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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Arbeitsfel<strong>der</strong> und <strong>Methode</strong>n kunsthistorischer Forschung<br />

201<br />

stellte und letztlich zur notwendigen Aufgabe des einen Erkenntnisgegen-standes<br />

„(Stil-)Geschichte <strong>der</strong> Kunst” führen musste. Als einer <strong>der</strong> ersten sprach Hans Belting<br />

in einer provok<strong>at</strong>iven Antrittsvorlesung den Paradigmenwechsel an. Fragt <strong>der</strong> Titel<br />

dieses 1984 publizierten Textes nach dem „Ende <strong>der</strong> Kunstgeschichte?”, so meinte<br />

<strong>der</strong> Autor damit nicht, dass wissenschaftliche „Kunstforschung” nun unmöglich geworden<br />

wäre. Vielmehr konst<strong>at</strong>ierte er, dass sich Künstler wie auch Kunsthistoriker<br />

nicht mehr auf die sinnvolle Kontinuität einer „Geschichte <strong>der</strong> Kunst” verlassen konnten<br />

und wollten. Wenn die einen sich ehemals darum bemüht h<strong>at</strong>ten, diese Geschichte<br />

durch ihre Werke „nach vorn” fortzusetzen, so h<strong>at</strong>ten die an<strong>der</strong>en sich die narr<strong>at</strong>ive<br />

Darstellung <strong>der</strong>selben zur Aufgabe gemacht (Belting 1985, 11). Das ehemals verbindliche,<br />

also identitätsbestimmende und die Kommunik<strong>at</strong>ion innerhalb des Faches gewährleistende<br />

Modell, das Belting mit einem Fragezeichen verabschiedete, ohne es<br />

genauer zu identifizieren, war jenes <strong>der</strong> Stilgeschichte.<br />

Belting löste mit seinem Text weniger eine Diskussion aus, als dass er ihren Abschluss<br />

markierte. Bereits in den siebziger Jahren h<strong>at</strong>te man verschiedentlich die<br />

Mängel <strong>der</strong> hergebrachten kunsthistorischen Arbeitsweise, überhaupt aber <strong>der</strong>en Erkenntnisziel<br />

zu kritisieren begonnen. <strong>Die</strong>s geschah schon damals vor dem Hintergrund<br />

<strong>der</strong> Warburg-Panofsky Tradition, wobei <strong>der</strong> Impetus maßgeblich ein politischer<br />

war. Selbst ein konserv<strong>at</strong>iver Kunsthistoriker wie Hermann Bauer, <strong>der</strong> um 1976 versuchte,<br />

die Aufgabe <strong>der</strong> Kunstgeschichte in <strong>der</strong> Tradition Vasaris und Winckelmanns<br />

bis hin zu Hans Sedlmayr zu fixieren, konnte sich nicht davor verschließen, dass die<br />

Fragestellung <strong>der</strong> Kunstgeschichte, wie er anmerkte, vor allem in „soziologischer”<br />

Richtung erweitert werden müsse (Bauer 1976/1989, 137).<br />

Das Eingeständnis des Defizits erklärt sich im Rahmen einer umfassenden Verschiebung<br />

im Verständnis <strong>der</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Human- o<strong>der</strong> Geisteswissenschaften (dazu<br />

Oelmüller 1977). An die Kunstgeschichte wurden Fragen herangetragen, <strong>der</strong>en Beantwortung<br />

im Rahmen des einheitlichen Paradigmas <strong>der</strong> Stilgeschichte nicht möglich<br />

war: Fragen nach <strong>der</strong> Rolle von „Kunst” und ihrer Wissenschaft in <strong>der</strong> Gesellschaft,<br />

nach ihrer historischen Dauer. <strong>Die</strong> neuen Fragen erfor<strong>der</strong>ten eine Betrachtung des<br />

Kunstwerkes auf seinem ideologischen und produktionstechnischen Hintergrund<br />

ebenso wie eine historische Erforschung <strong>der</strong> jeweiligen ästhetischen Haltung, die den<br />

zu interpretierenden Objekten ehemals entgegengebracht wurde. <strong>Die</strong> allgemeine Orientierungslosigkeit<br />

versuchte man durch die Entwicklung neuer „<strong>Methode</strong>n” und<br />

„Ansätze” zu überwinden. Neben den system<strong>at</strong>isch-theoretischen Anstrengungen begann<br />

man auch zunehmend, die Frage „Kunstgeschichte – aber wie?” wissenschaftshistorisch<br />

zu behandeln, was die Anerkennung <strong>der</strong> Historizität des eigenen Erkenntnisinteresses<br />

för<strong>der</strong>te.<br />

4. Aktuelle Diskussion<br />

In jüngster Zeit ist man in <strong>der</strong> theoretischen Diskussion davon abgekommen, neue<br />

<strong>Methode</strong>n zu erörtern und neue „Ansätze” zu definieren. Man konzentriert sich vielmehr<br />

eher auf definierbare Interessen, welche bestimmte Frageweisen und entsprechende<br />

Verfahren nahelegen. <strong>Die</strong> Auffassung h<strong>at</strong> sich durchgesetzt, dass es nicht nur

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