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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Methode</strong>n theoretischer Forschung<br />

und man solle auch nicht so tun, als gäbe es sie: Schon durch die bloße wissenschaftliche<br />

Tätigkeit, etwa durch die Entscheidung, sein Interesse einer bestimmten Forschungsrichtung<br />

zu widmen (und an<strong>der</strong>e beiseite zu lassen), durch die weitgehende<br />

Übernahme <strong>der</strong> dort jeweils herrschenden Meinungen, aber z.B. auch durch die Anerkennung<br />

und Inanspruchnahme <strong>der</strong> bestehenden Bildungs- und Forschungseinrichtungen<br />

(die ja von bestimmten politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen abhängig<br />

sind) unterstütze man unweigerlich bestimmte Interessen und arbeite an<strong>der</strong>en Interessen<br />

entgegen, man trage also indirekt zur Befestigung bestimmter Machtverhältnisse<br />

bei. 11 <strong>Die</strong>se Einbettung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Tätigkeit in einen gesellschaftlichen<br />

Kontext müsse immer mitberücksichtigt werden, kritische Wissenschaft müsse sich<br />

immer die Frage stellen, inwieweit sie zur Än<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Befestigung unterdrücken<strong>der</strong><br />

Verhältnisse beitrage.<br />

Es gibt allerdings auch an<strong>der</strong>e Redeweisen von „Theorie“ in <strong>der</strong> Philosophie, die wie<strong>der</strong>um<br />

mehr Ähnlichkeiten damit haben, wie in einzelnen Wissenschaften von „Theorien“<br />

gesprochen wird. In diesem Sinne ist z.B. in <strong>der</strong> Sprachphilosophie von <strong>der</strong><br />

„Theorie <strong>der</strong> Sprechakte“ die Rede: Sie basiert auf Beobachtungen unseres t<strong>at</strong>sächlichen<br />

Sprachverhaltens und beschreibt einige allgemeine Merkmale von Situ<strong>at</strong>ionen,<br />

in denen mit sprachlichen Mitteln gehandelt wird (Äußerungen wie „Das Büffet ist eröffnet!“,<br />

„Ich verurteile Sie zu...“ etc. schaffen ja neue Fakten in <strong>der</strong> Welt!). Und<br />

schließlich gibt es auch in <strong>der</strong> Philosophie einige sehr großräumige Bereiche, die als<br />

„Theorie“ bezeichnet werden, etwa die „Erkenntnistheorie“ und die „Wissenschaftstheorie“.<br />

Sie zählen zu den Hauptbereichen <strong>der</strong> Philosophie überhaupt. Interessanterweise<br />

gilt von diesen „Theorien“ ähnliches, wie oben bezüglich <strong>der</strong> „Wirtschaftstheorie“<br />

(u.a.) bemerkt wurde: Es gibt dort viele Thesen, bezüglich <strong>der</strong>er (fast) alle Erkenntnis-<br />

bzw. Wissenschaftstheoretiker übereinstimmen würden, aber gerade die<br />

Grundlagenfragen (was eigentlich „Erkenntnis“, „Wissen“, „Wahrheit“ ausmacht<br />

etc.) sind sehr umstritten, wobei die verschiedenen Positionen durchaus gute Argumente<br />

für sich haben. Und ähnlich wie die Wirtschaftstheorie u.a. sind diese Theorien<br />

nicht nur deskriptiv, son<strong>der</strong>n haben eine deutlich norm<strong>at</strong>ive Komponente: Sie machen<br />

nämlich gleichzeitig Vorschläge darüber, wie „Erkenntnis“, „Wissen“, „Wahrheit“<br />

etc. zu verstehen sind und was man tun sollte, wenn man an Erkenntnis/Wissen/wahren<br />

Meinungen etc. interessiert ist.<br />

1.2.6 „Theoretische“ Gegenstände:<br />

Zum Vokabular wissenschaftlicher Theorien gehören Wörter für Gegenstände, die <strong>der</strong><br />

Beobachtung fernliegen: etwa Elektronen und Fel<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Physik. Eine ähnliche<br />

Rolle spielen z.B. Märkte o<strong>der</strong> Preisniveaus in <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaft. <strong>Die</strong>se<br />

Objekte sind nicht direkt beobachtbar (was man ziemlich direkt beobachten kann,<br />

sind Zeigerausschläge, Spuren in einer Nebelkammer o<strong>der</strong> die einzelnen wirtschaftenden<br />

Menschen). Stellt man jedoch eine erklärende Theorie auf, warum es zu den Zei-<br />

10 Ein leicht lesbarer Vergleich zwischen „traditioneller“ und „kritischer“ Theorieauffassung<br />

und gleichzeitig eine gute Einführung in die Kritische Theorie ist Horkheimer (1937).<br />

11 Pro und contra „Wertfreiheit“ <strong>der</strong> Wissenschaften, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Sozialwissenschaften, entspann<br />

sich seit den 60er Jahren <strong>der</strong> „Positivismusstreit“; siehe dazu Wuchterl (1997).<br />

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