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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Siegfried Lamnek<br />

dies nicht <strong>der</strong> Fall, erfolgt die Beobachtung verdeckt. Bei <strong>der</strong> verdeckten und unentdeckten<br />

Beobachtung ist beson<strong>der</strong>s vorteilhaft, dass keine reaktiven Effekte<br />

auftreten werden, d.h. dass sich das Messobjekt (= Forschungssubjekt) durch den<br />

Messvorgang nicht verän<strong>der</strong>n wird (Berger & Wolf 1989, 236). <strong>Die</strong> verdeckte Beobachtung<br />

konfligiert gelegentlich mit (wissenschafts-)ethischen Prinzipien. Manche<br />

Autoren lehnen sie ab: „Grundsätzlich spricht jedoch einiges gegen die ‚verdeckte’<br />

Beobachtung, so daß sie sehr nahe dem Betrug kommt“ (Girtler 1984, 62).<br />

3 Teilnehmende Beobachtung vs. nicht-teilnehmende Beobachtung (Partizip<strong>at</strong>ionsgrad):<br />

Beobachtungen, bei denen <strong>der</strong> Beobachter in das soziale Geschehen, das<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Beobachtung ist, einbezogen ist, bezeichnet man als teilnehmende<br />

Beobachtung. Von einer nicht-teilnehmenden Beobachtung spricht man, wenn<br />

sich <strong>der</strong> Beobachter auf seine Rolle als Forscher beschränkt und nicht an den Interaktionen<br />

und Prozessen im Beobachtungsfeld partizipiert. Das Gegens<strong>at</strong>zpaar<br />

teilnehmende vs. nicht-teilnehmende Beobachtung bezeichnet in <strong>der</strong> Praxis eher<br />

wie<strong>der</strong> die Endpunkte eines Kontinuums des Teilnahmeausmaßes. „Zwischen teilnehmen<strong>der</strong><br />

und nicht-teilnehmen<strong>der</strong> Beobachtung sind verschiedene Grade <strong>der</strong><br />

Partizip<strong>at</strong>ion des Beobachters im sozialen Feld denkbar (...)<br />

Der Forscher kann sich völlig mit dem zu untersuchenden sozialen Feld identifieren,<br />

er geht in ihm auf und wird zum Teilnehmer.<br />

Der zweite Rollentypus ist <strong>der</strong> Teilnehmer als Beobachter im Feld, d.h. seine<br />

Beobachterrolle im Feld ist erkennbar, während <strong>der</strong> Teilnehmerst<strong>at</strong>us gewichtiger<br />

bleibt.<br />

<strong>Die</strong> dritte Form <strong>der</strong> Teilnahme ist <strong>der</strong> Beobachter als Teilnehmer, bei dem<br />

schon eine klare Dominanz <strong>der</strong> Beobachtung vorliegt und (viertens)<br />

bleibt die reine Beobachtung ohne Interaktion mit dem Feld“ (Lamnek 1995b,<br />

252).<br />

4 N<strong>at</strong>ürliche Beobachtungssitu<strong>at</strong>ion vs. künstliche Beobachtungssitu<strong>at</strong>ion: Werden<br />

die zu beobachtenden Geschehnisse in ihrer alltäglichen Umwelt beobachtet,<br />

spricht man von einer Beobachtung in einer n<strong>at</strong>ürlichen Beobachtungssitu<strong>at</strong>ion<br />

(Feldbeobachtung). Bei <strong>der</strong> Beobachtung in einer künstlichen Atmosphäre findet<br />

die Beobachtung <strong>der</strong> interessierenden Sachverhalte in einem Labor (meist unter<br />

„standardisierten“ Bedingungen) st<strong>at</strong>t (Laborbeobachtung). Während die Laborbeobachtung<br />

eine sehr weitgehende Kontrolle <strong>der</strong> Verhältnisse erlaubt, weil die<br />

Situ<strong>at</strong>ion selbst rel<strong>at</strong>iv künstlich und hinsichtlich ihrer Komplexität reduziert ist,<br />

besitzt die Feldbeobachtung eine sehr hohe N<strong>at</strong>ürlich- und Alltäglichkeit, mithin<br />

eine hohe Komplexität, ist aber nur begrenzt kontrollierbar. <strong>Die</strong>s führt dazu, dass<br />

die Laborbeobachtung eine hohe interne Validität, die Feldbeobachtung eine<br />

große externe Validität besitzt, d.h. die Beobachtungsbefunde des Labors sind immanent<br />

abgesicherter, lassen sich aber nur begrenzt auf n<strong>at</strong>ürliche soziale Situ<strong>at</strong>ionen<br />

übertragen; für die Feldbeobachtung gilt das Umgekehrte.<br />

5 Eigenbeobachtung vs. Fremdbeobachtung: Im Allgemeinen handelt es sich bei<br />

Beobachtungen in <strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen Forschung um Fremdbeobachtungen.<br />

Eigen- bzw. Selbstbeobachtungen („Introspektion“) werden vor allem in <strong>der</strong><br />

Psychologie (Psychoanalyse, Psychi<strong>at</strong>rie) angewandt (Schnell & Hill & Esser<br />

1999, 359, 360). Bei <strong>der</strong> Fremdbeobachtung sind Subjekt und Objekt <strong>der</strong> Beob-

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