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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Einführung in die Argument<strong>at</strong>ionsanalyse<br />

123<br />

stimmungen, Theorie-Elemente etc. enthalten kann (z.B. St<strong>at</strong>istiken über die Religionszugehörigkeit<br />

von schwedischen Sta<strong>at</strong>sbürgern, medizinisches Wissen, Taxonomie<br />

<strong>der</strong> Biologie).<br />

Im Hinblick auf die Konklusion ergänzt Toulmin ein zusätzliches qualifizierendes<br />

Moment – „Qualifier” –, das angibt, wie „sicher” das darin Behauptete aufgrund <strong>der</strong><br />

gegebenen Begründung gilt, wobei er vor allem an einschränkende Modalausdrücke<br />

<strong>der</strong> Umgangssprache denkt (wie höchstwahrscheinlich, vermutlich, voraussichtlich,<br />

möglicherweise etc. – „Sokr<strong>at</strong>es ist sterblich” ohne Qualifier gegenüber „Pe<strong>der</strong>son ist<br />

vermutlich Protestant”). <strong>Die</strong>ses Moment kann außerdem durch den Hinweis auf mögliche<br />

wi<strong>der</strong>legende Umstände – „Rebuttal” –, etwa Ausnahmen o<strong>der</strong> Zus<strong>at</strong>zbedingungen,<br />

noch genauer bestimmt sein.<br />

2. Zum Stand <strong>der</strong> gegenwärtigen Argument<strong>at</strong>ionstheorie<br />

Im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die Argument<strong>at</strong>ionstheorie<br />

im Grunde genommen auch heute noch, nur dass inzwischen die Bandbreite an<br />

verschiedenen Ansätzen größer geworden ist 3 .<br />

Einigkeit besteht weitgehend darüber, dass die argument<strong>at</strong>iven Strukturen nicht in den<br />

Regeln <strong>der</strong> formalen Logik aufgehen: Gesucht wird nach einem an<strong>der</strong>en, erweiterten<br />

Verständnis des Argumentierens, das nicht auf das Aufbauen von deduktiv-logischen<br />

Schlussketten eingeschränkt, aber noch eng genug ist, um von bloßer Rhetorik – im<br />

Sinne von Verfahrensweisen zur Meinungsbeeinflussung – unterscheidbar zu sein.<br />

Darüber, wie dieses Ziel erreicht werden kann, gehen die Auffassungen dann allerdings<br />

auseinan<strong>der</strong>.<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite gibt es verschiedene Ansätze, die eher in Richtung einer Argument<strong>at</strong>ionsrhetorik<br />

gehen, nämlich Argument<strong>at</strong>ion als einen interaktiven Prozess bestimmen,<br />

<strong>der</strong> darauf ausgerichtet ist, über den Austausch von Argumenten einen Konsens<br />

zwischen den Beteiligten herzustellen. Hierzu gehören etwa die beson<strong>der</strong>s von<br />

Jürgen Habermas und Karl-Otto Apel repräsentierte <strong>Diskurs</strong>theorie 4 und die sogenannte<br />

„Pragmadialektik”, die von <strong>der</strong> Argument<strong>at</strong>ion Research Group Amsterdam<br />

unter Frans van Eemeren/Rob Grootendorst entwickelt wird (van Eemeren/Grootendorst<br />

1996). Im Unterschied zu deduktiven Ableitungen wäre demnach <strong>der</strong> Erfolg einer Argument<strong>at</strong>ion<br />

nicht daran zu messen, ob eine Rechtfertigung bzw. Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> zur<br />

Disposi-tion stehenden Aussagen o<strong>der</strong> Behauptungen gelingt, son<strong>der</strong>n danach zu beurteilen,<br />

ob sich Übereinstimmmung darüber, also die Zustimmung von Personen, erzielen<br />

läßt. Damit entsteht n<strong>at</strong>ürlich – wie bei Perelman/Olbrechts-Tytica – die Ge-<br />

3 <strong>Die</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Ansätze und Fragestellungen zeigen die Tagungsberichte <strong>der</strong> ISSA-Konferenz<br />

1998, hrsg. von van Eemeren et al. Einen guten Überblick über die verschiedenen Richtungen,<br />

mit Diskussionen zwischen ihren Vertretern, gibt Wohlrapp (Hg.) 1995.<br />

4 Apel 1973, Habermas 1982. Interessant ist hier auch <strong>der</strong> Ans<strong>at</strong>z von Kopperschmidt, <strong>der</strong> eine<br />

rhetorisch orientierte Argument<strong>at</strong>ionstheorie auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Habermas’schen <strong>Diskurs</strong>theorie<br />

entwickelt h<strong>at</strong>, für eine kürzere Darstellung vgl. etwa Kopperschmidt 1995.

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