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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Die</strong> oper<strong>at</strong>ive Anlage eines interaktiven qualit<strong>at</strong>iv-empirischen Forschungsprozesses<br />

geben kann. Man muss also Annahmen entwickeln, wo man Hinweise und Indizien<br />

zur Beantwortung <strong>der</strong> Fragestellung finden kann.<br />

An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass Forschungshandlungen generell von Vorannahmen<br />

bestimmt sind. Dabei ist zwischen zwei unterschiedlichen Arten von Vorannahmen<br />

zu unterscheiden: Zum einen gibt es Vorurteile, eigene Erfahrungen und ggf.<br />

auch Ergebnisse frem<strong>der</strong> Forschungsversuche im ausgewählten Feld. Solche Vorannahmen<br />

haben den gleichen logischen St<strong>at</strong>us wie die von mir selbst angezielten Ergebnisse:<br />

Es handelt sich dabei um empirisch gewonnene Auffassungen über den Gegenstand.<br />

Zum an<strong>der</strong>en fließen in jede Forschungsarbeit aber auch Annahmen ein, die das Gewinnen<br />

von empirischen Einsichten überhaupt erst möglich machen: Es handelt sich<br />

dabei um begriffliche Ausgangsannahmen darüber, worin ein bestimmter Gegenstand<br />

besteht, was den Gegenstand „ausmacht“, welche Eigenheiten den Gegenstand von<br />

an<strong>der</strong>en Gegenständen unterscheidbar machen, worauf man also sein Augenmerk lenken<br />

muss, wenn man den Gegenstand angemessen erfassen will. Möchte man etwa<br />

Lernschwierigkeiten von SchülerInnen untersuchen, so muss man sich zunächst dafür<br />

entscheiden, was man als den Vorgang des „Lernens” betrachten möchte: etwa jede<br />

beobachtbare dauerhafte Verhaltensän<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> nur die dauerhafte Erweiterung<br />

von Fähigkeiten, nur bewusste vollzogene Verän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> auch unbewusste etc.<br />

Erst wenn man diese Entscheidung getroffen und damit einen „Begriff“ vom Gegenstand<br />

entwickelt h<strong>at</strong>, kann man diesen system<strong>at</strong>isch untersuchen, denn erst dann weiß<br />

man, welche Details aus <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> konkreten Erscheinungseindrücke des angezielten<br />

Wirklichkeitsbereichs für das angestrebte Ziel von Bedeutung sind und welche<br />

nicht. Begriffsbestimmungen dieser Art werden verschiedentlich auch als k<strong>at</strong>egoriale<br />

o<strong>der</strong> gegen-standstheoretische Annahmen bezeichnet.<br />

Entscheidungen über den Gegenstand <strong>der</strong> Forschungstätigkeit sind also in jedem Falle<br />

theoriegeleitet und die Qualität des eingesetzten Wissens entscheidet über die Qualität<br />

<strong>der</strong> erzielbaren Ergebnisse. Im Allgemeinen muss es als Verantwortung <strong>der</strong> ForscherInnen<br />

betrachtet werden, das theoretische Know-how einzubringen, das eine fundierte<br />

Gegenstandsbestimmung möglich macht.<br />

1.3.2 Durchführung<br />

In einer ersten Phase ist es zunächst empfehlenswert, meine noch wenig profilierte<br />

Sicht auf den Gegenstand zu erweitern und zu differenzieren. Dazu kann es von Nutzen<br />

sein, erkundende Gespräche mit Fachexperten und Betroffenen zu führen und bereits<br />

verfügbare Forschungsergebnisse zu studieren. Das Erproben wechseln<strong>der</strong><br />

Blickrichtungen erleichtert eine sinnvolle endgültige Festlegung des Gegenstands.<br />

Das Ziel ist dabei, sich möglichst viel Wissen über den angezielten Gegenstandsbereich<br />

anzueignen. Damit soll möglichst ausgeschlossen werden, dass ich in (vermeidbarer)<br />

Unkenntnis des verfügbaren Wissensstandes unbeholfen an den Gegenstand<br />

herangehe o<strong>der</strong> einfach banale, bereits ausführlich bekannte Einsichten produziere.<br />

Zur Vorbereitung <strong>der</strong> notwendigen gegenstandstheoretischen Verankerung <strong>der</strong> Forschungsarbeit<br />

ist es sinnvoll, theoretische Rahmenkonzepte ausfindig zu machen, <strong>der</strong>en<br />

Eins<strong>at</strong>z geeignet scheint, das zu erforschende Gegenstandsfeld in einer in Hinblick<br />

auf die Fragestellung aufschlussreichen Weise zu strukturieren. <strong>Die</strong> Auswahl<br />

solcher Theorien entscheidet unter an<strong>der</strong>em auch darüber, in welcher Weise und für<br />

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