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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Arbeitsfel<strong>der</strong> und <strong>Methode</strong>n kunsthistorischer Forschung<br />

199<br />

„semiotisch-sigm<strong>at</strong>ische <strong>Methode</strong>”, <strong>der</strong> „kunstpsychologische Ans<strong>at</strong>z”, <strong>der</strong> „sozialgeschichtliche<br />

Ans<strong>at</strong>z”, <strong>der</strong> „feministische Ans<strong>at</strong>z”.<br />

<strong>Die</strong>se Ansätze unterscheiden sich stark in ihrem jeweiligen Erkenntnisinteresse und<br />

sind nur bedingt vergleichbar. Während die ikonographisch-ikonologische „<strong>Methode</strong>”<br />

nach dem Thema, nach <strong>der</strong> Motivtradition und dem literarischen und ideengeschichtlichen<br />

Umfeld fragt, beschäftigt sich <strong>der</strong> rezeptionstheoretische Ans<strong>at</strong>z mit dem Verhältnis<br />

eines Kunstwerks zum Betrachter, mit <strong>der</strong> Art und Weise, wie diese Beziehung<br />

them<strong>at</strong>isiert o<strong>der</strong> ausgeblendet wird. Der kunstpsychologische Ans<strong>at</strong>z zielt, ausgehend<br />

von <strong>der</strong> Emp<strong>at</strong>hie und Introspektion und <strong>der</strong> nachfolgenden Reflexion und<br />

Strukturierung <strong>der</strong> D<strong>at</strong>en, auf ein besseres Verständnis kre<strong>at</strong>iver Prozesse und eine<br />

differenzierte Analyse des Kunsterlebnisses, wobei auch das Verhältnis zur Person<br />

des (virtuell anwesenden) Künstlers berücksichtigt wird. <strong>Die</strong> semiotisch-sigm<strong>at</strong>ische<br />

<strong>Methode</strong> versteht das Kunstwerk als ein Zeichen und versucht, system<strong>at</strong>isch auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> Zeichentheorie bzw. -wissenschaft (Semiotik) dessen Funktionsweise<br />

und Inhalte aufzudecken. Der sozialgeschichtliche Ans<strong>at</strong>z begreift das Kunstwerk als<br />

Form <strong>der</strong> Reflexion gesellschaftlicher Praxis und versucht, diese Dimension auszuloten.<br />

Der feministische Ans<strong>at</strong>z wird im Kontext des Versuches betrieben, <strong>der</strong> Emanzip<strong>at</strong>ion<br />

<strong>der</strong> Frau auch in <strong>der</strong> Kunstwissenschaft Vorschub zu leisten und die Wissenschaft<br />

und ihre Praxis im Interesse <strong>der</strong> Frau zu verän<strong>der</strong>n. Weitere engagierte Ansätze<br />

und Varianten haben sich in den letzten Jahren im Rahmen einer „New art history”<br />

(Rees & Borzello 1986, zur Diskussion auch Nelson & Shiff 1996) ausgebildet. Es<br />

geht um die Artikul<strong>at</strong>ion neuer Fragen, die das Studium und die Deutung von Werken<br />

bildnerischer Gestaltung leiten können, um diese als unersetzliche Quelle und spezifisches<br />

Movens gesellschaftlicher Prozesse identifizieren und analysieren zu können.<br />

Während diese Ansätzen von einem bestimmten inhaltlichen Aspekt geleitet sind,<br />

können <strong>der</strong> ikonographisch-ikonologische, <strong>der</strong> semiotische und bedingt auch <strong>der</strong> rezeptionsästhetische<br />

Ans<strong>at</strong>z eher im formalen Sinn als <strong>Methode</strong>n bezeichnet werden,<br />

also als reflektierte Versuche <strong>der</strong> Darlegung von Vorgehensweisen zur Auslegung<br />

von Werken bildnerischer Gestaltung. <strong>Die</strong> von Belting, Dilly, Kemp et. al. 1996 angeführte<br />

Liste ist auch hier nicht vollständig, jedoch repräsent<strong>at</strong>iv. Von den genannten<br />

Ansätzen bietet die kunstgeschichtliche Hermeneutik (Bätschmann 1984/1988) am<br />

ehesten einen propädeutischen Leitfaden mit dem Ziel einer umfassenden <strong>Methode</strong><br />

<strong>der</strong> Auslegung, aufbauend auf <strong>der</strong> ikonographisch-ikonologischen <strong>Methode</strong> und Aspekte<br />

neuerer formanalytischer Ansätze integrierend.<br />

Es ist jedoch anzumerken, dass auch <strong>der</strong> Versuch einer vom Inhalt abstrahierenden<br />

<strong>Methode</strong>nbeschreibung nur scheinbar neutral und interesselos ist. Indem man davon<br />

ausgeht, dass es überhaupt möglich wäre, eine rein formale <strong>Methode</strong> zur Interpret<strong>at</strong>ion<br />

zu entwickeln, wird verdeckt, wenn auch nicht geleugnet, dass dies bereits sowohl<br />

ein bestimmtes Verständnis von Wissenschaft wie auch einen bestimmten<br />

Kunstbegriff und damit ein spezifisches Interesse voraussetzt. Eine zukünftige <strong>Methode</strong>ndiskussion<br />

wird auf diesen Aspekt ein stärkeres Gewicht legen müssen. Das<br />

abstrakte Modell einer kunstgeschichtlichen Hermeneutik (siehe unten) hält für diese<br />

Position durchaus Pl<strong>at</strong>z offen, jedoch nicht unbedingt am richtigen Ort. Das Interesse<br />

des Interpreten wäre als Leitmotiv<strong>at</strong>ion stärker zu betonen.

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