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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Schul- und Unterrichtsforschung<br />

425<br />

keit“ des geschriebenen Textes aus, son<strong>der</strong>n eher darüber, welche Texte unter die<br />

(<strong>der</strong>zeit) herrschenden Kriterien von „Wissenschaftlichkeit“ fallen. Hierüber gibt es<br />

unterschiedliche (Lehr-)Meinungen.<br />

In <strong>der</strong> englischsprachigen Tradition beispielsweise wird <strong>der</strong> Begriff case study verwendet,<br />

da es diese sprachliche Unterscheidung zwischen Fallgeschichte und Fallstudie<br />

nicht gibt. Für Robert Stake (1995), einen führen<strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> case study research<br />

aus den USA, greifen case studies auf zahlreiche Forschungstraditionen zurück,<br />

u.a. auf n<strong>at</strong>uralistische, holistische, ethnographische, phänomenologische und<br />

biographische Forschung. Der englische Schulforscher Hopkins (1993) sieht in <strong>der</strong><br />

case study einen Sammelbegriff für eine Familie von Forschungsmethoden, denen gemeinsam<br />

ist, dass sie ihre Untersuchung auf einen Fall konzentrieren. Der Fall als Untersuchungsgegenstand<br />

kann sich auf Unterschiedliches beziehen: ein Individuum,<br />

mehrere Personen, eine bestimmte Gruppe, eine gesamte Organis<strong>at</strong>ion usw.<br />

4.2.2 Biographisch orientierte Schulforschung<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Biographieforschung ist es, eine einzelne Lebensgeschichte hinsichtlich<br />

möglichst vieler Dimensionen zu erforschen, um daraus Einflüsse auf das Denken,<br />

Fühlen und Handeln <strong>der</strong> Person zu erhalten. Dazu werden die Personen in Form von<br />

offenen Interviews befragt und die Ergebnisse nach unterschiedlichen <strong>Methode</strong>n ausgewertet.<br />

In <strong>der</strong> biographischen Schulforschung geht es um die Erkundung von Allgemeinem<br />

und Beson<strong>der</strong>em in individuellen Lebensgeschichten sowie um die Identifik<strong>at</strong>ion<br />

sozialer Phänomene, welche sich auf Schule und Unterricht auswirken.<br />

Im Kontext von Schule und Unterricht ist in den letzten Jahren die Lehrtätigkeit im<br />

Spiegel <strong>der</strong> beruflichen und priv<strong>at</strong>en Biographie ins Zentrum des wissenschaftlichen<br />

Interesses gerückt, um Einsichten in spezielle Aspekte seiner beruflicher Sozialis<strong>at</strong>ion<br />

zu erhalten, die über herkömmliche Untersuchungsmethoden nicht erfasst werden<br />

konnten. <strong>Die</strong>se Entwicklung führte zur Forschungsfrage, wie Lehrerinnen und Lehrer<br />

ihre Arbeit im Gesamtgefüge ihres Lebens sehen. Daraus entstanden Studien, in denen<br />

die Lebensläufe <strong>der</strong> Lehrenden in den Vor<strong>der</strong>grund rückten. So h<strong>at</strong> die<br />

Biographieforschung verschiedene Stadien in <strong>der</strong> Laufbahn von Lehrerinnen und<br />

Lehrern herausgearbeitet, die mit bestimmten Einstellungen zum Beruf korrelieren,<br />

und es h<strong>at</strong> sich gezeigt, dass die Lehrkräfte im Laufe ihrer „Professionalisierung“<br />

Wegmarken erreichen, von denen aus sie sich dann unterschiedlich weiterentwickeln.<br />

Biographische Interviews bieten aber auch die Möglichkeit, individuellen Sichtweisen<br />

eine stärkere Präsenz zu geben, die in <strong>der</strong> Zusammenfassung von Forschungsergebnissen<br />

eher untergehen würden. Das gilt etwa für Lehrerinnen und Lehrer, welche<br />

die Schule verlassen und dadurch in den Beschäftigungslisten nur mehr als „nicht<br />

mehr geführt“ aufscheinen o<strong>der</strong> Teil einer st<strong>at</strong>istischen Min<strong>der</strong>heit werden. Dabei<br />

könnten gerade engagierte Lehrpersonen, welche die Schule aus Resign<strong>at</strong>ion verlassen,<br />

wichtige Inform<strong>at</strong>ionen darüber liefern, wie die Arbeitsbedingungen für einen<br />

zeitgemäßen Unterricht verbessert werden könnten. So h<strong>at</strong> K<strong>at</strong>hleen Casey (1992) in<br />

einer amerikanischen Studie aufgezeigt, warum progressive Frauen ihren Beruf als<br />

Lehrerinnen an den Nagel gehängt haben und <strong>der</strong>en wertvolle Kompetenzen für die<br />

Entwicklung von Unterricht nicht mehr verfügbar sind.

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