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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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362<br />

Ulrike Hugl<br />

Ohne an dieser Stelle spezifisch auf die Einzelheiten des hermeneutischen Analyseprozesses<br />

einzugehen, soll wie<strong>der</strong>um die Frage nach dem Zusammenhang zur qualit<strong>at</strong>iven<br />

Inhaltsanalyse gestellt werden:<br />

Welche Eckpfeiler sind aus <strong>der</strong> Objektiven Hermeneutik für die Entwicklung einer<br />

qualit<strong>at</strong>iven Inhaltsanalyse ableitbar? (vgl. Hugl, 1995, 46, 47)<br />

In <strong>der</strong> Objektiven Hermeneutik wird mit Hilfe <strong>der</strong> differenzierten Feinanalyse sehr viel Inform<strong>at</strong>ion<br />

in Form von Interpret<strong>at</strong>ionen gewonnen. <strong>Die</strong>se Interpret<strong>at</strong>ionen sind offen und<br />

gegebenenfalls durch an<strong>der</strong>e Interpret<strong>at</strong>eure abän<strong>der</strong>bar. Für die Entwicklung einer qualit<strong>at</strong>iven<br />

Inhaltsanalyse ließe sich ableiten, dass ein Vorgehen gefunden werden sollte, das so<br />

offen ist, dass es den o<strong>der</strong> die Auswerter nicht zu sehr einschränkt, allerdings einen <strong>der</strong>art<br />

geregelten Analyseprozess vorsieht, dass eine fortlaufende Verän<strong>der</strong>barkeit <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

durch verschiedene Auswerter minimiert o<strong>der</strong> ausgeschlossen werden kann. Durch ein geeignetes<br />

K<strong>at</strong>egoriensystem mit „Unterdimensionen“ soll ein regelgeleitetes Vorgehen durch<br />

die Auswerter gewährleistet werden. Weiters wird eine genaue Definition <strong>der</strong> them<strong>at</strong>ischen,<br />

schwerpunktartigen Interpret<strong>at</strong>ionsrichtung des Untersuchungsgegenstandes erfor<strong>der</strong>lich.<br />

<strong>Die</strong> Verän<strong>der</strong>barkeit von Ergebnissen durch verschiedene Interpret<strong>at</strong>eure betreffend könnte<br />

für die Entwicklung einer qualit<strong>at</strong>iven Inhaltsanalyse abgeleitet werden, dass (idealerweise)<br />

mit Hilfe geeigneter Vorgehensdefnitionen ein Weg gefunden werden soll, dass auch an<strong>der</strong>e<br />

(am Analyseprozess nicht beteiligte) Interpret<strong>at</strong>eure anhand einer Auswertungsstichprobe<br />

zu denselben Result<strong>at</strong>en kommen wie die ursprüngliche Gruppe von Auswertern<br />

(o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ursprüngliche Auswerter). Das entsprechende Gütekriterium ist die sogenannte<br />

schon erwähnte Interko<strong>der</strong>reliabilität, also die For<strong>der</strong>ung, dass unterschiedliche Interpret<strong>at</strong>eure<br />

zu denselben Untersuchungsergebnissen gelangen sollen.<br />

In <strong>der</strong> Objektiven Hermeneutik können aufgrund des sehr zeitaufwendigen und differenzierten<br />

Analyseverfahrens nur sehr kleine D<strong>at</strong>enmengen bearbeitet werden. Für die Entwicklung<br />

einer qualit<strong>at</strong>iven Inhaltsanalyse ist dafür Sorge zu tragen, dass aufgrund geeigneter<br />

methodischer Schrittfolgen auch größere D<strong>at</strong>enmengen ausgewertet werden können.<br />

<strong>Die</strong> qualit<strong>at</strong>ive Inhaltsanalyse sollte subjektive Wahrnehmungsebenen und <strong>der</strong>en Zusammenführung<br />

zu einer Auswertung im übergreifenden Untersuchungszusammenhang aus <strong>der</strong><br />

Objektiven Hermeneutik (Wechsel von <strong>der</strong> Ebene übergreifen<strong>der</strong>, „objektiver“ Sinnzusammenhänge<br />

und subjektiver Intentionen auf Individualebene) ableiten und leisten.<br />

Auch eine qualit<strong>at</strong>ive Inhaltsanalyse sollte an alltäglichen Verstehens- und Interpret<strong>at</strong>ionsprozessen<br />

anknüpfen können. Dabei könnte <strong>der</strong> Nähe zum Untersuchungsgegenstand in <strong>der</strong><br />

D<strong>at</strong>enerfassung (z.B. in qualit<strong>at</strong>iven Interviews) durch die späteren Auswerter Rechnung<br />

getragen werden.<br />

3. Brücken schlagen: „qualit<strong>at</strong>iv – quantit<strong>at</strong>iv – qualit<strong>at</strong>iv“<br />

Ich habe mich durch meine Liebe zur Wahrheit von <strong>der</strong> bequemen Sicherheit <strong>der</strong> Gewißheiten<br />

losgerissen und die Wahrheit h<strong>at</strong> mich belohnt .(Simone de Beauvoir)<br />

Vorwiegend in den 70er Jahren setzten sich zunehmend multimethodisch-orientierte<br />

Forschungsprojekte durch. Ein Grund dafür ist vermutlich in <strong>der</strong> Unzufriedenheit mit<br />

empirisch bewährten <strong>Methode</strong>n (auch <strong>der</strong> elektronischen D<strong>at</strong>enverarbeitung) zu suchen.<br />

Im Folgenden soll versucht werden, den möglichen Schulterschluss zwischen<br />

qualit<strong>at</strong>ivem und quantit<strong>at</strong>ivem Forschungszugang zu erläutern.

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