong>at</strong>ional Conference of the Intern<strong>at</strong>ional<br />

Society for the Study of Argument<strong>at</strong>ion 1998. Amsterdam 1999.<br />

Eemeren, Frans van u.a.: Fundamentals of argument<strong>at</strong>ion theory. A handbook of historical<br />

backgrounds and contemporary developments. Mahwah, NJ (Erlbaum) 1996.<br />

Govier, Trudy: Problems in Argument Analysis and Evalu<strong>at</strong>ion. Dordrecht (Foris Publ.) 1987.<br />

Habermas, Jürgen: Theorie des kommunik<strong>at</strong>iven Handelns, Bd.1-2,. Frankfurt a.M. (Suhrkamp)<br />

1982.<br />

Habermas, Jürgen: Wahrheitstheorien. In: Fahrenbach, Helmut: (Hg.) Wirklichkeit und Reflexion.<br />

Walter Schulz zum 60. Geburtstag. Pfullingen (Neske) 1973, S. 211-265.<br />

Kopperschmidt, Josef: Grundfragen einer allgemeinen Argument<strong>at</strong>ionstheorie unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung formaler Argument<strong>at</strong>ionsmuster. In: Wohlrapp, Harald (Hg.): Wege<br />

<strong>der</strong> Argument<strong>at</strong>ionsforschung, Stuttgart-Bad Cannst<strong>at</strong>t (Frommann-Holzboog) 1995, S.50ff.<br />

Mengel, Peter: Analogien als Argumente. Frankfurt a.M. (Lang) 1995.

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