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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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442<br />

Günter Ropohl<br />

Der Trendextrapol<strong>at</strong>ion verwandt ist die historische Analogiebildung, dievoneiner<br />

vergleichbaren früheren Entwicklung auf den zu erwartenden Verlauf einer zukünftigen<br />

Entwicklung schließt. <strong>Die</strong> Vergleichbarkeit wird damit begründet, dass es sich<br />

um gleiche, lediglich zeitversetzte Erscheinungen in verschiedenen Erstreckungsbereichen<br />

handelt – z.B. die Verbreitung von Computern in den USA und in einem europäischen<br />

Land – o<strong>der</strong> daß die vorherzusagende Entwicklung wegen einer bestimmten<br />

Verwandtschaft als eine Art Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> früheren Entwicklung im gleichen Erstreckungsbereich<br />

verläuft – z.B. die Verbreitung von Spülmaschinen im Vergleich<br />

zur früheren Verbreitung von Waschmaschinen im selben Land. Außer <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Problem<strong>at</strong>ik von Trendextrapol<strong>at</strong>ionen erhebt sich hier zusätzlich die Frage, ob<br />

die angenommene Vergleichbarkeit t<strong>at</strong>sächlich in zureichendem Maße gegeben ist.<br />

Während sich die beiden bisher genannten Prognosemethoden den Anschein wissenschaftlicher<br />

Exaktheit geben – die wie gesagt in <strong>der</strong> Substanz längst nicht immer eingelöst<br />

wird –, setzt die Delphi-<strong>Methode</strong> von vornherein auf intuitive Zukunftsprojektionen,<br />

die freilich von Sachkennern des betreffenden Fachgebiets vorgenommen<br />

werden. Dabei legt man die im ersten Durchgang erhobenen Umfrageergebnisse den<br />

beteiligten Experten in einem wie<strong>der</strong>holten Durchgang zur erneuten Urteilsbildung<br />

vor, damit sie ihre Auffassung im Licht <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Expertenmeinungen überprüfen<br />

und stark abweichende Positionen gegebenenfalls korrigieren können. Der Erfolg <strong>der</strong><br />

<strong>Methode</strong> hängt entscheidend von <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> befragten Fachleute ab. Dabei ist<br />

zu bedenken, dass Fachleute, die an einer bestimmten Entwicklung selber beteiligt<br />

sind, ihre Prognosen nicht selten aus übermäßigem Zweckoptimismus speisen. Da die<br />

<strong>Methode</strong> konventionalistisch begründet ist, favorisiert sie die Mehrheitsmeinung und<br />

berücksichtigt abweichende Auffassungen, wenn sie diese nicht ohnehin zur Anpassung<br />

bewegen kann, nur andeutungsweise.<br />

Für die Prognose technischer Entwicklungen und ihrer möglichen Folgen darf man<br />

sich freilich nicht auf Tendenzen beschränken, die <strong>der</strong> Qualität nach bereits bekannt<br />

sind und lediglich in ihren zukünftigen quantit<strong>at</strong>iven Verlaufsformen abgeschätzt zu<br />

werden brauchen. Oft sind es gerade völlig neue Qualitäten, die <strong>der</strong> soziotechnischen<br />

Entwicklung eine überraschende Wendung geben, und solche neuen Qualitäten dürften<br />

sich einem Berechnungskalkül und einer system<strong>at</strong>ischen Abfrageprozedur nur<br />

schwer erschließen. „Erfindungen können nur vorausgesagt werden, indem man diese<br />

Erfindungen selbst macht“ (Pfeiffer 1971, 113, Anm. 11). Dann aber bedarf die Prognose<br />

neuer Qualitäten <strong>der</strong> gleichen Kre<strong>at</strong>ivität wie die Erfindung des Neuen. So ist es<br />

folgerichtig, wenn für die Technikbewertung auch Verfahren <strong>der</strong> Kre<strong>at</strong>ivitätsför<strong>der</strong>ung<br />

vorgeschlagen werden, die aus <strong>der</strong> allgemeinen Methodik des Problemlösens<br />

stammen.<br />

3.3 Heuristische <strong>Methode</strong>n<br />

Wie einzelne Menschen zu neuartigen Ideen inspiriert werden, ist trotz aller Kre<strong>at</strong>ivitätspsychologie<br />

bislang wenig geklärt. Immerhin h<strong>at</strong> sich vielfach bestätigt, dass<br />

Menschen in einer kleinen Gruppe einan<strong>der</strong> höchst wirksam wechselseitig inspirieren<br />

können. Darauf beruht die <strong>Methode</strong> des Brainstorming, eine intuitiv-heuristische <strong>Methode</strong><br />

zum Gewinnen und Sammeln von Einfällen. Ein möglichst heterogener Kreis<br />

von nicht mehr als zehn Personen wird in aufgelockerter Atmosphäre mit einer Frage

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